Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Februar 2005


Jahrhundertwinter

Auch wenn es zunächst nicht danach aussah: der heurige Winter schlägt alle Rekorde, vor allem, was Schneereichtum und Dauer betrifft. Auch wenn er im Dezember zunächst nicht wirklich angelaufen ist und auch erst gegen Ende Jänner richtig in Schuss kam. Aber dafür dann geballt! Mittlerweile jammert schon fast jeder, und ich selbst kann nur mit Bedauern bestätigen: in viereinhalb Wochen ist Ostern und ich sehne mich nach Palmkätzchen, Krokussen und Schneeglöckchen, nach Sonnenschein, lauen Frühlingslüften und blauem Himmel. Allerdings macht der Winter bisher keine Anstalten, diesen nicht unbescheidenen Wunsch zu erfüllen. Leider.

Und so sehe ich erneut dem morgigen Tag mit einem gewissen „Morgengrauen“ entgegen, weil wieder etwas Schneefall angesagt ist. Man muss schon froh sein, wenn die Straßen zumindest teilweise aper sind und man nicht Gefahr läuft, auf blankem Eis zu stürzen oder sich gar zu verletzen. Kollege Einstein kann ein Lied davon singen, wie schnell man im Krankenhaus landen kann, wenn man die Straßenverhältnisse unterschätzt, und bezahlte diese „Unvorsicht“ mit einem Gipsbein, das ihn noch eine Weile begleiten wird. Aber auch die unzähligen Grippeopfer und jene Erkrankten, die mit einem grippalen Infekt im Bett liegen müssen oder mussten, resultieren direkt oder indirekt aus diesem unüblichen Winter, den man in einer derartigen Form bisher kaum kannte.

Und dennoch war zu rechnen mit dem späten Wintereinbruch. Eine Kollegin von mir, die sich vorzugsweise mit dem Zusammenhang zwischen Astrologie und Wetter beschäftigt, prophezeite mir das unerwartete Schneechaos wenige Tage vor dem Einsetzen des nicht mehr enden wollenden Niederschlags. Im Hinblick darauf wage ich, liebe Leser, einen mutigen Vorstoß und prophezeie einen sehr heißen Sommer, und das sogar für die nächsten Jahre, den Saturn wandert im Sommer in das Hitzezeichen Löwe, für zwei Jahre. Die Landwirte, die sich mit Ackerbau beschäftigen, sollten das unbedingt in ihrer Planung berücksichtigen….

Ich sehe schon, so mancher von Ihnen belächelt meine Kombinationsgabe nur milde, aber reden wir im August weiter. Man wird sehen, ob ich mich blamiert habe oder einen Volltreffer landen konnte, und ich fordere Sie alle auf, mich unbedingt daran zu erinnern. Aber zurück zu diesem Winter, der seltene Kapriolen schlägt und leider auch wieder sehr viele Lawinentote forderte. Ein Ende ist noch nicht abzusehen, aber die Wintersportgebiete freuen sich über den reichlichen Schneesegen, der schibegeisterte Urlauber bis Anfang April garantieren dürfte. Des einen Freud, des anderen Leid: während sich unsereins großteils schon über Schnee und Eis ärgert, boomt der Winterfremdenverkehr und die Hotels sind bis auf das Besenstüberl ausgebucht. Und das muss man akzeptieren, da ohnedies nicht jedes Jahr die Pisten so großzügig bedeckt sind.

Wie schon erwähnt schlagen bei uns auch die Krankenstände alle Rekorde. Ganz Österreich hustet, niest, schnäuzt und misst Fieber. Kaum eine größere Firma, die nicht spürbar unter diesem Schützenfest der Bazillen leidet. Selbst auf der Gebietskrankenkasse, wo ich gerade eine längere Therapie in Sachen Berufskrankheit Wirbelsäule mache, musste ich dieser Tage einmal unverrichteter Dinge wieder abziehen: die angesetzte Massage musste verschoben werden, weil, wie mir die Dame am Schalter bedauernd mitteilte, zwei Therapeuten krank geworden waren. Wie mir erging es auch vielen anderen Patienten, und so mancher fragt sich, wie oft Termine noch verschoben werden, da laut Nachrichten der Höhepunkt der Infektwelle noch immer nicht erreicht ist.

Dieser Winter hat es in der Tat in sich, aber ich vermute, sein Ende wird fast genau so unerwartet kommen wie sein Beginn. In zehn Tagen kann die Natur schon ganz eifrig bemüht sein, das Manko der letzten Wochen wieder aufzuholen. Das Schneechaos zum bekannten „Lostag“ Maria Lichtmess (2. Februar) könnte darauf hindeuten. Dennoch glaube ich erst, wenn es wirklich so weit ist, dass der Frühling Einzug gehalten hat. Ich hoffe nur, dass die gigantische Schneeschmelze, die zu diesem Zeitpunkt anstehen dürfte, dann nicht wieder Flüsse und Bäche über Gebühr anschwellen lässt und erneut zu einem Hochwasser führt, dass etliche Leute ins Unglück stürzt. Aber können wir uns das aussuchen? Nicht wenige argumentieren jetzt schon, dass die Extreme der Jahreszeiten Folgen des Raubbaus an der Natur sind. Ob das zu einem Umdenken bei den Industrienationen führt, bleibt abzuwarten…. 

Vivienne

Link: Alle Beiträge von Vivienne

 

Schreibe einen Kommentar