Eigenlob stinkt! Heißt es im Volksmund – ein Sprichwort, das aus einer Zeit stammt, in der Eigenwerbung und Selbstbewusstsein zugunsten dem vorherrschenden Trend, sein Licht hinter den Scheffel zu stellen, zurückstehen mussten. Natürlich ist es in jedem Fall nötig genau zu unterscheiden zwischen bloßer Angeberei und Wichtigmacherei und dem berechtigten Wunsch, auf seine Fähigkeiten und Leistungen hinzuweisen. Letzteres wird man wohl niemandem verwehren können, ist es doch in der heutigen Arbeitswelt unumgänglich, sich bei einem Vorstellungsgespräch selbstbewusst zu präsentieren. Wer glaubt, dass der künftige Vorgesetzte von selber merkt, was man alles drauf hat, wird sicher nie die große Karriere machen…
Als ich in den letzten Wochen vor dem Start meiner eigenen Homepage (www.aus-den-tiefen-meiner-seele.com) die letzten Vorbereitungen für meine Seite traf (die Ausführung oblag ja ganz meinem Kollegen Einstein), hatte ich auch die Idee, wie auf vielen Pop-Cd’s eine Art Widmung zu verfassen, ein Dankeschön an Freunde, Wegbegleiter und andere. Mir gefiel der Gedanke und so entstand ein ansehnlicher Text auf der Homepage („Dankeschön“), auf der ich mich auch zu guter letzt bei mir selber bedankte – unter anderem für meine Zähigkeit und den Mut, mit meinem Talent quasi an die Öffentlichkeit zu gehen. Alles in allem eine gelungene Komposition, wie ich auch jetzt noch finde. Es dauerte allerdings nicht lange, dass ein gewisser Lex (ich weiß leider nicht mehr über ihn) zu diesem Text einen Kommentar verfasste.
Sich selbst zu danken ist schon etwas arrogant. *ggg*
Grundsätzlich eine harte Aussage, das muss ich schon sagen. Und sicher auch nicht zutreffend sondern eher schon ziemlich veraltet in der Denkungsweise was die Arbeit in der Öffentlichkeit betrifft. Ich denke nämlich schon längst, dass Eigenlob nicht stinkt, nicht generell, sondern dass es die Form und das Ausmaß ausmachen, ob es penetrant wirkt oder durchaus angebracht ist. In meinem Fall rangiert das Danke an mich an letzter Stelle, „last but not least“, und kommt weder übertrieben noch selbst beweihräuchernd rüber. Ich steh dazu, mehr als das, ich würde Derartiges auch jederzeit wieder machen. Weil ich denke, dass es mir zusteht und vor allen Dingen auch: ich demonstriere damit, dass ich hinter meinem „Schaffen“ stehe, selbstbewusst und auch ein wenig stolz. Warum sollte das arrogant sein?
Mir fiel dazu auch eine Geschichte meines Schwagers ein, der als Informatiker – sagen wir mal – in einem Teilbereich eines Staatsbetriebes arbeitet. Mehr möchte ich dazu nicht verraten. Schmunzelnd und durchaus ironisch ließ er die Verwandtschaft wissen, dass er teilweise auch Vorgesetzte hätte oder Kollegen, die im Grunde „nur“ Lebenskünstler sind, die sich bei einem Vorstellungsgespräch gut verkaufen konnten und einen positiven Einruck hinterließen, der der Realität nicht wirklich standhielt. Was letztlich nichts an der Karriere dieser Leute änderte und mein Schwager quittiert mit Humor, dass er sich teilweise von Leuten dirigieren lassen muss, die bisweilen keine oder kaum eine Ahnung von der Materie haben. Eigenlob ist gefragt in unserer Berufswelt, bisweilen mit merkwürdigen Auswüchsen, das gebe ich zu, aber: es wird ganz sicher Wert darauf gelegt, mehr als je zuvor. Was sollte daher an dem Danke für mich selber falsch sein? Ich schmücke mich ja nicht mit fremden Federn!
Diesem Lex habe ich dann eine eher verhaltene Antwort erteilt, geäußert hat er sich nicht mehr dazu. Und wird er wohl auch nicht. Wie schon erwähnt weiß ich gar nichts über ihn, ich kann nicht einmal sagen, ob er aus Deutschland oder Österreich ist, weil er keine Emailadresse hinterlassen hat. Wohlweislich, vermute ich – um eine mögliche schriftliche Reaktion auf das provokante Statement zu vermeiden. Ich kann mit dem Posting durchaus leben, konnte mir aber nicht verbeißen, in diesem heutigen Beitrag noch einmal meinen Senf dazu abzugeben. Arroganz zu unterstellen ist sicher in diesem Fall unangebracht, aber wenn Lex anderer Meinung ist, werde ich sicher keine Grundsatzdiskussion mit ihm beginnen. Das ist den Aufwand nicht Wert.
Ob man nun ein Buch schreibt oder einen Film dreht oder auch nur wie ich eine eigene Homepage online stellt (bzw. stellen lässt, um genau zu sein): man muss lernen mit Kritik umzugehen und sie vor allem auch zu akzeptieren, speziell wenn sie konstruktiv ist und weiter hilft. Auch aber wenn sie bisweilen in durchaus unberechtigter Art und Weise oder von Leuten kommt, die bewusst destruktiv kommentieren. Dagegen ist man nie gefeit. Ganz in diesem Sinn werde ich auch sicher kein negatives Posting unter meinen Beiträgen entfernen, sofern ich nicht persönlich angegriffen oder beschimpft werde. Anders gesagt: Lex und Co dürfen auf meiner HP oder in der Bohne natürlich weiter kommentieren, auch wenn ihnen dort nicht alles gefällt.
© Vivienne