2008 werden es sieben Jahre, die ich für die Bohne schreibe und deren Entwicklung ich, wie ich durchaus mit Stolz sagen darf, maßgeblich mitprägen durfte. In diesen bald sieben Jahren habe ich viel Feedback von Ihnen, liebe Leser, erfahren dürfen, und ich gebe nicht ungern zu, dass sich das Lob vor allem in positiven Äußerungen an mich erging. Ich habe und hatte immer das Gefühl, dass ich mit meinen Ideen, Gedanken, Geschichten und Fantasien den Nerv vieler Menschen getroffen habe und ein wenig bewegen konnte. Ohne mir dabei zu viel über mich selbst einzubilden: es ist schön, wenn man Menschen erreicht, mit ihnen positiv interagieren kann und dabei selber wächst und sich weiter entwickelt. Den Nobelpreis, das ist klar, den werde ich nie für mich verbuchen können, aber dieses bescheidene Echo hat meine Freude am Schreiben wach gehalten und mich bisweilen auch beflügelt…
Heute im Laufe des Nachmittags allerdings landete neben der Anfrage einer jungen Leserin, die sich als neue Redakteurin beworben hat, auch das Schreiben eines gewissen Markus in meinem Posteingang. Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden, der laut Selbsteinschätzung hoch qualifizierte Mann, ging mich sehr herb an und bezeichnete meine Beiträge als das Ergebnis eines „gestörten Persönlichkeitsbildes“. Ich habe im ersten Augenblick geschluckt, als ich das gelesen habe. Gestörtes Persönlichkeitsbild? Woran soll das erkennbar sein? Ich meuchle weder meine Nachbarn noch prügle ich kleine Kinder und lebe im bescheidenen Rahmen ein ganz normales Leben das zugegebenermaßen sehr computer- und internetorientiert verläuft. Aber „gestört“? Wer maßt sich da an, das nach Lektüre einiger Beiträge über mich sagen zu können???
Nicht dass ich diesen Mann und seine destruktive Kritik zu ernst nehmen möchte. Er repräsentiert eine Meinung von vielen und ich möchte dem, was der Herr zu sagen hatte grundsätzlich nicht sehr viel Bedeutung beimessen – offensichtlich hat er sich trotz gewaltiger Auslastung im beruflichen wie privaten Leben, wie er mich sinngemäß wissen ließ, die Zeit genommen, in der Bohne nicht nur zu lesen sondern mich auch gezielt zu beleidigen. Er hat sich also hingesetzt um mich über meine „Unnormalität“ aufzuklären. Was oder wer ist schon normal? Diese Frage stellte oft die Stimme der Nacht von Liferadio, Constanze Hill, und traf (und trifft) damit genau ins Schwarze. Wer ist schon wirklich normal von uns allen? Und wer ist dieser Mann, dieser Markus, der sich anmaßt mir nach der Lektüre einiger Beiträge quasi ein „gestörtes“ Persönlichkeitsbild zu attestieren?
Ein Psychologe vielleicht, in jedem Fall aber jemand der meint, er wäre psychologisch sehr versiert und quasi unfehlbar in seinem Urteil von der Ferne aus. Einer von einer Berufsgruppe aber möglicherweise, der sich selber einmal bei der Nase nehmen sollte, denn unfehlbar oder allwissend sind auch die Erben des großen Sigmund Freud sicher nicht. Doch ehrlich gesagt stellt sich für mich nach längerer Überlegung die Frage, ob der gute Mann nicht einfach nur vorgibt etwas zu sein, das er nicht ist sondern mich im Grunde genommen nur wirklich verunsichern wollte. Ein echter Psychologe würde wohl – falls ich wirklich eine gestörte Persönlichkeit hätte – behutsamer an mich herantreten, wäre ich doch ein krankes, empfindsames Pflänzchen von einer Seele, die geheilt werden sollte. Oder noch wahrscheinlicher: so einer hätte wohl gar keine Zeit in der Bohne zu lesen, weil er sich privat abschotten würde von derlei „Kleinkram“. Wie man es dreht und wendet, irgendwie kommt der Herr mit seinem Gebaren indifferent bei mir an, denn wenn er wirklich der Meinung wäre, ich hätte psychologische Hilfe nötig, würde er mich das sicher anders wissen lassen…
Zu diesem Schluss bin ich schließlich nach kurzem Nachdenken gekommen und habe aus diesem Grund auch eine weitere Mail des so bedeutsamen und wichtigen Herrn ignoriert. Seine künftigen Schreiben werden aus diesem Grund auch im Spamordner landen und dort sind sie sicher am besten aufgehoben. Zu offensichtlich wollte mich der Mann nur beleidigen, zu schade bin ich mir für eine mögliche ausgeweitete Diskussion mit einem Menschen, der sich vordergründig erhaben und wissend gibt. Auf jeden Fall ist mir diese Erfahrung wieder eine Lehre. Nicht jeder Leser ist der Bohne wohl gesonnen, nicht jeder ist zu konstruktiver Kritik fähig und nicht jeder mag meine Beiträge, aber damit kann die Bohne leben und natürlich auch ich. Ich lasse mir ganz sicher diese Arbeit hier nicht vermiesen! Und ob ich nun wirklich gestört bin oder nicht, diese Entscheidung überlasse ich anderen…
© Vivienne