Schönen Urlaub!

Es war mein schlimmstes Ferienerlebnis. Mein Mann hatte 2 Wochen Urlaub im August. Jedenfalls hatten wir uns darauf geeinigt, aus verschiedenen Gründen heuer nicht auf Urlaub zu fahren und dafür ein paar Ausflüge mit den Kindern zu machen. Am Samstag nach seinem letzten Arbeitstag vor dem Urlaub, also am Abend saßen wir noch bei der Jause. Mein Mann fragte mich danach, ob ich wisse, wo der Messerschleifer wäre (er hatte sich vor nicht allzu langer Zeit einen teureren, besseren gekauft). Ich sagte, wenn er nicht in der Küche in der und der Schublade wäre, dann hätte er ihn wahrscheinlich im Werkzeugraum in der Hütte.

Dann vergaß ich den Vorfall aber. In der Küche waren noch unsere letzten Äpfel vom eigenen Baum. Einige hatten schon faulige Stellen vom Fallen, und weil praktisch alle fast auf einmal reif sind, hatten wir sie nicht rechtzeitig alle aufessen können. Jedenfalls wollte ich 3 der Äpfel ausschneiden, nahm eines meiner 2 Lieblingsmesser, und beim 3. Apfel ging es etwas schwieriger, weil die Fäulnis ein bisschen im Gehäuse war. Also drückte ich fester zu. Den Apfel hielt ich in der linken Hand, und mit der rechten schnitt ich. Wie gesagt kam ich erst nicht weiter, und als ich den Druck erhöhte, rutschte das Messer durch, und zwar weiter als erwünscht. Ein stechender Schmerz, und der Gedanke, jetzt habe ich mich geschnitten, und zwar genau zwischen Daumen und (linke) Hand ein Stück herunter.

Ich dachte das nicht so entsetzt, schließlich habe ich mich schon öfter geschnitten, doch als ich hinsah, wurde mir schon übel zumute, denn der Schnitt klaffte auseinander, und aus diesem Loch, in das man richtig hineinsehen konnte, quoll Blut. Es musste doch ziemlich tief gegangen sein und schmerzte auch heftig. Als erstes erfuhr ich von meinem Mann, bzw. fragte er, ob ich etwa das frisch geschärfte Messer genommen hatte! Als nächstes sagte er, dass es eigentlich genäht gehört, und ich wusste, er hatte recht, verfluchte meine Unachtsamkeit und hatte jetzt schon Angst davor, während er meine Wunde verband. Es war 7 Uhr Abend.

Schließlich meinte mein Mann, wir sollten über Nacht zuwarten, und wenn es morgen früh nicht besser wäre, sollten wir zum Nähen ins Krankenhaus fahren. Jedenfalls schlief ich überraschend gut und schmerzfrei, die Hand war gut eingebunden. Als mein Mann am Sonntag morgen den Verband wechselte, sah die Wunde (erwartungsgemäß) nicht anders aus, das Wundkissen war angeklebt, und beim Entfernen blutete es auch wieder, sie klaffte auch noch, wenngleich sie nicht sehr lang war (so etwa 2 cm), aber wohl tief. Also fuhren wir ins Spital, waren kurz nach 8 dort, mussten auch wieder erst bei der Anmeldung eine Weile stehen.

Dann wurden wir unverständlicherweise wieder (wie beim Unglück meiner Tochter am Ostersonntag) zum Röntgen geschickt. Der Röntgenarzt schnitt meinen schönen Verband einfach ab, besah die Wunde und entschied, dass nicht geröntgt werden müsste, entließ mich ohne Verband, ich solle bei der Wundversorgung warten, bis ich aufgerufen werde. Ich fühlte mich nicht gerade wohl, da eingetrocknetes Blut (nicht von mir) auf unserer Ledersitzbank war. Wir mussten, da alle Ärzte (Sonntag!) auf Visite waren, sage und schreibe fast 3 Stunden warten. Kurz bevor ich an die Reihe kam, erschien noch eine Mutter mit ihrem schätzungsweise 6 Jahre alten Sohn an, der wurde noch vorgezogen.

