PHILOSOPHISCHES
von Vivienne – Oktober 2003
Gedanken zur Freundschaft
So notwendig wie die Freundschaft ist nichts im Leben.
Aristoteles Worte auf einem Kalenderblatt regen mein Denken an, ich beginne die Worte, die auf mich hereinpurzeln, zu ordnen….
Freundschaft wichtiger als die Liebe?
Wichtiger als das schönste und größte Geschenk, das man einem Menschen von sich selber machen kann?
Und doch richtig, denn Freundschaft ist in irgendeiner Weise fast immer auch die Grundvoraussetzung für eine Form der Liebe.
Und das durchaus auch zu einem Menschen des anderen Geschlechts, den man nicht sexuell begehrt, aber an dem man trotzdem einen Narren gefressen hat.
Nicht weil er oder sie das Blut in Wallung sondern die Seele zum Lachen bringt.
In einer Freundschaft ist es für mich auch ganz wichtig miteinander lachen zu können.
Aber nie auf Kosten des anderen, weil man ihn oder sie respektiert und achtet.
Aus tiefster Überzeugung.
Wo hört dann Freundschaft auf, wo beginnt die Liebe?
Die Freundschaft hört im Grunde nie auf, wenn es der oder die Richtige ist.
Beides ist untrennbar miteinander verbunden.
Und eigentlich sollte sie auch weiter bestehen, wenn die Liebe vielleicht einmal abkühlt.
Dann nämlich, wenn die Freundschaft auf einem festen Fundament entstanden ist, das nichts erschüttern kann.
Dann nämlich, wenn man sich wirklich gefunden hat, im wahrsten Sinn des Wortes, vielleicht nicht für ein gemeinsames Leben bis dass der Tod uns scheidet, aber um da zu sein für den anderen, wenn er oder sie mich braucht.
Ohne Eigennutz.
Eigennutz hat mit Freundschaft nichts zu tun und nichts mit Liebe sondern nur mit viel Egoismus.
Eigennutz täuscht die tiefen, leuchtenden Farben der Freundschaft nur vor zum eigenen Vorteil…
Eigennutz sagt wir und meint in Wirklichkeit nur ich allein.
Freundschaft heißt auch Vertrauen.
Das Vertrauen des anderen zu rechtfertigen genau so wie ihm oder ihr das eigene Vertrauen schenken.
Zu vertrauen, tief und vorbehaltlos, kann für einen oftmals enttäuschten Menschen zu einer Gradwanderung geraten.
Ich könnte ein Lied davon singen, ein sehr langes…
Freundschaft ist ein so zartes Pflänzchen, einerseits schon robust hält es manches aus, aber doch auch empfindlich, vor allem wenn der Dauerregen von der Seite des anderen nicht nachlässt.
Freundschaft bedingt doch gegenseitige Wärme, einseitig verkümmert sie und stirbt schließlich.
Und Freundschaft heißt auch, sich öffnen können, auch wenn es nicht immer leicht ist, die Maske, die man sich für den Alltag zurechtgelegt hat, abzulegen und zuzugeben:
Das bin ich, mit all meinen Facetten und Kanten, den Flecken und Sprüngen.
Genau so wie sie umgekehrt voraus setzt, den anderen in seiner Situation so anzunehmen wie er ist.
Freundschaft trägt auch sehr empfindliche Tentakel mit denen sie ortet, wie es dem Freund, der Freundin geht.
Gute Freunde verstehen eben einander, auch wenn sie nicht mit Worten miteinander kommunizieren…
Spüren, wenn der andere meine Hand braucht, um sich festzuhalten.
Hören, wenn der andere mein Ohr braucht, auch wenn er nicht spricht.
Sehen, wenn den anderen der Kummer drückt, auch wenn sein Gesicht ein Lächeln zeigt.
Freundschaft ist eben auch ein Versprechen, und mehr:
Ich bin immer da, wenn du mich brauchst.
Vivienne
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