ROCK- UND POP-LEXIKON
von Vivienne – Dezember 2004
Bryan Ferry und Roxy Music
Schillernd und schräg wie wenige Vertreter der Glamrock-Bewegung sind die britischen Roxy Music unter ihrem Kopf Bryan Ferry bis heute allen echten Musikfans ein Begriff. Wobei man beachten muss, dass im Grunde die britische Band mit ihrer Musikmischung aus Avantgarde-Rock der späten 60er Jahre und poppigen Hooklines sogar als Vorreiter und Ideengeber des Genres gelten müsste. Aber wie fing alles an? Nachdem der unorthodoxe Kunstlehrer Bryan Ferry 1970 begann seinen Unterricht in musikalische Aufnahmesessions umzugestalten, setzt ihn die Schulleitung erstmal vor die Tür.
Ferry ließ sich davon nicht entmutigen und gründete daraufhin seine eigene Band. Ein Jahr nach den ersten musikalischen Gehversuchen von Ferry, dem Bassisten Simpson und dem Saxophonisten Mackay, stieß als letzter der Synthie-Fan Brian Eno, ein Freund von Mackay, zur Band, wie Ferry ein kreativer Sturkopf. Ein gelungenes Konglumerat kreativer Köpfe, das schon bald erste Erfolge einheimsen sollte.
Während Songwriter Ferry – eitel wie Hölle (Zitat Stefanie Tücking von Formel 1) – amerikanischem Soul und den Harmonien der Beatles verfallen war, drängte Eno zu einer eigenen Entwicklung des Rock-Experimentalismus à la Velvet Underground. Diese ungewöhnliche wie genial-interessante Mischung hatte das hoch gelobte Debütalbum zum Resultat. Mit der Single „Virginia Plain“ galten sie als die heißesten Newcomer und durften 1972 schon mit Jethro Tull auf Tour gehen und ihre Fans life begeistern.
Anders als herkömmliche Rock-Acts in den 70ern legten Roxy Music von Anfang an gesteigerten Wert auf Schönheit, Style und Ästhetik. Sänger Ferrys Background als Kunstlehrer zeigte sich sowohl in den schrägen Showkostümen als auch in den Videos oder auch auf den Plattencovern. Dort durfte man nämlich meistens schöne Frauen bewundern. Auf „Siren“ etwa räkelte sich Top-Modell Jerry Hall, damals noch Bryan Ferrys Freundin. (Später wechselte die Schöne bekanntermaßen zu Mr. Großlippe Mick Jagger über, hatte vier Kinder mit ihm bis auch diese Beziehung vor einigen Jahren wegen eines brasilianischen Girlies scheiterte.).
Aber zurück zu Bryan Ferry und Roxy Music: Ferrys dandyhaftes, charismatisches Auftreten gepaart mit seinen romantisch-verklärten, ironischen Texten wurde von den eigenen Landsleute bejubelt, konnte die Amis jedoch nicht wirklich begeistern. Außer Love is the Drug (auf magerer 34. Position) schaffte kein Song mehr von Roxy Music den Sprung in die US Bill Board Charts. Zuvor aber, 1973 aber gab es ernste Zwistigkeiten unter den Bandmitgliedern. Brian Eno verließ die Band nach dem zweiten Album im Streit und begann an einer Solokarriere zu basteln. Von dem Zeitpunkt an arbeitete er an zahllosen Projekten, produzierte etwa Alben von David Bowie und den Talking Heads. 1975 gründete er sein eigenes Plattenlabel.
Roxy Music machte unbeirrt weiter. Mitte der 70er schlichen sich Disco-Elemente in den bandtypischen Soul-Pop, der auch endlich den Song „Love Is The Drug“ in Amerikas in die Hitlisten hievte. Zwischendurch drängte es Ferry beständig nach Eigeninszenierung, in dem er Soloalben veröffentlichte. Dabei covert er immer wieder Songs seiner Lieblingssänger (so John Lennon und sein Jealous Guy). Der Erfolg von Roxy Music litt darunter keineswegs, „Flesh And Blood“ toppte 1980 die UK-Charts. „Avalon“, mit der gleichnamigen Hitsingle, verkauft sich in den USA immerhin auch eine Million Mal.
Roxy Music waren damit am Höhepunkt ihres Erfolges. Ferry wollte daraufhin mit der Band nicht mehr weitermachen und löste diese auf. Anfang der 80er stürmen in Folge Roxy Music-beeinflusste englische Bands wie Duran Duran oder ABC die Charts. Bryan Ferry veröffentlichte seit dem Ende von Roxy Music immer wieder mehr oder weniger interessante Soloalben, wobei das 1999er Werk „As Time Goes By“ besonders hervorzuheben ist. Er coverte darauf Klassiker der 30er Jahre auf seine geniale Art und Weise. Sein ehemaliger Weggefährte Eno profilierte sich hingegen in den letzten 20 Jahren als Top-Produzent, etwa auch von U2.