Sprung ins Ungewisse – Teil 23

Hannes starrte Alexa an.
Ihre Augen funkelten.
Sie stampfte mit dem Fuß auf.
Was soll ich?
Diese Mail von neulich wieder herauslöschen?
Was denn noch?
Vergiss es!
Genau!
Oder mach es dir selbst!
Alexa drehte sich um.
Sie wollte Hannes stehen lassen.
Wieder ins Büro zurück.
Hannes dröhnte der Kopf.
Er hatte keine Ahnung mehr.
Wie er gestern nach Hause gekommen war.
Reflexartig packte er Alexa an der Schulter.
Sie war aber überhaupt nicht mehr willig.
Was war in sie gefahren?
Alexa keifte ihn an.
Lass mich los!
Ich mache dir nicht mehr die Drecksarbeit!
Ich weiß alles!
Hannes zuckte zusammen.
Er wich einen Schritt zurück.
Alexa atmete schwer vor unterdrückter Wut.
Von wegen Liebesbeweis.
Du wolltest der Steyrer was anhängen.
Und dafür hast du mich eingespannt.
Aber leider musste sie nach Berlin…
Dein Plan ist in Bruch gegangen.
Aber das musst du selber auslöffeln!
Du kannst mich!

Dr. Schießer beobachtete Geli schon die ganze Zeit.
Sie führte die Präsentation hervorragend durch.
Als wäre sie die ganze Zeit schon dafür vorgesehen gewesen.
Und nicht seine verunglückte Sekretärin.
Die jetzt in Gips war.
Dumme Sache.
Aber.
Er hatte die bestmögliche Vertretung gefunden.
Und das würde er sicher demnächst schon berücksichtigen.
Wenn es galt ein paar Rochaden im Büro durchzuführen.
Frau Steyrer war prädestiniert für mehr.
Für gewichtigere Aufgaben.
Flexibel einsetzbar.
Verlässlich.
Redegewandt und souverän.
Ein echter Profi.
Er blickte kurz auf die Uhr.
Heute Abend ging der Flug zurück nach Wien.
Den Auftrag hatte er so gut wie sicher in der Tasche.
Trotz der schlechten Vorzeichen.
Er nickte zufrieden.
Geli schloss die Präsentation ab.
Wenn Sie noch Fragen haben –
Herr Dr. Schießer steht Ihnen jetzt zur Verfügung.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Angelika blickte aus dem Fenster des Fliegers.
Es war schon dunkel.
Aber Manfred würde am Flughafen warten.
Warten auf sie.
Sie freute sich sehr.
Ihre Wangen glühten.
Dr. Schießer hatte sich eben erst anerkennend geäußert.
Ich brauch solche Leute wie Sie, Frau Steyrer.
Und in Schlüsselpositionen.
Ich werde sehr bald mit einem neuen Aufgabenbereich auf Sie zukommen…
Die Lichter der Stadt kamen immer näher.
Angelika fühlte sich beschwingt.
Fast als würde Sie zwischen den Wolken gehen.
Ihr Leben hatte einen Kick bekommen.
Seit sie Manfred kennen gelernt hatte.
Vor einigen Wochen hatte sie sich noch so verloren gefühlt.
Fehl am Platz.
Und nun war sie verliebt.
Mit einem liebenswerten Mann beisammen.
Und in der Arbeit lief es plötzlich auch.
Fast glaubte sie ersticken zu müssen.
Vor lauter Glück.
Sie freute sich so auf Manfred.
Die Durchsage des Piloten riss sie aus den Gedanken.
Wir landen in Kürze in Wien Schwechat.
Ein paar Informationen dazu:
Temperatur: 3° Celsius.
Es nieselt leicht.

Hannes lag schlaflos in seinem Bett.
Es war todmüde.
Aber schwere Gedanken hämmerten durch seinen Kopf.
Alexa war ihm abgesprungen.
Sie hatte ihn durchschaut.
So dumm war sie dann doch nicht.
Wie er immer geglaubt hatte.
Und nun saß er in der Patsche.
Eine Zeitbombe.
Geli würde ab morgen in der Firma sein.
Was tun, wenn ihr diese Mail von Alexa auffiel?
Die diese in seinem Auftrag versandt hatte?
Zu einem Zeitpunkt, als Angelika auf dem Weg nach Schwechat war?
Eine Lawine würde losgetreten werden.
Die Folgen für ihn nicht absehbar.
Und wenn sich jemand erinnerte.
Wie Alexa an Gelis PC gesessen hatte…
Alexa würde nicht schweigen.
Ganz sicher nicht.
Sie würde alles verraten.
Alles was sie wusste.
Und sie hatte fast alles begriffen.
Er musste handeln.
Er konnte nicht warten.
Nein.
Er hatte zu viel zu verlieren.
Fast zehn Jahre war er schon in der Firma.
Zehn Jahre.
Und doch nichts.
Wenn sein Plan auffliegen würde…

© Vivienne

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