Neue Bohnen Zeitung


ROCK- UND POP-LEXIKON
von Vivienne  –  November 2003



The Beatles – Teil 2

Ende 1963 setzten die Fab Four zum Sturm auf die amerikanischen Charts an und eroberten den Kontinent mit einem Start-Ziel-Sieg. Nicht weniger als sieben Songs der Pilzköpfe waren in ununterbrochener Reihenfolge dort Nummer eins, darunter nicht nur „I wanna hold your hand“, das allein sieben Wochen toppte, sondern auch „Love me do“, das in der Heimat ja noch ein wenig unter ferner liefen gelaufen war. Die Beatlemania schwappte also nach Amerika. Und alles was sie damals angriffen, wurde zu Gold. Der Erfolg spiegelte sich auch in den Filmen „Help“ oder „ A Hard Days Night“ wider, die die Fans in die Kinos lockten wo sie auch gleich zum Plattenkauf animiert wurden.

Fast alle Songs aus dieser Zeit stammten aus der Feder von Lennon/McCartney, George Harrison hatte in der Anfangsphase kaum Gelegenheit sich musikalisch zu  entfalten. Schlagzeuger Ringo Star, der nach dem Ausstieg von Best zu den Beatles gestoßen war, ging es ähnlich, er ist aber auch in seiner Solokarriere nie der große Songschreiber geworden. Die beiden dominanten Charaktere John Lennon und Paul McCartney prägten also die Musik und die Band. Während die beiden in den ersten Jahren des Erfolgs wirklich noch miteinander komponierten, änderte sich das ab Mitte der 60er Jahre, als die Meinungsverschiedenheiten der beiden und in der Gruppe zunahmen. Trotzdem erschien jeder Song der beiden weiter unter Lennon/McCartney, etwa auch Johns erste Solosingle 1968 „Give Peace a Chance“.

Lennon und McCartney, zwei sehr unterschiedliche Charakter, ergänzten sich lange Zeit perfekt und schrieben Songs, die zu den genialsten aller Zeiten gehören. Wer die ersten Liedchen mit den Songs der späteren Jahre vergleicht, wird die unglaubliche Entwicklung der beiden erst richtig nachvollziehen können. George Martin war für die Truppe der ideale Produzent, der mit der Musik der vier jene Klangexperimente anstellte, die Songs wie „Penny Lane“ oder „Strawberry Fields forever“ erst unsterblich machte.

Trotzdem war in der Truppe nicht nur alles eitel Wonne. Die Steuer fraß fast allen Gewinn auf. Der mittlerweile verstorbene George Harrison beschreibt diese erste Erfolgsphase auf seine sehr treffende, ironische Art in seinem Song „When we was fab“ aus dem Album „Cloud Nine“: „…when incom tax was all we had…“ – die Einkommenssteuer war alles, was uns blieb. Die Beatles mussten also auch lernen, Geschäftsleute zu werden, ihr Geld anzulegen und zu investieren, um Steuerbegünstigungen zu erhalten und auch wirklich vom sauer verdienten Geld zu profitieren. Außerdem gerieten die vier unter Beschuss, als John Lennon in einem Interview erklärt hatte, die Beatles wären nun mehr bekannter als Gott. Das rief vor allem konservative Kreise in den USA auf den Plan und sinniger weise kam es sogar zu Plattenverbrennung, etc. John Lennon musste sich entschuldigen. 1966 starb auch Bryan Epstein, der Manager der Beatles, und im selben Jahr beschlossen die Vier wegen des ungeheuren Aufwandes keine Lifekonzerte mehr zu geben.

Auch die Spannungen in der Truppe nahmen zu. Lennon und McCartney hatten zunehmend künstlerische Konflikte wobei Lennon unter anderem heftig kritisierte, dass McCartney in Anspielung auf Songs wie „Ob-la-di, ob-la-da“ oder „Maxwell’s Silverhammer“ nur mehr Kinderlieder schreibe. Dazu kam, dass es bei den beiden Köpfen der Band auch private Veränderungen gegeben hatte: Paul McCartney hatte Linda Eastman, versierte Fotografin und Edelgroupie, kennen- und lieben gelernt und 1968 geheiratet. John Lennon hatte sich von seiner ersten Frau Cynthia schon lange getrennt, den gemeinsamen Sohn Julian, später selber Musiker, sah er kaum. Dafür lebte er mit Yoko Ono zusammen, einer Künstlerin mit asiatischen Wurzeln. Beide sehr dominante Frauen prägten ihre Männer stark, was die künstlerischen wie geschäftlichen Ambitionen der Band betraf, was vermehrt dazu führte, dass die Gegensätze vor allem zwischen ihren Männern immer deutlicher zum Vorschein kamen.

Vivienne

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