von Vivienne – Februar 2005
Rauchverbot
Diskriminierung oder logische Konsequenz?
Raucher haben es nicht leicht im neuen Jahrtausend, dabei sind sie ja so tolerant und friedfertig. Immer vorausgesetzt, man lässt sie in Ruhe ihrem Laster frönen. Man verzeihe mir meinen Zynismus, aber ich aus meiner Position als Niemals-Raucher kann nur bestätigen, dass Rauchen in einer zwanglosen Gesellschaft von Leuten oft zur Zwangsbeglückung ausartet. Man kann sich kaum vorstellen, wie schnell ein großer Raum durch den Rauch einer einzigen Zigarette verpestet wird. Mal abgesehen von den Kosten, die relativ schnell ins Astronomische abgleiten können: ganz nachvollziehen kann ich nicht, dass man sich diese Sucht anfangen kann.
Auch wenn die meisten als unreife Teenanger zum ersten Mal zum Zigarettenpackerl greifen. Um dazu zugehören, um mitreden zu können. Um in zu sein. Rauchen ist verzichtbar, wollen wir das doch mal ganz klar festhalten. Es ist nicht das Tüpfelchen auf dem i bei einem exzellenten Essen wie ein Glaserl Wein, es ist nicht wohlschmeckend wie Schokolade und in gewissen hormonellen Phasen wie kurz vor der Menstruation für einen gewissen Typus Frau fast unverzichtbar (dazu zähle ich mich ganz offen) oder es hat auch nicht den Charakter einer eigenen Kultur entwickelt (wie Kaffee zum Beispiel). Nikotin ist ein schweres Nervengift und der inhalierte Rauch ruiniert auf Dauer Lungen und Bronchien. Der Rauch selber ist für Nichtraucher extrem unangenehm, speziell auch für Leute, die an einem grippalen Infekt oder Ähnlichem leiden.
Es gibt wenig, was fürs Rauchen spricht. Auch wenn Raucher von der Genusszigarette schwärmen oder von der fast inspirierenden Wirkung, die von einer Zigarette ausgeht, wenn man in Stress ist oder einen mentalen Kick braucht. Meiner Meinung nach ist das übertrieben formuliert und entwickelt sich aus einem gewissen Gewöhnungseffekt, der später zur Sucht führt. Oder anders formuliert: die anregende Wirkung resultiert großteils aus der Befriedigung der Sucht und aus nichts anderem. Und was dazu kommt: der Rauch beeinträchtigt wie gesagt alle, die dieses Laster nicht teilen.
Während die Zahl der Raucher vor allem unter den Jugendlichen steigt, gibt es auch immer mehr Verbote für die Raucher. Oder besser gesagt: Einschränkungen, die schon unmittelbare Eingriffe in die Privatsphäre darstellen. So gesehen kürzlich in einem Bericht im Fernsehen, in dem ein großer Konzern seinen Mitarbeitern auch in der Freizeit das Rauchen verbietet und sie aus diesem Grund sogar beschatten lässt. Wer zuwider handelt, muss mit der Kündigung rechnen. Und dieser Schritt geht eindeutig zu weit. Ein Rauchverbot am Arbeitsplatz ist allenfalls noch akzeptabel, weil es tatsächlich immer wieder Leute gibt, die die halbe Zeit im Büro nur rauchend herumstehen. Diese Seite muss man auch einmal sehen. Gibt ja nicht wenige firmeninterne Statistiken, die belegen, wie wenig (oder wie viel) ein Arbeitnehmer im Büro tatsächlich arbeitet und aus dieser Überlegung ist nachvollziehbar, dass ein Chef nicht bereit ist, sich auf Dauer einen hauptberuflichen Poffler zu bezahlen.
Die Bedeutung der Raucher für die weltweite Luftverschmutzung ist jedenfalls marginal. Große Industriekonzerne dürfen mit Recht ihren Verursacherstatus in Anspruch nehmen. Ob jetzt 50 Millionen Menschen mehr rauchen oder weniger wirkt sich bei Messungen nur verschwindend aus. Ihnen jetzt alleinig den schwarzen Peter zuzuschieben, wirkt etwas deplaziert. Würde man mit der selben Hartnäckigkeit an die führenden Industriestaaten appellieren, sich einiges in Sachen Schadstoffminderung zu überlegen, wäre der Menschheit viel mehr geholfen. Aber so ist in Italien plötzlich untersagt, in öffentlichen Räumlichkeiten zu rauchen und auch Lokale sind nur mehr Nichtrauchern oder Verzichtern offen.
Ich will ja nicht behaupten, dass mich das grundsätzlich stört je frischer die Luft desto lieber ist es mir. Aber Raucher sind halt auch kranke Leute, Süchtige, die man nicht auf die brutale Weise von einem Tag auf den anderen einschränken bis kalt stellen kann. Und noch dazu aus welchem Grund? Vor allem wenn ich da vergleichsweise an das Laster der schweren Trinker denke! Ein Alkoholiker hat eine gespaltene Persönlichkeit, mit einer freundlichen und einer bösen Seite. Die Psyche eines Rauchers ändert sich aber durch das Rauchen nicht wirklich oder nicht so drastisch, außer das er nervig bis lästig wird im krassesten Fall, wenn er mal länger zu keiner Zigarette kommt. Von Überfällen auf Trafikanten durch einen Raucher auf Entzug habe ich beim besten Willen noch nicht gelesen.
Rauchen wird, scheints, unmodern. Und das ist gar nicht schlecht an sich. Ein unnötiges Gesundheitsrisiko, das viel Geld kostet, nichts anderes. Aber bevor man den Rauchern ein Verbot nach den anderen vor die Nase knalle, sollte man Ausklärungsarbeit leisten. Und speziell den vielen jungen Leuten klarmachen: Uncooler als rauchen geht gar nicht! Rauchen ist dumm! Wenn die Bereitschaft erst einmal da ist, seine Sucht und ihre Hintergründe zu überdenken, erst dann fallen Erlässe und Neuregelungen in dem Bereich auf fruchtbaren Boden.
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