Da waren es nur noch sechs – Zeit, Bilanz zu ziehen, nach dem zwei Drittel der Kandidaten (und davon vornehmlich weibliche) ausschieden, hinaus gewählt wurden und/oder das Friendship-Ticket nicht erhielten. Über die Sinnhaftigkeit von Letzterem lässt sich sicher streiten, trägt es doch für mich fast faschistoide Züge und scheint es bisweilen hanebüchen, welche Begründungen hervorgekramt werden, warum diesmal jemand gehen soll, der letzte Woche noch „gut in die Gruppe passte“. Es ist der Wille der Veranstalter, dass die beiden letzt klassierten leiden müssen, bis einer von ihnen von der momentanen Gunst der Kollegen gerettet wird…
Besonders betroffen machte mich das bei Quereinsteigerin Lois, die mir, wie ich ehrlich zugebe, nicht unbedingt lag, aber als sie gehen musste (sie unterlag Tom, der das Friendship-Ticket erhielt), tat mir ihr bitteres Fazit schon weh: „Ich hätte gegen jeden ausscheiden müssen!“ In diesem Satz lag die ganze Tragödie der jungen und sicher sehr begabten Sängerin, die als Einspringerin nie wirklich Fuß fassen konnte in der fest zusammengefügten, ja verschweißten Gruppe. Das tut mir Leid für sie, denn die Frau hatte gesanglich mehr zu bieten als so manche/r von denen, die länger bleiben durften, aber wie ich schon früher anmerkte: darauf allein kommt es nicht an bei Starmania…
Kommen wir zu erfreulicheren Belangen, nämlich zum Gesanglichen und was Highlights unter den Starmaniacs betrifft, hatte ich bisher noch keinen Grund mein Urteil zu revidieren: Ric aus Laakirchen ist mein absoluter Favorit (auch wenn ein Möchte-Gern-Barde aus Linz ihm tatsächlich aus lachhaften Gründen gerichtlich verbieten möchte, sich so zu nennen): Der junge Mann ist genial und sein kreatives Potential schein geradezu unerschöpflich. Ric überzeugt sogar den gestrengen Hannes Eder von mal zu mal mehr, und man kann wohl auch nicht anders als sich den Begeisterungsstürmen der Fans anzuschließen: Ob „Biene Maja“, Michael Jackson oder Whitney Houston – Ric verpasst jedem Sound seinen ureigensten Stempel, macht jeden Song zu seinem Song und versteht es in allen Stilrichtungen zu überzeugen.
Klar, Ric ist schon achtundzwanzig, befindet sich also auch für mich schon am äußersten Ende der zulässigen Alterskategorie und hat mit einer Band schon viel Life-Erfahrung sammeln können. Trotzdem ist für mich Ric der Oberhammer unter allen Starmaniacs, die ich schon begutachten durfte und es sollte mich wirklich wundern, wenn der gut aussehende junge Mann durch Starmania nicht schlagartig Karriere machen sollte – ich habe auch in vergleichbaren deutschen Shows niemanden entdecken können, der da heranreicht. Ich drücke dem Laakirchner auf jeden Fall die Daumen, im Grunde spielt er zur Zeit bei Starmania in einer eigenen Kategorie, aber der Weg zum Sieg ist noch steinig…
Nadine zum Beispiel ist da eine ernst zu nehmende Konkurrenz, ein hübsches Mädel, 16 Jahre alt und mit einer Stimme beschenkt, die den Vergleich mit kaum einem weiblichen Superstar zu scheuen braucht. Deutsch zu singen liegt ihr nicht ganz so, das war zuletzt zu erkennen, und ihr fehlen auch ein wenig die Entertainer-Qualitäten von Ric, obwohl sie auch daran schon gearbeitet hat. Auch sie verfügt meiner Meinung nach über ein tolles Potential, das sie nach dem Finale so oder so weiterbringen sollte: weil sie wirklich gut ist und mit ihrer natürlichen Ausstrahlung lässt so manchen so genannten Star neben sich blass aussehen. Nadine ist ein Versprechen für die Zukunft und trägt zweifellos das Zeug in sich, ähnlich wie Christl Stürmer bekannt und erfolgreich zu werden – auch wenn sie nicht gewinnen sollte.
Mario hat sich ehrlich gesagt für mich etwas überraschend so weit nach vorne gekämpft, aber ich muss auch zugeben, mir gefällt seine Art immer mehr: so ein wenig auf Rotzbub und frech und doch viel Bubencharme. Das wirkt auf die Mädels und ich vermute, dass er so Ric im Finale ernsthaft einheizen könnte. Was er an Routine noch nicht mitbringt, macht er mühelos mit seiner Ausstrahlung und mit seinem Witz mit einem Schuss Selbstironie wieder wett. Hut ab vor dem jungen Mann! – Gernot kommt für mich stimmlich teilweise sensationell rüber (etwa als Joe Cocker), was ich dabei nicht verstehe, ist, dass dem Fünfundzwanzigjährigem die tollen gesanglichen Leistungen durch das Publikumsvoting selten honoriert werden, zumindest nicht wirklich entsprechend. Gernot ist echt begabt, seine Stimme geht unter die Haut und er performt mit Herz, allerdings fällt mir auf, dass er manchmal ganz schön nervös ist! Ich würde ihm trotzdem wünschen, dass das Finale erreicht, mit seinem Talent hätte er sich das durchaus verdient…
Soweit dieser Ausblick mit meinen vier Favoriten. Ob und wer davon wirklich ins Finale einziehen wird, werden die nächsten Wochen zeigen…
© Vivienne