Über das Weiterentwickeln der eigenen Fähigkeiten, Teil 2

Der Mensch verändert sich Zeit seines Lebens und schon vor einiger Zeit ließ ich Sie, liebe Leser, an dieser Stelle wissen, dass ich so manchen Beitrag aus den letzten Jahren heute anders angehen würde (Teil1). Das gehört zu einer gesunden Weiterentwicklung der Persönlichkeit wie des Talents dazu und ich selber habe immer wieder bemerkt, dass ich gerade zu das dringende Bedürfnis hatte, mich anderen Themen aber auch unterschiedlichen und neuen Ausdrucksweisen zu widmen.

Einen besonderen Meilenstein in meiner Entwicklung seit ich bei der Bohne bin stellen wohl meine erotischen Gedichte in der Rubrik „Sheherezades Kuss“ dar. Um ehrlich zu sein, hätte ich mir vor einem Jahr noch nicht vorstellen können, eine derart schwierige Thematik aufzugreifen und über mich ernsthaft an diesem Genre, bei dem man ja regelecht einer Gratwanderung unterworfen wird, zu üben. Die Grenze zwischen billiger oder derber Schlüpfrigkeit und anspruchsvoller, erotischer Literatur verläuft eng, dazu kommt, dass ich mir selber die Latte sehr hoch gelegt hatte. Es war mir von Anfang an ein Anliegen, sehr direkt zu sein und verbal durchaus ins Detail zu gehen und dabei aber trotzdem nicht zu vulgären oder unpassenden Ausdrücken zu greifen, die durchaus in der Luft liegen.

Der Erfolg gab mir schon bald Recht, ein Erfolg, den ich in dieser Form in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet habe, weil die Materie wirklich nicht einfach zu meistern schien. Nicht nur, dass ich nicht eine einzige anzügliche Rückmeldung bekam, alle Kommentare, die ich erhielt, waren sich einig in uneingeschränktem Lob, um nicht zu sagen, Begeisterung. Ein Beweis auch dafür, dass nur der Versuch auch zeigt, ob etwas wirklich realisierbar ist oder doch nicht. Es bedarf des Risikos, das man nicht scheuen darf, wenn man sich weiterentwickeln möchte und neue Ufer und Bereiche für sich erobern will. Wer immer nur im selben Fahrwasser bleibt und der Kritik wie dem Neuen aus dem Weg geht, stagniert und wirft in Folge sein Talent weg.

Darum schätze ich auch die Möglichkeit hier in der Bohne mit meinen Werken auch experimentieren zu können. Das heißt, ich kann hier uneingeschränkt neue Ideen ausprobieren und erhalte auch immer das Feedback – etwa über die Statistik – wie gut oder wie schlecht etwas von mir ankommt. Meistens merke ich nach ein paar Wochen selber sehr genau, was wirklich gelungen ist oder was halt ein netter Versuch blieb. Niemand ist so kritisch zu mir wie ich selber und die Angst, meinen eigenen Ansprüchen nicht zu genügen, sitzt mir immer im Nacken. Umso wichtiger sind auch Anmerkungen von außen, die in Summe erst ein Werk abrunden. Als Profi habe ich zwar längst begriffen, dass man durchaus nicht immer Feedback braucht, um zu wissen, wie gut ein Gedicht, zum Beispiel, gelungen ist. Aber immer möchte man sich selber auch nicht genügen, und eine (positive) Stimme von außen stärkt das Selbstbewusstsein schon enorm.

Was glauben Sie, liebe Leser, wie viele Beiträge ich in den beinahe fünf Jahren bei der Bohne verfasst habe? Es sind, unglaublich aber wahr, mehr als 1500 (!), unterschiedlichster Art: Gedichte, lyrische Beiträge, Kurzgeschichten und Geschichten, Fortsetzungsgeschichten, Kommentare und Glossen, aber auch Sportbeiträge, Spottgedichte und Filmrezensionen. Unglaublich fast, was mir so einfällt, wie eine Freundin einmal zu mir bemerkte, und wenn ich mir diese Zahl so vergegenwärtige: Es ist schon eine tolle Leistung, dass mir im Lauf der Jahre die Ideen nie ausgegangen sind bzw. auch durchaus immer wieder gleichsam an mich herangetragen wurden. Aber fast noch bemerkenswerter ist, dass ich aus ein- und demselben Thema auch immer wieder die unterschiedlichste Aspekte und Sichtweisen herausholen konnte.

Auch wenn ich selbstverständlich nicht bei weitem alles selber erlebt habe, von dem ich schrieb oder mich inspirieren ließ. Aber – wie ich schon eingangs erwähnte – der Mensch entwickelt sich weiter, ändert seine Ansichten im Zuge persönlicher Erfahrungen und denkt über den eigenen Horizont hinaus. Grenzen werden uns im Leben immer wieder gesetzt, gerade auch mir, deshalb lasse ich meiner Fantasie umso lieber freien Lauf. Vielleicht schaffe ich mir damit sogar eine eigene Kunstwelt, in der ich vieles ausleben kann, das mir in der so genannten Realität (noch) verwehrt bleibt. Aber mit Schreiben kann man die Welt schrittweise verändern und wer weiß, was ich noch alles erreiche mit meiner Fantasie und meinen Träumen, die sich irgendwann realisieren lassen…

© Vivienne

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