von Vivienne – Februar 2004
Falsch kalkuliert…
Was war ich doch in dich verliebt
!
Blind vor Liebe.
Hängte mich an dich.
Wie ein Hund.
Treu.
Ergeben.
Legte dir wie sagt man? – mein Herz zu Füßen.
Ich war süchtig nach dir.
Wie nach einer Droge, die den Himmel auf Erden verheißt.
Der Himmel warst du
Ich bettelte um deine Liebe.
Bereit, meine Seele zu verkaufen.
Für ein Glück, nach dessen Dauer ich nicht fragte.
Wie lang, das war mir egal.
Hauptsache überhaupt.
Als ich fort musste, wollte ich vieles klären.
Klären, wie es mit uns weitergeht.
Ich wusste nicht, wann ich wieder zurückkommen würde.
Ob ich zurückkommen würde.
Wir saßen in dem kleinen Lokal.
Wie oft waren wir zuvor dort gewesen.
Wie oft hatte ich in deine dunklen Augen geblickt.
Glaubte in deinem glücklichen, lachenden Gesicht Liebe zu lesen
An jenem Tag hast du nur höhnisch gelacht.
Was willst du?
Wenn du fort bist, bist du fort.
Außerdem liebe ich dich nicht.
Das hast du falsch verstanden.
Ich hab nie von Liebe gesprochen
Ein Faustschlag ins Gesicht.
Mit ungläubigem Blick hab ich dich nur angesehen.
Konnte ich mich so täuschen?
Was war dieses Glück mit dir dann gewesen?
Die letzten Wochen und Monate?
Wenn nicht
Ich sagte nicht viel.
Ich stand auf.
Winkte der Kellnerin.
Das hattest du nicht erwartet.
Das merkte ich schon noch.
Komm, lass, ich zahl schon.
Hör doch, ich mach das
Ich zahlte wortlos und ging.
Warte, so warte doch.
Ich wusste nicht, dass es dich so trifft.
Während du etwas verlegen plappernd neben mir gingst, kämpfte ich mit dem Schmerz.
Der Schock ließ nach.
Das Bewusstsein begann zu verarbeiten.
Das was du mir gesagt hattest.
Nein, das war kein schlechter Scherz gewesen.
Das hattest du so gemeint.
Irgendwann war das Plappern neben mir verstummt.
Ich saß im Bus zu mir heim.
In mir tobte ein wahnsinniges Gefühl.
Getäuscht worden zu sein.
Von jemandem, der nur ein flüchtiges Abenteuer wollte.
Der mich benutzt hatte.
Missbraucht, genau genommen.
Missbraucht für seine Zwecke.
Und dieser jemand warst du
Ich konnte nicht weinen.
Aber abends in meinem Bett flossen die Tränen.
Ein Teil in mir begann zu sterben.
Nicht nur die Liebe zu dir.
Auch in meinem Innersten.
An meiner Liebesfähigkeit.
An der Bereitschaft, vorbehaltlos zu lieben.
Misstrauen begann zu wuchern.
Eine dunkle, eine stachelige Pflanze.
Sie wuchs schnell.
Ohne Blüten, ohne Knospen.
Und irgendwann merkte ich, ich konnte nicht mehr lachen
Der Schmerz lässt irgendwann einmal nach.
Die Erinnerung bleibt.
Und sie ist kalt.
Kalt wie ein Stein.
Ich war zwischen zwei Terminen in Linz unterwegs.
Zum Mittagessen saß ich mit einer Bekannten in einem Chinarestaurant.
Wir redeten.
Belangloses.
Bis zum späteren Nachmittag hatte ich noch ein wenig Zeit.
Das Essen war gut gewesen.
Ich trank Jasmintee.
Erzählte dabei der Bekannten von meinem letzten Urlaub.
Ich merkte nicht, dass du auf einmal neben mir standest.
Schließlich drehte ich dir den Rücken zu.
Hallo.
Der Klang deiner Stimme traf mich wie ein Dolch.
Unerwartet.
Ich erkannte dich sofort.
Ohne dich zu sehen.
Aber ich redete einfach weiter.
Während in meinem Kopf, in meinen Gedanken nur ein Wort stand
Warum?
Hallo.
Ich hätte dich gern ignoriert.
Aber schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen.
Ach
?
Mehr brachte ich nicht heraus.
Aber es klang zumindest desinteressiert.
Darf ich mich setzen?
Meine Bekannte sah uns an.
Ihr Blick wechselte leicht verwirrt zwischen ihr und mir.
Wenn ich störe
?
Sie beendete den Satz nicht.
Aber ihr Gesicht stellte die Frage zu Ende.
Du störst nicht.
Sie wusste es nicht.
Aber sie gab mir Mut.
Ich hatte mich noch immer nicht zu dir umgedreht.
Trank aus meiner Tasse Jasmintee.
Wie gehts dir?
Schließlich sah ich dich doch an.
Die Jahre hatten dich verändert.
Drei, nein vier Jahre
hatten wir uns nicht gesehen.
Genau seit jenem Abend im Lokal.
Danke, man lebt.
Du hast mich durchdringlich angeblickt.
Du siehst gut aus.
Lügner, dachte ich nur.
Ich sehe unglücklich aus.
Und müde.
Was treibst du so?
Einsilbig ging ich darauf ein.
Viel Stress.
Du kennst das ja.
Du tatest, als merktest du es nicht.
Wir haben uns ja lange nicht gesehen
Ich sah dich noch einmal an.
Du versuchtest verzweifelt Konversation zu machen.
Zu reden.
In deinem Gesicht las ich Einsamkeit.
Hunger und Durst.
Nach Liebe
Ich ahnte fast, warum du dich zu mir gesetzt hattest
Oh nein, nicht mit mir.
Du hast mich einmal geschlagen.
Ich stand wieder auf
War ja nett dich zu sehen.
Aber ich muss zu meinem Termin.
Man sieht sich, ja?
Ich winkte der Serviererin.
Ungläubiges Staunen in deinem Blick.
Es war mir egal.
Du hast mich nicht verdient.
Und es war nicht meine Schuld.
Du hast mich weggeworfen.
Wie eine Jacke.
Einmal getragen.
Ich ging hinaus.
Hinter mir dein Geplapper.
Ich hörte gar nicht hin.
Schloss die Tür hinter mir.
Draußen die Sonne.
Leicht geblendet schloss ich die Augen.
Spürte die Wärme.
Und fühlte ein Lächeln in mir aufsteigen
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