Geli chattete mit Feuereifer.
Seit längerer Zeit verbrachte sie damit meistens ihre Zeit daheim.
Mittlerweile war es mehr als 23:00 Uhr geworden.
Aber das machte ihr nichts aus.
Sie wollte ohnedies nicht schlafen.
Seit Wochen träumte sie schlecht.
Oft sogar sehr schlecht.
Und im Chat verging die Zeit schneller.
Sehr viel schneller.
Matrix70 war ein netter Kerl.
Er verstand es zu flirten.
Sagte ihr eine Menge kecker Dinge.
Bisweilen wurde er sogar ziemlich frivol.
Willst du mich nicht treffen?
Geli lachte bitter.
Träum weiter!
Ihre Gedanken waren hart.
Abwehr pur..
Aber ihre Finger tippten etwas anderes.
Man wird sehen…
Woher bist du überhaupt?
Matrix70 gab sich bedeckt.
Spielt keine Rolle.
Ich komme zu dir.
Sag mir wo du wohnst.
Oder besser:
Gib mir deine Telefonnummer!
Geli presste die Lippen zusammen.
Sie klickte sich aus.
Übergangslos.
Was glaubte der überhaupt!
Sie trennte die Onlineverbindung.
Blickte auf die Uhr.
Geli ging ins Bad.
Zog sich aus.
Duschte sich.
Das warme Wasser tat gut.
Zum ersten Mal fühlte sie sich müde an diesem Abend.
Geli trocknete sich rasch ab.
Zog ihr Schlafshirt über.
Kurz nach Mitternacht.
Geli verkroch sich unter der Decke.
Als wollte sie sich verstecken.
Plötzlich fror sie…
In der Arbeit empfing sie Hannes.
Ein Kollege.
Du bist aber spät dran!
Möchtest du einen Kaffee?
Geli nickte.
Sie war noch sehr müde.
Setzte sich an den Computer.
Keine aufregenden Mails im Posteingang.
Könnte ein ruhiger Tag heute werden…
Hannes setzte sich auf die Ecke ihres Schreibtisches.
Schwang sich zu ihr herüber.
Voilà du café…
Geli seufzte.
Sie sprach kein Wort französisch.
Konnte es sein, dass Hannes sie ein wenig anbraten wollte?
Von Anfang an hatte sie so ein Gefühl gehabt.
Seltsam.
Außerdem war er gar nicht ihr Typ.
Man dankt.
Ihre Worte kamen mechanisch.
Ihre Hand griff nach dem Becher.
Hannes ließ nicht los.
Geli blickte ihn überrascht an.
Hannes lächelte charmant.
Wie wäre es wenn du dich revanchierst dafür?
Geli seufzte.
Die dümmste Anmache der Welt.
Behalt ihn!
Geli stand auf.
Marschierte zum Kaffeeautomaten.
Hannes lief hinter her.
Verdammt.
Bist du aber empfindlich.
Oder hast du schlechte Laune?
Geli antwortete nicht.
Sie warf die Münze in den Automaten.
Hannes drängte sich vor.
Drückte auf den Retourknopf.
Fing geschickt die Münze wieder auf.
Vergiss was ich gesagt habe.
Hier ist dein Kaffee!
Vielleicht will ich gar nicht mehr mit dir essen gehen…
Ein neuer Versuch.
Halb versteckt die Frage.
Geli reagierte nicht.
Sie nahm den Kaffee.
Marschierte zurück auf ihren Platz.
Nahm einen großen Schluck.
Und stellte den Becher neben die Tastatur.
Hannes beobachtete sie kopfschüttelnd.
Was für ein verrücktes Huhn!
Neun von zehn Frauen würden jetzt mit ihm essen gehen.
Geli tat es nicht.
Sie arbeitete.
Sah ihn nicht einmal an.
Hannes ballte die Faust.
Das war Künstlerpech.
Ein Kollege streifte ihn beim Vorbeigehen.
Sag, warum stehst du da mitten im Weg?
Hast du nichts zu tun?
Hannes blickte auf.
Er hörte die Worte.
Verstand ihren Sinn aber nicht.
Das war wohl nicht sein Tag heute.
Zuerst die Abfuhr von Geli.
Dieser scharfen neuen Kollegin.
Und jetzt der patzige Kollege.
Der Tag konnte ja nur mehr besser werden…!
© Vivienne