Über den Realismus in meinen Geschichten und Gedichten

Seit ich in größerem Stil Geschichten zu schreiben begonnen habe, liebe Leser, kämpfe ich immer wieder ein wenig mit dem „Realismus“ darin. Und den dadurch entstehenden Auswirkungen auf meine Leserschaft. Denn obwohl ich von Zeit zu Zeit immer wieder darauf aufmerksam gemacht habe, dass nicht alle Beiträge in der Bohne mein Leben widerspiegeln, muss ich immer wieder zur Kenntnis nehmen, dass man trotzdem vieles für bare Münze nimmt. Ob ich nun blind aus mir heraus fantasiere oder die Erfahrungen anderer Leute verarbeite: sobald ich in der Ich-Form schreibe, meint so mancher, es geht wirklich um mich.

Erst kürzlich, am 19.04., wurde mir das wieder einmal bewusst. Zwei Beiträge von mir waren an dem Tag online gestellt worden (Wieder allein und An was soll ich noch glauben?), zwei eher trübere, lyrische Ergüsse, die ich unter dem Eindruck einer Erzählung, die mir zugetragen worden war, verfasst habe. Etwas überrascht stellte ich kurz darauf fest, dass mir eine liebe Bekannte aus dem bayrischen Raum, die ich im Zuge der Seelenfärbler-Treffen von Engelbert kennen gelernt habe, mich über die Kommentarfunktion wissen ließ, wie sehr ihr die beiden Gedichte gefallen hatten. Außerdem machte sie mir Mut und wünschte mir herzlich, ich würde mich bald besser fühlen… Als erstes schluckte ich einmal ordentlich über diesen Kommentar, denn eine unglückliche Liebesgeschichte habe ich nicht gerade hinter mir – das war schon im Vorjahr der Fall gewesen, als ich den endgültigen Schlussstrich zog in der Beziehung zu einem Mann, der meine Gefühle einfach nicht erwiderte.

Eine akute Depression mache ich genau aus diesem Grund auch nicht gerade durch, die Nachwehen sind nämlich längst abgeklungen, mit jenem Mann kann ich auch wieder verkehren, ohne dass es weh tut. Ich fühlte mich also gewissermaßen in einer Zwickmühle, weil ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte. Im Grunde hatte ich das Gefühl, dass ich diese lieb gemeinten Zeilen meiner geschätzten Bekannten nicht so einfach unkommentiert stehen lassen konnte. Heute habe ich mich durchgerungen ihr zu schreiben um das Missverständnis endlich aufzudecken, ich hoffe, sie ist mir nicht böse deswegen. Leider – oder Gott sei Dank – verfüge ich über das Talent meine Geschichten (zu denen auch meine Gedichte gehören) sehr einfühlsam und realitätsnahe zu Papier zu bringen. Damit begeistere ich meine Leser, fraglos, aber ich stürze sie wohl deswegen auch bisweilen in ein Dilemma. Wahrheit oder Fantasie? Die Frage stellt sich bei mir oft, eine Frage, die sich aber auch nicht immer eindeutig beantworten lässt.

Wie mein Bekanntenkreis – vermutlich schmunzelnd – bestätigen wird, hake ich bei interessanten Storys, die ich zu hören bekomme, oft nach und erkundige mich, ob ich eine Geschichte daraus machen darf. Und aus diesem Grund entstammt so mancher meiner Beiträge über © Vivienne oder in der Ich-Form dem Leben eines ganz anderen Menschen. Was wirklich zum größten Teil und kaum verändert von mir selber kommt, sind die Katzengeschichten über unsere Katzen Stocki und Susi, so wie die eine oder andere Episode aus der bunten Welt und ein paar Gedichte und Geschichten aus dem Hinterhof der Seele – aber ich möchte auf keinen Fall darauf hinweisen, welche das sind. Das muss niemand wissen, das will ich gar nicht an die große Glocke hängen. Mir ist lieber, das bleibt ein Geheimnis, weil ich gar nicht möchte, dass man sich den Kopf zu viel über mein Leben zerbricht.

Bei all den unterschiedlichen Beiträgen, die ich den letzten fünf Jahren (Heuer feiere ich im Mai ein kleines Jubiläum bei der Bohne!) verfasst habe, würde wohl der Plot dieser Storys und Gedichte für mehrere Leben reichen. Oder wie mein Kollege Einstein immer so treffend formuliert: „Ein einzelner Mensch kann gar nicht so viel erleben!“ Wo er Recht hat, hat er Recht, und schon aus dem Grund kann ich Ihnen, liebe Leser, nur empfehlen, sich nicht zu viele Gedanken zu machen, welche Geschichte von mir „echt“ ist und welche „nicht“. Auf der anderen Seite pflege ich ja auch nicht unbedingt einen ausgeprägten Hang zum Exhibitionismus, dass ich „alle Welt“ an meinem Leid oder an meinem Glück teilhaben lassen müsste. Wenn es mir schlecht geht, braucht das niemand zu wissen und wenn ich gut drauf bin, merken Sie, liebe Leser, das ohnehin auch an meiner Schreibfreude.

Selbstverständlich freue ich mich über alle Kommentare zu meinen Beiträgen und über alle Leserbriefe, die mir beweisen, dass ich die Herzen und Gefühle der Menschen berühre. Ein schöneres Lob gibt es fast gar nicht, und trotzdem, liebe Leser, sollten Sie sich immer vor Augen halten, dass eben doch sehr vieles reine Dichtkunst ist, das ich in der Bohne einem breiten Publikum zukommen lasse. Genießen Sie es und freuen Sie sich ruhig auch weiter daran, aber ich will vor allen Dingen zum Nachdenken anregen oder einfach unterhalten, nicht mehr!

© Vivienne

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