ROCK- UND POP-LEXIKON
von Vivienne – März 2004
Madonna, Teil 2
Im ersten Film „Susan – verzweifelt gesucht“ (1985) galt ihre Besetzung noch als Zufallstreffer, der zu amüsieren vermochte, aber die weiteren Produktionen wie „Shanghai Surprise“ (1986) und „Who’s That Girl“ von 1987 floppten gnadenlos. Auch die Filme „Dick Tracy“ (1990) und „Body Of Evidence“(1993) waren alles andere als Blockbuster. Einzig „Evita“, die Verfilmung des gleichnamigen Musicals von Andrew Lloyd Webber mit Madonna in der Rolle von Evita Peron, der Gattin des faschistischen Diktators von Argentinien, wurde ein Erfolg. Und brachte Madonna außerdem den Golden Globe.
Bei den Dreharbeiten zu „Shanghai Surprise“ lernte Madonna ihren späteren Ehemann Sean Penn (der diesjährige Oscar-Preisträger) kenne, der über Jahre eher durch Skandale und schlechtes Verhalten auffiel. An die Hochzeit kann ich mich noch gut erinnern: Madonna trat als Piratenbraut auf . Die vorerst einzige Ehe wurde 1989 wieder geschieden. 1992 gründete Madonna das La Maverick Recordings, bei dem u.a. die Deftones und Kanadas Superstar Alanis Morrissette unter Vertrag stehen. Noch im selben Jahr wurde zur Unterstützung der Promotion der CD „Erotica“ der Fotoband „Sex“ veröffentlicht, über den der Spiegel vernichtend herzog: „Szenen vom Raffinement einer Reeperbahn Inszenierung“.
Vier Jahre später brachte Madonna ihre Tochter Lourdes Maria, benannt nach dem französischen Wallfahrtsort, zur Welt. Natürlich wurde dieses Ereignis medial gebührend ausgeschlachtet. Die ersten Fernsehbilder waren der ABC 1,5 Mio wert, Vanity Fair durfte das Tagebuch während der Schwangerschaft gegen einen sechsstelligen Scheck abdrucken und schließlich gab es noch für Weihnachten ’96 den Fotoband über alle Phasen der Schwangerschaft. Der Vater des Mädchens ist übrigens ihr ehemaliger Fitnesstrainer Carlos Leon.
Im neuen Millennium bekam Lourdes, die inzwischen in Frankreich zur Schule geht, ein Brüderchen mit Namen Rocco Ritchie, das vom englischen Regisseur Guy Ritchie gezeugt wurde, im Dezember 2000 folgte die Hochzeit von Madonna und Ritchie. In ihrer neuen Rolle als Mutter mit Familie scheint sich Madonna ebenso wohl zu fühlen wie ihr Ehemann, der einige hervorragende Filme gedreht hat („Snatch“!). Aber auch weniger Gute, wie etwa erst kürzlich mit seiner Frau
Im selben Jahr schneiderte ihr der französische Elektronik-Bastler Mirwais zur Hälfte das elektronisch rockende Album Music auf den Leib, das den gleichnamigen Single-Hit beinhaltete. Auch die Singles „Don’t Tell Me“ und „What It Feels Like For A Girl“ erreichen vordere Chartregionen. Letzterer vor allem dank des spektakulären Videoclips von Ehemann Ritchie, in dem Madonna einen Sportwagen lenkt, der am Ende in einen schweren Unfall mündet. Die Zerstörungsorgie dabei ist an Oliver Stones „Natural Born Killers“ angelehnt, wurde von MTV prompt als gewaltverherrlichend eingestuft und lief nicht zur Prime Time. Auch Mutter Madonna weiß eben noch zu provozieren.
2001 wurde nach der Sampler „The Immaculate Collection“ von 1990 die Greatest Hits-Fortsetzung veröffentlicht, 2002 gab Madonna ihr Theater-Debut auf einer Bühne in London. In dem Stück „Up for Grabs“ von David Williamson spielte sie eine skrupellose Kunsthändlerin, allerdings ohne dabei in der Welt des Schauspiels für großes Aufsehen zu sorgen. Schauspielen eine große Leidenschaft von Madonna, in die sie nicht und nicht hineinfindet.
Trotzdem verkauft Madonna noch immer gut, auch wenn ihr die Teenie-Stars der heutigen Generationen nach und nach den Rang ablaufen. Stars wie sie gab es in den letzten 25 Jahren kaum eine, all ihre Epigonen aus den 80er Jahren hat sei mühelos überlebt. Und das schon ist Grund genug ihr Anerkennung zu zollen.