Neue Bohnen Zeitung

 


Abschied

Mein Fellknäuel…
Immer ein wenig struppig.
Aber doch voll Anmut.
Zart und schmal.
Wie ein junges Kätzchen.
Liebevolle Mutter.
Und harte Kämpferin um’s Revier.
Wehrhaft.
Und doch so sanft.
So schnurrig.
Mit unwiderstehlichem Blick.
Augen.
In denen ganze Fragen lagen.
Darf ich in dein Bett?
Darf ich auf den Tisch?

Was warst du für ein neurotisches Katzerl!
Gespielt hast du wenig.
Immer ein wenig verschreckt.
Mit großen fragenden Augen.
Schon damals.
Grün.
Und geheimnisvoll.
Lange hat es gedauert.
Dass du dich an uns gewöhnt hast.
War nicht immer leicht uns zu ertragen.
Aber dann bist du geblieben.
Fast sechzehn Jahre.
Lange wie keine andere Katze bei uns zuvor.
Sechzehn Jahre.
Eine schöne Zeit.
Mit zahlreichen Jungen.
Und zahlreichen Begegnungen.
Mit anderen Katern…
Was sonst?

Deine erste Rolligkeit!
Was haben wir gelacht.
Als du ganz oben auf den Kirschbaum geflüchtet bist!
Vor dem aufdringlichen Kater vom Nachbarn!
Mit der Futterdose mussten wir dich herunterlocken…
Sonst würdest du heute noch oben sitzen.
Auf dem Baum.
Ich weiß es, als wäre es gestern erst gewesen!
Aber halt –
Den Baum gibt’s auch nicht mehr.
Wir mussten ihn umschneiden.
Er war alt und morsch geworden…
Du hast ihn um viele Jahre überlebt.
Und doch…
Auch du wirst uns jetzt verlassen.
Verloren wirkst du in der großen Schachtel.
Inmitten von Tüchern und Deckchen.
Zart und zerbrechlich.
Nur deine Augen groß und grün schauen mich an.
Dein lautes Schnurren täuscht mich nicht.
Ein letztes Aufbäumen.
Mehr nicht.

Wir werden dich vermissen…

Vivienne/Gedankensplitter 

 

 

Schreibe einen Kommentar