von Vivienne – März 2005
Kein Ausweg
Alfred knüllte den Lottoschein zusammen.
Wieder nichts.
Ein halbes Vermögen hatte er für die Tipps ausgegeben.
Obwohl er keinen Job hatte.
Und kein Geld.
Es war wie verhext.
Die Werkstatt hatte die Reparatur des Mercedes gemahnt.
Des Mercedes, mit dem er auf der Autobahn einen Unfall gehabt hatte.
Und noch dazu war der Wagen geleast.
Alfred schloss die Augen.
Ballte die Fäuste.
Im Bad duschte seine Freundin Theres.
Er hörte sie singen.
Wenigstens schlief das Kind jetzt.
Sein Sohn, der meistens nur schrie.
Alfred schaltete das Fernsehgerät ein.
Eine Wirtschaftssendung.
Alfred warf die Fernbedingung auf den Couchtisch.
Typisch.
Theres hatte kein Kabelfernsehen in ihrer Wohnung.
Kostet doch nur Geld!
Machen wir doch unser eigenes Kabelfernsehen!
Alfred sah ihr verliebtes Grinsen direkt vor sich.
Eine Stunde später lagen sie im Bett.
Ist was, Alfi?
Du sagst so gar nichts.
Alfred grunzte unwillig.
Was ahnte sie schon!
Er brauchte rasch Geld.
Sehr viel Geld.
Sie hatte ja keines mehr!
Wegen ihrer Ersparnisse hatte er überhaupt erst etwas mit ihr angefangen.
Aber jetzt konnte sie ihn auch nicht mehr herausholen.
Selbst wenn sie ihre reiche Familie anbetteln würde.
Aber würde sie das?
Ihr Bruder hatte jedenfalls genug von seinen Bitten um Geld.
Jetzt ist Schluss!
Ich bin keine Melkkuh!
Alfred blickte zur Seite.
Das gleichmäßige Atmen seiner Freundin nervte ihn.
Sie war ja so naiv!
Das regte ihn am meisten auf!
Und die Sache mit dem Kind
Das hatte sie ihm angehängt.
Er hatte nie ein Kind gewollt.
Und jetzt hatte er eines, das dauernd schrie.
Ja, die Zähne!
Theres wusste immer, warum er schrie.
Alfred stand auf.
Zog sich an.
Verließ die Wohnung.
In seinem Stammlokal war noch geöffnet.
Er bestellte sich eine Cola-Rum.
Das Licht war diffus.
Verraucht.
Eine billige Leuchte tauchte die Bar in rötliches Licht.
Der Barmann beobachtete ihn.
Probleme?
Alfred blickte auf.
Kümmere dich um deine eigenen Sachen!
Der Mann zuckte die Achseln.
Ok.
Dein Bier.
Das Lokal leerte sich.
Alfred zahlte.
Ihm gelang ein verstohlener Blick in die Kasse.
Alfred überlegte.
Die Bar ging gut.
Sehr gut.
Er kippte sein Getränk.
Na, dann werd ich mal…
Beim Hinausgehen sah er sich noch einmal um.
Er war der letzte Gast.
Bei der Tür duckte er sich.
Zog die Jacke aus.
Um sich besser rühren zu können.
Legte sie neben die Tür.
Und griff einen Stein am Straßenrand.
Der war passend!
Hastig schlich er zurück ins Lokal.
Der Barmann war in der Ecke beschäftigt.
Wischte ein paar Tische ab.
Er hörte Alfred zunächst nicht.
Erst als er direkt hinter ihm stand.
Aber da schlug Alfred schon zu.
Der Barmann ging zu Boden.
Blut floss über seine Stirn.
Alfred kümmerte sich nicht um ihn.
Er öffnete die Kasse.
Kein Geld.
Alfred traute seinen Augen nicht.
In den paar Minuten musste der Barmann das Geld schon abgezählt haben.
Und weggesperrt.
Alfred fluchte.
In der Ecke stöhnte der Barmann.
Wütend lief er aus dem Lokal.
Das hatte sich ausgezahlt!
Alfred fuhr mit dem Lift nach oben.
Hastig sperrte er die Wohnung auf.
Theres blickte ihn betroffen an.
Sie hatte das Kind im Arm.
Wo warst du denn?
Ich habe mir Sorgen gemacht um dich
Alfred schüttelte den Kopf.
Ich habe nur kurz frische Luft geschnappt.
Mein Kopf tut weh
.
Theres musterte ihn überrascht.
Was?
Du warst ohne Jacke draußen?
Bei den Temperaturen?
Alfred zuckte zusammen.
Die lag ja noch draußen.
Neben dem Eingang der Bar.
Wo er sie liegen hatte lassen.
Bevor er den Barmann niederschlug.
Sollte er zurücklaufen
?
Das Signalhorn der Polizei riss ihn aus den Gedanken.
Zu spät.
Der Barmann hatte die Polizei schon verständigt.
Oder jemand anderer
Zu spät
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