Kurz nach der erfolgreichen Wiederwahl Donalds Trump zum US-Präsidenten haben wir uns vergangenes Wochenende diesen vieldiskutierten Film angesehen. Trump selber hatte im Vorfeld versucht, diesen Streifen zu verhindern – vergeblich zwar, aber geschadet dürfte es ihm bei seiner Kandidatur unter seinen Anhängern in keinster Weise. Denn während man sich selber bei dieser Charakterstudie und Persönlichkeitsentwicklung fragt, wie irgendjemand nicht von Trumps Charakter und seiner Wandlung angewidert oder abgestoßen sein konnte, hatten die US-Bürger in Mehrheit offenbar kein Problem damit. Oder besser gesagt: vielleicht hat ihnen das Gehabe Trumps sogar noch imponiert
Zum Plot.
Trump ist in den 70ern ein aufstrebender Playboy, gerade erst aufgenommen in einen exklusiven Club, als er den erfolgreichen Anwalt Roy Cohn kennenlernt und diesen in Folge für sich und das Unternehmen des Vaters gewinnen kann. Gierig saugt Trump die Regeln des Erfolgs auf, die ihm Cohn predigt (und die er bis heute erfolgreich anwendet.).
- Angreifen, angreifen, angreifen
- Nichts zugeben, alles leugnen
- Egal was passiert, niemals eine Niederlage zugeben. Bereit sein, jedem alles anzutun, um zu gewinnen.
Cohn wird Trumps Anwalt, mit Erpressung, Intrigen und hinterhältigen Machenschaften schafft er alle Hürden für Trumps Pläne aus dem Weg. Immer mehr, immer mehr – Alles was ich angreife, wird zu Gold! Nach dieser Devise lebt Trump während in Nebensträngen das Scheitern seines erfolglosen älteren Bruders aber auch der Gegensatz zum Geschäftsgebaren seines Vaters aufgezeigt werden. Trump ist sich, wie man in den Anfangssequenzen sieht, für nichts zu schade und bettelt und bittet penetrant um Cohns Unterstützung…
Auch das Werben um seine erste Frau Ivana verfolgt Trump konsequent – obwohl sie verlobt ist und eigentlich mehr an Geld interessiert ist. Unter Druck Cohns willigt Ivana sogar ein, einen sehr nachteiligen Ehevertrag zu unterschreiben… Später verliert Trump rasch das Interesse an seiner ersten Frau, die Kinder sind ihm gleichgültig. Den Tod seines Bruders, der am Erfolgsdruck innerhalb seiner Familie zerbrochen ist, verdrängt er, bzw. will er keinen Trost. Während eines heftigen Streits mit seiner Frau vergewaltigt Trump diese brutalst…
Cohn gerät nun durch seine Homosexualität und seine AIDS-Erkrankung zunehmen unter Beschuss. Trump löst sich von ihm und nimmt sich einen anderen Anwalt. Nach dem Bruch der beiden, bei dem Cohn ihm vorwirft, jeden Anstand verloren zu haben, sorgt sich Trump am meisten, ob er sich wegen dessen Ohrfeige mit Aids angesteckt haben könnte.
Auch um seine nachlassende Attraktivität macht er sich Gedanken: eine beginnende Glatze und sein Bauch machen ihm gleichermaßen schaffen. Schließlich ist er tablettensüchtig geworden um nicht zuzunehmen…
Nach einer inszenierten Versöhnung mit Cohn und mit einer Geburtstagsfeier für den Sterbenskranken hält Trump noch eine scheinheilige Rede. Cohn stirbt kurz darauf, sein Begräbnis wird im Schnitt mit Szenen von Trumps Haartransplantation und Fettabsaugung kontrastiert… Trump war ein gelehriger Schüler und hat Cohns Thesen perfektioniert und wurde durch ihn zu dem Mann, der er heute ist. In Einhaltung der drei Grundregeln zeigt er kein Gewissen im Umgang mit seinen Kompagnons und Gefolgsleuten und vor allem nicht mit der Familie…
Am Ende des Films wünscht man sich – so ging es zumindest mir – dass es Trump irgendwann einmal mit einem Helfershelfer auch so gehen wird, wie Cohn mit ihm… Dass es jemanden gibt, der diesen brandgefährlichen Mann mit seinen eigenen Waffen schlägt…
Keine leichte Kost ist dieser Film von Regisseur Ali Abbasi, der auch als Drehbuchautor mitbeteiligt war. Die Hauptdarsteller (Sebastian Stan als Trump und Jeremy Strong als Cohn) brillieren in ihren Rollen, zeigen des wahre Gesicht Trumps: hart, skrupellos und ohne Gefühl…
Unbedingt sehenswert!
Vivienne/Bemerkenswerte Filme