Eine vor kurzem veröffentlichte Erhebung ergab, dass „Mail Online“ – die Website der britischen Tageszeitung „Daily Mail“ – mit 45 Millionen Besuchern im Monat die meistbesuchte und damit erfolgreichste Nachrichtenseite im Internet ist. Dem Format „Mail Online“, welches seit 2008 existiert, wird ein starker Fokus auf Stars und dem Showbusiness nachgesagt. „Wir geben den Menschen, was sie lesen wollen“, kommentiert James Bromley, Managing Directory von „Mail Online“ diesen Umstand und erklärt damit offenbar das Erfolgsmodell.
Den heutigen Kolumnenbeitrag möchte ich aber eigentlich einer Betrachtung der österreichischen Nachrichtenlandschaft im World Wide Web widmen. Die Nachrichtenportale zählen neben den sozialen Netzwerken und vergleichbaren Informationsanbietern wohl zweifellos zu den Webseiten mit den meisten Besuchern. Unter den regional erfolgreichen Seiten traue ich mir zu behaupten, dass die Nachrichtenseiten der Gruppe mit den meisten Besucherzugriffen angehören.
Die Nachrichtenportale werden naturgemäß in erster Linie von den Printmedien und den Rundfunkstationen betrieben – also einfach von jenen Unternehmen, deren Kerngeschäft auch schon vor dem Internetzeitalter im Journalismus angesiedelt war. Das Nachrichtenportal, welches in Österreich in Sachen Zugriffe sprichwörtlich „die Nase vorn“ hat ist www.orf.at, welches vom ORF betrieben wird. In weiterer Folge erfreuen sich die Nachrichtenportale der großen Tageszeiten „Der Standard“, „Kurier“, „Kronen Zeitung“, und „Österreich“ nicht unerheblicher Beliebtheit, wie aus einer Auswertung der ÖWA (Österreichische Webanalyse) entnommen werden kann.
In ähnlicher Form wie sich die Printmedien durch spezifische journalistische Konzepte an verschiedene Leserschichten wenden trifft dies natürlich auch bei den Webportalen zu. Auch eine politische Positionierung soll hier eine Rolle spielen, auch wenn dies von den Medien ungern bestätigt wird. Es lässt sich durchaus ableiten, dass ein Portal welches sich bewusst auf sachliche Berichterstattung beschränkt geringere Leserzahlen ausweisen kann als jenes Format, dass manchmal auch etwas heftiger mit dem Boulevard liebäugelt. Es bleibt dem Blattmacher vorbehalten, ob er sich vorrangig dem Qualitätsjournalismus oder doch mehr der Auflagenstärke oder eben den Zugriffszahlen verbunden fühlt.
Eingangs habe ich erwähnt, dass dem erfolgreichsten Nachrichtenportal der Welt ein Hang zum Showbusiness nachgesagt wird. Wollen wir doch einen Versuch unternehmen um diese Betrachtung mit dem zugriffsstärksten österreichischen Portal zu vergleichen. Die Aussage ist wohl durchaus zulässig, dass ein Portal welches sich einem breiten Publikum öffnen möchte den Boulevard nicht gänzlich ausklammern darf. Die Website orf.at versucht zweifellos ein buntes Nachrichtenportal anzubieten, welches auch die Regionen ausreichend berücksichtigt.
Selbst werfe ich in der Regel mehrmals täglich einen Blick auf die Webseiten von orf.at und derstandard.at, welche beide ein sehr umfassendes aber auch durchaus unterschiedliches Nachrichtenangebot bieten. Bei der Website des Rundfunkes orte ich Verbesserungspotentiale in erster Linie bei der redaktionellen Strukturierung des Portals sowie bei den regionalen Artikeln, wo die journalistische Qualität manchmal zweitrangig erscheint.
Der ORF bemüht sich offenbar sehr bewusst darum sein Nachrichtenangebot mit bunten Meldungen zu untermalen und diese fallweise auch ausgiebiger zu thematisieren. Vor wenigen Tagen fand ich auf orf.at zwei derartig wenig brisante Meldungen, die mir aber doch ein Schmunzeln abringen mussten. Ich möchte aber fairerweise nicht verschweigen, dass dieser Nachrichtengehalt auch von anderen Portalen in ähnlicher Form transportiert wurde.
Einerseits wurde berichtet, dass die Universität Zürich festgestellt hätte, dass jedes Jahr der Frühpensionierung die Lebenserwartung um 2 Monate reduzieren würde. Ich möchte diese statistische Erhebung zwar nicht generell in Frage stellen, kann aber ohne Details keine Bedeutung ableiten. Ähnliches gilt für die Schlagzeile, dass US-Forscher festgestellt hätten, dass regelmäßige Schokolade-Esser schlanker wären als jene, die selten zur Tafel greifen. Es mag sein, dass solche Berichte zwar den Small Talk unter den Menschen bereichern können, auf der anderen Seite aber auch für mich beweisen, dass man mit Statistiken wohl oft alles und auch das Gegenteil beweisen kann.
Pedro