Abschied
Mein Fellknäuel
Immer ein wenig struppig.
Aber doch voll Anmut.
Zart und schmal.
Wie ein junges Kätzchen.
Liebevolle Mutter.
Und harte Kämpferin ums Revier.
Wehrhaft.
Und doch so sanft.
So schnurrig.
Mit unwiderstehlichem Blick.
Augen.
In denen ganze Fragen lagen.
Darf ich in dein Bett?
Darf ich auf den Tisch?
Was warst du für ein neurotisches Katzerl!
Gespielt hast du wenig.
Immer ein wenig verschreckt.
Mit großen fragenden Augen.
Schon damals.
Grün.
Und geheimnisvoll.
Lange hat es gedauert.
Dass du dich an uns gewöhnt hast.
War nicht immer leicht uns zu ertragen.
Aber dann bist du geblieben.
Fast sechzehn Jahre.
Lange wie keine andere Katze bei uns zuvor.
Sechzehn Jahre.
Eine schöne Zeit.
Mit zahlreichen Jungen.
Und zahlreichen Begegnungen.
Mit anderen Katern
Was sonst?
Deine erste Rolligkeit!
Was haben wir gelacht.
Als du ganz oben auf den Kirschbaum geflüchtet bist!
Vor dem aufdringlichen Kater vom Nachbarn!
Mit der Futterdose mussten wir dich herunterlocken
Sonst würdest du heute noch oben sitzen.
Auf dem Baum.
Ich weiß es, als wäre es gestern erst gewesen!
Aber halt
Den Baum gibts auch nicht mehr.
Wir mussten ihn umschneiden.
Er war alt und morsch geworden
Du hast ihn um viele Jahre überlebt.
Und doch
Auch du wirst uns jetzt verlassen.
Verloren wirkst du in der großen Schachtel.
Inmitten von Tüchern und Deckchen.
Zart und zerbrechlich.
Nur deine Augen groß und grün schauen mich an.
Dein lautes Schnurren täuscht mich nicht.
Ein letztes Aufbäumen.
Mehr nicht.
Wir werden dich vermissen