Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  November 2004



Lillys Gedanken zur Integration

Ein viel bemühter Begriff.
Wer einwandert, soll sich integrieren…
Anpassen.
Was heißt das aber genau?
INTEGRIEREN.
Sehen wir im Lexikon nach.

  • Zu einem ganzen vereinigen.
  • Zu einer Einheit verbinden.
  • In ein größeres Ganzes einbeziehen.

Das klingt alles sehr schön.
Sehr freundlich.
Sehr aufgeschlossen.
Nur fast jeder versteht etwas anderes darunter.
Nehmen wir gläubige Islamis her, die eingewandert sind.
Frauen mit Kopftuch werden angestarrt.
Nicht selten auch angepöbelt.
Ich kenne einige sehr nette Leute.
Die sich nicht wenig aufregen.
Wenn islamische Frauen Kopftuch tragen.
So was gehört nicht hierher!
Die sollen sich anziehen wie wir!
Gehört es das wirklich nicht?
Oder meinen wir westlich Orientierte nicht viel mehr:
Wenn du zu uns kommst, musst du werden wie wir.
Mir kommt es schon oft so vor.

Aber ist es wirklich ein ehernes Gesetz?

  • Du musst Deinen Glauben aufgeben?
  • Deine Kultur?
  • Deine Muttersprache?
  • Deine Ideale?
  • Deine Ziele?

Eins musst du dir merken, wenn du bei uns bist:
Ja nicht auffallen!
Mir scheint.
Wer so denkt, duldet nur.
Der akzeptiert nicht.
Und respektiert nicht.
Und vor allem toleriert er nicht.
Sollte nicht beides möglich sein?
Friedlich miteinander leben.
Voneinander lernen.
Und all das Neue durch den anderen schätzen lernen.
Als Bereicherung.
Auch wenn es nicht gleich meines werden muss.

Niemand, der neu in ein Land kommt, sollte seine Identität aufgeben müssen.
Natürlich muss ich die andere Sprache lernen.
So gut es ich es kann.
Mein Leben anpassen.
An die neuen Gegebenheiten.
Aber ich muss nicht mich selbst verleugnen.
Teil werden der neuen Heimat.
Wie ein neues Muster in einer Strickarbeit.
Wenn beide Seiten wollen, wird man sich gegenseitig ergänzen.
Wie in einem Aquarell verfließen die Farben.
Betonen Teile eines bemerkenswerten Bildes.

Intoleranz ist oft nichts anderes als Angst.
Angst vor dem Fremden.
Verloren gehen in der fremden Kultur.
Zur Minderheit im eigenen Land werden.
Die Wirklichkeit ist anders.
Nur wer sich nicht dem Neuen, Anderen öffnet.
Wer das Alte als das einzig Wahre behalten will.
Wird sich letztlich isolieren.
Und wirklich verloren gehen.

Österreich ist ein multikulturelles Land.
Historisch betrachtet.
War eine Monarchie aus vielen Ländern.
Die uns unterschiedlich geprägt haben.
Kulinarisch etwa.
Powidltatschkerl und Palatschinken.
Was wären wir ohne unsere Kaffeekultur?
Wer speziell in Wien ins Telefon sieht, findet sie alle.
Die Pospischils und Prohaskas.
Die Navratils und Hrdlitschkas.
Hundertprozentige Österreicher.
Söhne und Töchter Eingewanderter.
Aus Böhmen und Mähren.
Und anderen Ländern.
Prägten diese Einwanderer unser Leben bis zum heutigen Tag.
Tupften Farbe ins Bild.
Machten uns zu dem, was wir heute sind…

…ohne, dass wir verloren gingen!

Vivienne

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