„Wien, Wien, nur du allein“ ist ein altbekanntes Heurigenlied, dass von zahlreichen Interpreten, unter anderem auch von dem legendären Peter Alexander zum Besten gegeben wurde. Auch wenn ich bestimmt kein Anhänger der Heurigenmusik bin musste ich an diese Liedzeilen denken, als ich die heutigen Nachrichten im Onlineportal derstandard.at las. Da wurde doch ein kleinwenig stolz berichtet, dass die Stadt Wien in einem Ranking, ebenso wie bereits im Vorjahr, wieder als Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität bewertet wurde. Zu diesem Ergebnis kommt eine Mercer-Studie, bei der insgesamt 221 internationale Großstädte bewertet wurden. Die Bundeshauptstadt Wien konnte sich mit 108,6 Punkten behaupten – unmittelbar gereiht vor den Metropolen Zürich, Genf, Vancouver, Auckland, Düsseldorf, Frankfurt und München. Dass die irakische Hauptstadt Bagdad am letzten Platz gelandet ist mag nicht allzu sehr überraschen.
Das Unternehmen Mercer ist ein weltweit tätiges Consulting-Unternehmen, dass bei seiner Studie die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekte beleuchten möchte. Die Stadt Wien verdanke, so der Geschäftsführer von Mercer Austria, seinen Spitzenplatz vor allem dem hohen Maß an Sicherheit, politischer Stabilität und funktionierender Infrastruktur. Befragt wurden bei der Studie im Ausland tätige Geschäftsleute. Dieser Umstand hat heute in manchen Internetforen zu Diskussionen geführt, da manche User reflexartig meinten, eine Umfrage unter Geschäftsleuten könne die Lebensqualität einer Stadt nicht repräsentativ wiedergeben. Auf der anderen Seite brauche ich bei einer solchen Befragung natürlich Menschen, denen es überhaupt möglich ist internationale Großstädte miteinander zu vergleichen. Diese detaillierten Kenntnisse weltweiter Metropolen würden natürlich auch mir selbst fehlen. Ich bin als Wiener davon überzeugt in einer sehr schönen Stadt zu leben und fühle mich auch wohl, doch kann ich daraus noch keine objektive Bewertung anderer Städte, die ich bestenfalls aus der Ferne kenne, ableiten.
Das Online-Forum zu diesem Thema konnte innerhalb von acht Stunden mehr als 1.000 Postings verzeichnen – irgendwo lagen die Meinungen zwischen Bestätigung und Ablehnung, doch zweifellos war es ein Zeichen, dass das Ergebnis bewegt. Es wurde etwa oftmals fälschlich das Landleben mit dem Stadtleben verglichen – eine subjektive Frage, die einfach nichts mit dem Hintergrund der Studie zu tun hat. Ähnlich unsinnig klingt der Vorwurf, dass das Ergebnis der Umfrage politisch manipuliert wäre – schließlich steht die Bundeshauptstadt wenige Monate vor einer Landtagswahl. Nicht dass ich unseren Politikern manipulatives Geschick nicht zutrauen würde sollte man doch eine etablierte internationale Mercer-Studie, die 221 Metropolen untersucht, nicht klein zu reden versuchen. Ich hoffe auch, dass das Ergebnis generell nicht zu sehr verpolitisiert wird.
Bei der diesjährigen Umfrage hat Mercer einen besonderen Schwerpunkt auf den Faktor Umwelt gelegt, bei dem Wien unter 221 Städten den eher nur durchschnittlichen 44. Platz belegt hat. Die Spitzenplätze in diesem Segment belegten Calgary und Ottawa in Kanada sowie Honolulu in den USA. Wer näher interessiert ist kann die Details der Studie auch unter http://www.mercer.com/home.htm nachlesen. Die Bewertung der „politischen Stabilität“ gilt bestimmt für ganz Österreich, die Beurteilung der „hohen Sicherheit“ zeigt uns, dass unsere Kriminalitätsrate – trotz Abbau von Polizeidienststellen – im internationalen Vergleich noch relativ gering ist. Die infrastrukturellen Angebot von Wien schätze ich aber tatsächlich sehr: sei es die öffentliche Anbindung, Freizeitangebote wie die Donauinsel und vieles andere…
Pedro