Als ich endlich hereingerufen wurde, war eine der ersten Fragen einer Ärztin, wann das passiert sei. Als ich antwortete, schimpfte sie mich halb, dass es zu spät zum Nähen sei, was aufgrund der Verletzung wohl notwendig gewesen wäre, aber nähen dürfen sie nur bis zu 6 Stunden nach dem Unfall. Also könne sie nichts weiter tun, als die Wunde zu reinigen und zu verbinden, was in 2 Minuten erledigt war. Das Reinigen war die Hölle. Es war, als ob sie mir ihr Tuch mit aller Kraft in die Wunde bohrte. Danach hatte ich stärkere Schmerzen, obwohl ich es vorher praktisch nicht mehr gespürt hatte. Und eine Tetanusspritze, die tagelang höllisch weh tat, enorm anschwoll, und wo heute noch ein Knoten tastbar ist, bekam ich auch noch. Der Daumen wurde geprüft darauf, ob er noch beweglich wäre und ich ihn spürte, was nicht so schlecht aussah. Nach einer Infektion sehe es zwar nicht aus, hieß es, aber ich solle trotzdem in 2 Tagen zum Hausarzt und den Verband wechseln lassen. Und totale Schonung war fürs erste angesagt.

Schöne Aussichten für unseren gemeinsamen Urlaub (wie hätten wir uns wohl gefühlt, wenn wir wirklich einen gebuchten Urlaub gehabt hätten, der nun unzweifelhaft einigermaßen vermasselt gewesen wäre). Im Prinzip war der ganze Vormittag im Krankenhaus vertane Zeit gewesen, und da nicht genäht wurde, hätte ich im Prinzip wohl überhaupt nicht kommen zu brauchen, denn verbinden kann mein Mann es auch recht gut. Jedenfalls war das noch nicht alles, denn von da an wurden die Schmerzen immer mehr. Trotz Schmerztabletten schlief ich die ganze Nacht schlecht, die übernächste noch schlechter, und schließlich freute ich mich schon auf meinen Arztbesuch. Dazu war mein Hausarzt auf Urlaub, und ich musste mir einen anderen suchen. Wegen der vielen Arzturlaube waren die diensthabenden zusätzlich total überlaufen, sodass man sich auf stundenlanges Warten einrichten konnte.

Jedenfalls sah der Arzt auf einen Blick, dass die Wunde entzunden war (Schwellung, Rötung), ich bekam entzündungshemmende Medikamente, und das half schnell. Ich musste noch 3 x hin, und der Urlaub war damit ohnehin wertlos, weil es nicht so schnell heilte und ich die Hand total schonen musste, zumal die Wunde nicht genäht war. Zwar braucht man die linke Hand nicht so viel, aber doch mehr, als man denkt, so lange man sie benutzen kann, und der Daumen ist ganz besonders wichtig, die Stelle einfach blöd, weil sie so gelegen ist, dass sie sehr leicht klafft und sie sehr viel benutzt wird.

Nach gut einer Woche bekam ich keinen Verband mehr, aber der Arzt sagte, ich muss die Hand nur umso mehr schonen, damit die Wunde nicht wieder aufreißt, zumindest noch eine Woche. Da bekam ich nur mehr ein Pflaster, das ohnehin nicht hielt, aber nass werden durfte die Wunde auch nicht. Da mag man schon verzweifeln manchmal, wenn es so viel zu tun gibt, Arbeit und Vergnügen, und man darf nicht. Um ehrlich zu sein, Schmerzen habe ich auch heute bei der Bewegung noch ein wenig, aber es gibt Schlimmeres. Und ich sah auch in diesen 2 Wochen, wie die eigene Familie erst voller Mitleid und Hilfsbereitschaft war, was sich aber recht schnell in Ignoranz oder gar Wut wandelte, weil ich nicht funktionierte wie sonst…

© Sarkastika

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