von Vivienne – Juni 2004
Gewalt
Der Mensch ist gewaltbeherrscht.
Er führt Kriege.
Er foltert.
Er demütigt.
Er braucht das Gefühl, stark zu sein.
Übermächtig.
Seine Ziele durchsetzen zu können.
Auf jede erdenkliche Art und Weise.
Mit Hieben.
Und Tritten.
Faustschlägen.
Mit Waffen.
Mit gefinkelten Instrumenten.
Mit bösartigem Ideenreichtum.
Kein Mittel ist zu mies
Gewalt wird nicht nur zwischen Ländern eingesetzt.
Die verfeindet sind.
Gewalt herrscht auch in den Familien.
Mann schlägt.
Aber auch Frau schlägt.
Den Partner.
Die Partnerin.
Und immer wieder auch die Kinder.
Manche einer verletzbaren Kinderseele wird das Leben.
Schon mit Narben zugepflastert.
Bevor es überhaupt begonnen hat.
Aus Dummheit.
Aus Sprachlosigkeit.
Gewalt heißt auch immer Sprachlosigkeit.
Sich anders zu erklären.
Sich anders durchzusetzen.
Sich anders zu einigen.
Aber auch Ohnmacht.
Den anderen zu akzeptieren.
Ihn zu verstehen.
Ihn zu respektieren.
Gewalt hat vielerlei Gesichter.
Manuelle Gewalt zeigt nur eine Facette davon.
Und die muss nicht immer die übelste sein.
Bei weitem nicht.
Verbale Schläge machen keine Blessuren.
Keine blauen Flecken.
Und können einen empfindsamen Menschen zerstören.
Ohne ihn ein einziges Mal mit der Hand berührt zu haben.
Mobbing ist Gewalt.
Infame Gewalt.
Alle gegen einen.
Jemanden psychisch kaputt machen.
Psychoterror.
Vergewaltigung mit Worten.
Auch eine Kinderseele kann durch Worte manchmal mehr erniedrigt werden.
Als durch Schläge oder Missbrauch.
Einmal erwachsen unfähig sein.
Das Leben zu meistern.
Durch ständige Selbstzweifel.
Durch das Gefühl.
Minderwertig zu sein.
Als würde man einen Schirm.
Über ein keimendes Pflanzenkorn spannen.
Mag sein, dass eine Pflanze sprießt.
Aber sie wird nie wachsen.
Nie richtig groß werden
Die eigentliche Sprachlosigkeit ist die dritte Variante der Gewalt.
Sprachlosigkeit kann wie ein Eissturm sein.
In der Arktis.
Sprachlosigkeit tötet wie Kälte.
Wie eisige Kälte.
Nicht umsonst sprach man vom Kalten Krieg
Nicht zu reden ist ein probates Druckmittel.
Jemanden durch Lieblosigkeit.
Gefügig zu machen.
Ich strafe dich mit Verachtung.
Ich zeige dir die kalte Schulter.
Und zwinge dich in die Knie
Wer keine Worte kennt.
Hat auch kein Gefühl.
Und ist völlig emotionslos.
Eiskalt
Schweigen ist wie der Tod.
Der Mensch ist gewaltbeherrscht.
Und er hat sich viel ausgedacht.
Um seine Ziele zu erreichen.
Aber keine Form der Gewalt ist so schlimm.
Und so grausam.
Wie die, die über die Seele geführt wird
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