Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  März 2004



Das Glück der Zweisamkeit

… cause whatever I do,
it’s just got to be you
my life has just begun
I finally found someone.

Das Glück erfüllter Liebe.
Es spricht aus diesem Text.
Jeder von uns sehnt sich danach.
Nach der Gewissheit geliebt zu werden.
Liebe zu geben.
Liebe zu empfangen.
In gleichem Ausmaß.
Nur in der Praxis.
Im echten Leben.
Da sieht es so anders aus.

Woran liegt das?

Im Film ist am Schluss immer der große Schnitt.
Das Paar hat sich endlich gefunden.
Nach langen Wirrnissen.
Und macht uns noch das große Glück vor.
Umarmen und ein endloser Kuss.
Symbolisch unendlich.
Für das vermeintliche Glück der beiden.
Und wenn sie nicht gestorben sind –
Dann leben sie noch heute.
Solche Filmpaare kennen keinen Alltag.
So wie wir ihn kennen.
Nicht die Problematik langsam zusammen zu wachsen.
Damit man nicht auseinanderdriftet.
Was heißt für dich Toleranz?
Warum muss immer ich nachgeben?
Du beschneidest meine Freiräume!
Du klebst an mir!

Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen.
Von der perfekten Beziehung.
Vom gemeinsamen Glück.
Jeder definiert seine Werte anders.
Seine Werte, die ihm wichtig sind.
Auf die er nicht verzichten möchte.
Jeder legt auch die Toleranz anders aus, die unumgänglich ist.
Auf den Liebsten bezogen.
Wie auf sich selbst.
Jeder hat Recht.
Auf seine Weise.
Und jeder hat auch Unrecht.
Weil man sich in einer Beziehung angleichen muss.
Es geht nicht darum sich zu behaupten:
Ich beharre auf meinem Recht.
In der Liebe geht es nicht um Recht.
In der Beziehung sollte das Gefühl dominieren.
Mit einem Schuss Verstand.
Damit man vor lauter Gefühlsdusel nicht das wesentliche aus den Augen verliert.
Die Mischung macht es aus.
Manches Paar braucht mehr Gefühl.
Einem anderen würde etwas Kalkül nicht schaden.

Probieren ist angesagt.
Dazu braucht man Geduld.
Und die Liebe.
Die muss stark sein.
Die Zweisamkeit über das Ego stellen.
Wer dazu nicht bereit ist, sollte allein leben.
Schade um alle die, die dabei auf der Strecke bleiben.
Liebe schenken.
Und nichts erhalten.
Weil einer Angst hat vor zuviel Nähe.
Oder um seine Freiräume.
Was auch immer er vorschiebt.
Wenn er im Grunde nicht in einer Beziehung leben kann und will.

Sich finden ist eine Sache.
Zusammenbleiben eine andere.
Eine ganz andere.
Viel schwieriger.
Ein ständiger Lernprozess.
Fast ein Kampf.
Und doch wesentlich anders.
Es gibt keine Waffen.
Nur Gefühl.
Alles geben.
Und sich doch treu bleiben.
Ganz man selbst sein.
Nichts Wesentliches von sich aufgeben.
Nichts verraten was Teil ist von einem.
Und doch bereit sein zu sterben.
Wenn es sein muss.
Für den Menschen den man liebt.
Mehr als alles andere.

Das Leben beginnt neu, wenn man sich findet.
Völlig neu.
Für jeden, der es ernst meint.
Und der bereit ist sich zu verschenken.
Indem er eigenständig bleibt.

Vivienne

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