Neue Bohnen Zeitung


ROCK- UND POP-LEXIKON
von Vivienne  –  Jänner 2004



Elton John – Teil 2

Ab Ende der 70er Jahre begann Elton Johns Karriere ein wenig zu stagnieren. In einem Interview 1976 hatte er sich als homosexuell geoutet. Und das verzeiht die amerikanische Öffentlichkeit in ihrer Prüderie nicht leicht. Seine folgenden Hits von „Still Standing“ bis „Nikita“ feierte Elton vor allem in Europa. Er nahm in der Zeit auch zwei Duette mit stimmgewaltigen Sangeskolleginnen auf: mit Areatha Franklin („Through the Storm“) und mit Jennifer Rush („Flames of Paradies“). Noch ein interessanter Song sticht aus dieser Periode hervor, denn Dionne Warwick (Cousine von Whitney Houston) mit Gladys Knight, Stevie Wonder und eben Elton John gemeinsam einspielte: „That’s what friends are for“, dessen Erlös für die Aidshilfe gespendet wurde. Ein schöner, herzlicher Song, für den  Elton seinen ersten Grammy in Empfang nehmen durfte, ein später Tribut, der ihm während des großes Erfolges mehr als 10 Jahre zuvor verwehrt geblieben war.

In den 80er Jahren war Elton John auch einige Zeit verheiratet, mit der deutschen Ton-Ingenieurin Renate Blauel, aber die Ehe scheiterte nach wenigen Jahren. In den 90er Jahren bekannte sich Elton schließlich ganz offen zu seiner Homosexualität und nahm einige bemerkenswerte Alben auf, darunter auch „Duetts“, auf dem sich, wie der Name verrät, fast nur Duette befinden: darunter mit George Michael („Don’t let the sun go down on me“, einen seiner bester Songs aus den 70ern und im Duett mit dem ehemaligen Kopf von „Wham“ erneut ein Mega-Hit), K.D. Lang („Teardrops“, die Coverversion eines Songs von „Womack & Womack“) oder Leonard Cohen („Born to lose“, ein wunderschöner Song  mit ganz eigenem Reiz).

1994 markierte einen Wendepunkt in Elton Johns Leben und Karriere. Er komponierte den Soundtrack zum Disney-Zeichentrickfilm „König der Löwen“, aus dem zwei Songs hervorstechen: „Can you feel the Love tonite?“ und „Circle of Life“, die dem britischen Musik-Mastermind die Rückkehr in den Himmel der Rockgiganten bescheren sollten. Elton John feierte großartige Triumphe in allen Charts auf der ganzen Welt und gewann alles, was die Musikbranche zu vergeben hat: Oscar, Grammy,  American Music Award,… Eine späte Genugtuung für magere Jahre, in denen der Erfolg nicht selbstverständlich gewesen war. Mancherorts hatte man ihm in den 80ern homosexuelle Exzesse während seiner Ehe und große Drogenprobleme unterstellt. All das war vergessen angesichts dieses neuen triumphalen Höhepunktes seiner Karriere. Ein Jahr später, im Mai 1995, hatte ich das große Glück, Elton in einem Konzert auf dem Welser Messegelände zu bejubeln. Er trug ein giftgrünes Sakko und er war phänomenal…

Angesichts dessen bin ich auch geneigt ihm nachzusehen, dass er ein paar Jahre später zu Lady Dianas Unfalltod seinen Klassiker „Good-bye, Norma Jean“ für die verunglückte Prinzessin umtextete und neu aufnahm – zu ihrem Gedenken. Diese Neufassung schlug alle Verkaufsrekorde und wurde schließlich als erfolgreichster Pop-Song aller Zeiten notiert. Der gute Zweck (für die Stiftung der Verstorbenen) heiligt wohl auch in diesem Fall alle Mittel. Elton John ist jedenfalls auch im neuen Jahrtausend ein Superstar, denn seine älteren Songs wie „Sorry seams to be the hardest word“ sind (teilweise) durch Coverversionen mittlerweile jüngeren Musik-Fans ein Begriff. Aktuell gibt es eine ergänzte Fassung seiner Greatest Hits auf CD.

Vivienne

 

 

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