Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Juli 2004



Melancholie

Eine große Leere in mir.
Es ist mir, als würde ich fallen.
Als befände ich mich in einem endlosen Fall.
Nur abwärts.
In tiefe Nacht.
Die Augen geschlossen.
Weil ich mich fürchte.
Vor dem Aufschlag.
Vor dem Liegen bleiben.
Mit Schmerzen.
Furcht.
Nicht mehr hoch zu kommen.
Ganz allein.
In dieser Dunkelheit.

Abrupt bleibe ich stehen.
Ein Auto bremst quietschend vor mir.
Ich bin wieder im Leben.
Im Hier und Jetzt.
Die dunkle Wolke ist im Moment verschwunden.
Aber ich weiß.
Sie kommt wieder.
Ich gehe weiter.
Überquere die Straße.
Das Auto fährt an mir vorbei.
Ich bin nicht traurig.
Oder besser gesagt nicht nur.
Viel mehr noch resignativ.
Ohne Hoffnung.
Und ohne Freude.
Das Lachen ist mir abhanden gekommen.
Und lache ich doch.
Dann schrill.
Unecht.
Vorgeschoben.
Immer wieder die Frage.

Wofür lebe ich?

Wofür lebe ich noch?
ER wird mich nie lieben.
Dabei meint er es nicht böse.
Sicher nicht.
Ich denke, er hat mich sogar gern.
Ein lieber Mensch in seinem Leben.
Das bin ich.
Aber was bringt mir das?
Ein schwacher Trost für mich.
Die ich ihn liebe…
Er möchte mich nicht missen.
Hat er selber gesagt.
Aber ich weiß.
Was hinter diesem Satz steht.
Ich liebe dich nicht.
Unmissverständlich.
Soll ich mich freuen?
Dass ich so wichtig für ihn bin?

Ich kann es nicht.

Ich kann es einfach nicht.
Es ist mir zu wenig.
Und jedes liebende Paar.
Es stürzt mich wieder in tiefste Konfusion.
Diese Leere wieder.
Die Einsamkeit raubt mir die Kraft zum Leben.
Aber selbst den letzten Schritt zu tun.
Dazu fehlt mir der Mut.
Weil alles so egal ist.
Beiläufig geworden ist.
Nicht nur seinetwegen.
Allgemein.
Ich lass mich weiter treiben.
Setze Schritt um Schritt.
Spüre mich wieder fallen.
In das schwarze Loch.

Vielleicht vor das nächste Auto…

Vivienne

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