Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Mai 2004



Gewitter

Sommer ist auch immer Zeit der Gewitter.
Extreme prallen aufeinander.
Kalt und warm.
Ein wahnsinnig heißer Tag geht zu Ende.
Quellwolken.
Leises Grollen.
Der Wind frischt auf.
Dann wird der Donner lauter.
Die ersten Blitze zucken.
Tauchen die Nacht in taghelles Licht.
Blitz.
Donner.
In immer rascherer Abfolge.
Man spürt die Elektrizität in der Luft.
Die Spannung.
Den Kampf…
Der Wind wird zum Sturm.
Große Bäume biegen sich wie Halme
Und dann die ersten Tropfen.
Groß und sporadisch zuerst.
Bald öffnet der Himmel seine Schleusen ganz.
Vielleicht auch Hagel.
Irgendwann wird dann der Donner leiser.
Der Gewitterregen geht in einen Landregen über.
Das Unwetter ist vorbei.

Stunde später ist die Luft klar und frisch.
Gereinigt.
Entspannt.
Friede ist eingekehrt.

Gewitter ist ein wenig wie Streit.
Wie ein Streit zwischen den Menschen.
Aufgestauter Groll.
Heiße Wortgefechte.
Da ein böses Wort.
Dort ein giftiger Seitenhieb.
Die Situation spitzt sich zu.
Und dann entlädt sich die Anspannung.
Vielleicht Tränen.
Tränen, die wie Regen fließen.
Zuerst heftig.
Dann leichter.
Die Auseinandersetzung geht zu Ende.
Man hat sich ausgesprochen.
Dinge, an denen man lange kaute.
Wurden endlich in den Mund genommen
Die Differenzen sind bereinigt.
Im besten Fall.
Ruhe kehrt ein.
Wie nach dem Gewitter.
Die Atmosphäre zwischen den Widerparts ist geklärt.

Ein Streit muss nicht immer schlimm sein.
Keine Katastrophe.
Ein Streit hilft oft eine Situation zu klären.
Standpunkte dar zu legen.
Probleme zu bereinigen.
Die sich schon lange angesammelt haben.
Ein konstruktiver Streit ist besser.
Als Schwierigkeiten unter den Tisch zu kehren.
So zu tun, als wäre nichts.
Denn einer schluckt immer.
Manchmal auch beide.
Was ausgesprochen wird.
Kann gelöst werden.
Was nach außen hin schön gefärbt wird.
Wächst sich aus.
Im Verborgenen…
Bis das Fass überläuft…
Dann gewittert’s aber nicht mehr.
Dann kommt eine Lawine ins Rollen…

Von daher rühren auch die meisten Streitigkeiten.
Indem die Menschen ihre Gedanken nicht richtig darstellen.
Oder die Gedanken des anderen falsch deuten.                                  

Vivienne

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