Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen, als du unser Haus betratst. Es war im April 1989 als du zu uns gekommen bist. Ganz klein und noch tapsig hast du mit deinem glänzenden schwarz-weißen Fell und deiner rosa Nase unser Haus durchforscht.
Schon am ersten Tag schienst du verschwunden zu sein. Ich konnte dich nicht mehr finden und habe Stunden lang nach dir gesucht. Ich war den Tränen nahe, als ich dich zusammengekauert und schlafend in der Schublade einer Kommode fand. Überglücklich nahm ich dich in den Arm und streichelte über dein seidiges Fell.
Du bekamst von mir den Namen Momo. Ich hatte zuvor im Fernsehen den gleichnamigen Film von Michael Ende gesehen und ich fand den Namen sehr passend. Meine Mutter hat dir beigebracht, wie man auf das Kisterl geht und was man sonst noch einem kleinen Kätzchen beibringen sollte.
Du warst ein munteres, kleines, aufgewecktes Kätzchen. Du hattest anfangs nur Unsinn im Kopf und spieltest fast den ganzen Tag. Oft hast du in den Nächten an meinem Fußende geschlafen. Du spürtest es auch, wenn ich krank war oder sehr traurig. Du kamst dann immer zu mir und hast dich tröstend auf mich gelegt. Ich habe dir oft meinen Kummer und meine Sorgen anvertraut.
Du warst immer am Fenster, wenn ich nach Hause kam und sobald ich die Tür aufschloss, standest du vor mir und schmiegtest dich an meine Beine. Es war immer sehr schön, zu sehen, dass man sehnsüchtig erwartet wird und dies Tag für Tag.
Manchmal kam ich auch nicht daran vorbei, dich zu schellten, denn manchmal hast du wirklich Unheil im Haus angerichtet. Doch lange konnte ich dir nicht böse sein. Ein Blick in deine bernsteinfarbenen Kulleraugen und alles war vergessen.
Wenn ich manchmal auf Reisen war und einige Tage von zu hause weg war, dann hast du anfangs getan, als wäre ich jemand Fremder, doch nach einiger Zeit zeigtest du mir, dass du nicht mehr böse warst und mich sehr vermisst hattest. Ich wusste schließlich immer, dass du in meiner Abwesenheit gut von meiner Mutter oder von einem anderen Menschen meines Vertrauens umsorgt wurdest.
Mit dir hat man auch oft sehr lustige Dinge erlebt. Zum Beispiel, als du zur Weihnachtszeit der Kerze zu nahe kamst und du dir deine Schnurrbarthaare versengt hattest. Du schautest ganz verdutzt und hattest längere zeit Probleme mit dem Gleichgewicht, bi sie Haare wieder nachgewachsen waren.
Eine weiter lustige Geschichte war genau am 24. Dezember. Meine Mutter hatte das Weihnachtsessen am Herd warm gehalten. Wir hatten uns alle zur Bescherung im Wohnzimmer eingefunden. Auf einmal hörten wir ein Scheppern aus der Küche. Als wir nachschauen gingen saßest du auf dem Küchenboden und machtest dich gerade über ein Stück Fleisch her. Du hast dich zu Weihnachten immer gerne unter dem Tisch mit dem Leintuch, auf dem der Christbaum stand, versteckt und wenn es niemand erwartete, schosst du daraus hervor.
Ich habe dir auch immer gerne zu gesehen, wie du dir dein „Nest“ bautest. So habe ich es immer genannt, wenn du, bevor du dich niederlegtest, deinen Platz zu Recht getreten hast. Gerne habe ich dich gekrault und deinem Schnurren gelauscht. Du warst mein süßes Samtpfötchen und ich wünschte, du wärst immer noch bei mir. Doch du wurdest natürlich älter und mit deinen 18 Jahren auch kränklich.
Am 7. 7. 2007 musste ich dich leider einschläfern lassen, da du schon zu schwach und krank warst. Tage lang habe ich geweint, weil ich dich vermisste und dich auch heute noch vermisse. Manchmal bilde ich mir sogar ein, dass du irgendwo im Haus sitzt oder dich am Fenster sitzen sehe. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen und du hattest ein langes und erfülltes Leben. Du warst meine Freundin und meine Seelentrösterin. Ich werde dich niemals vergessen, denn du hast einen speziellen Platz in meinem Herzen.
Elektra