von Vivienne – Mai 2004
Vergiss mein nicht – Eternal sunshine of a spotless mind
Eigentlich habe ich in dieser Rubrik bisher nur Filme vorgestellt, die schon vor längerer Zeit gelaufen sind. Heute mache ich eine Ausnahme von der Regel, weil ich diesen Streifen vor ein paar Wochen in einer Sneak Preview im englischen Original schon gesehen habe. Kein leichter Film, nicht unbedingt etwas für die Massen und – trotz Jim Carrey in der männlichen Hauptrolle – nicht wirklich zum Lachen. Ganz im Gegenteil. Regisseur und Drehbauchautor verwirren den Zuseher anfangs und es dauert einige Zeit, bis dem Zuseher klar wird, worum es in Vergiss mein nicht wirklich geht.
Wenn Sie, liebe Leser, aber mal Lust haben, sich einen Film abseits glatter Hollywood-Genres zu Gemüte zu führen, werden Sie in diesem Movie jedenfalls bestens bedient. – Joel (Jim Carrey) trauert seiner Clementine (Kate Winselet) nach. Sie hat ihn verlassen, mehr als das, sie hat ihn aus ihrem Gedächtnis verbannen lassen. Joel beschließt, im Grunde lässt er sich mehr dazu breitschlagen, dasselbe zu tun die Geliebte soll in seinen Erinnerungen nicht mehr präsent sein. Den komplizierten Vorgang lässt er von einem renommierten Arzt vornehmen.
Joel wird dazu in Tiefschlaf versetzt und an verschiedene Apparate angeschlossen, die im Laufe der Nacht jeden Gedanken an Clementine endgültig löschen sollen. Doch selbst im Tiefschlaf kommt Joel von seiner Geliebten nicht los, irgendwann beginnt er sich gegen diesen Vorgang in seinem Kopf zu wehren, weil er sie nach wie vor liebt. Und Clementine, die in seinen Erinnerungen ja ständig auftaucht, beginnt ihm dabei zu helfen. Joel kämpft um seine Erinnerungen und damit um seine Liebe zu Clementine.
Die Maschinen, an die Joel angeschlossen ist, kommen dadurch zum Stillstand. Das Team des Arztes, das den Vorgang überwachen sollte, ruft ratlos den Mediziner selbst zu Hilfe, der das Werkl wieder in Gang bringt und im Morgengrauen auch erfolgreich beendet. Dazwischen liegen aber auch die Liebeserklärung seiner Arzthilfe und die Trümmer seiner Ehe, denn seine Gattin ertappte, misstrauisch geworden, die beiden in flagranti. Joel wird also wach, die Erinnerung an Clementine ist gelöscht, und trotzdem läuft er ihr bei nächster Gelegenheit wieder über den Weg. Erneut verlieben sich die beiden in einander, bis die beiden durch die Arzthilfe, geprägt durch die Ereignisse der Nacht, in einer Art Offenbarungsaktion erfahren, was mit ihnen geschehen ist.
Im ersten Moment flammen angesichts der Fakten die alten Konflikte zwischen den beiden wieder auf. Schließlich wird ihnen aber bewusst, dass sie mehr verbindet als nur die tote Erinnerung, ihre Gefühle für einander bleiben bestehen und sind unauslöschbar. Wie gesagt, kein leichter Film, keine banale Unterhaltung sondern ein starker Film über die Liebe, ungewöhnlich und von einem tollen Soundtrack getragen. Besonders erwähnenswert darunter das Remake von Everybodys gotta learn sometimes.
Der Film profitiert natürlich auch von seinen beiden Hauptdarstellern. Kate Winslet trat ja seit ihrer oscar-nominierten Rolle in Titanic bevorzugt in anspruchsvollen Streifen auf. Jim Carrey betritt hingegen eher ungewohntes Terrain: seit der Trueman-Show versucht sich der vormalige Blödler vom Dienst immer wieder in Movies abseits seiner bekannten Komödien. Und er zeigt in Vergiss mein nicht immer wieder, dass er mehr kann als nur Grimassen schneiden. Kate Winslet unterstreicht erneut ihre gewohnten Qualitäten und beweist auch Mut zur grellen Haarfarbe: sie wechselt ihre Haarfarbe in Joels Erinnerungen immer wieder je nach Stand der Beziehung.
Vergiss mein nicht macht nachdenklich. Es wird einem bewusst wie oft man sich im Grunde über vermeintliche Macken oder Fehler des Liebsten ärgert, wie oft man das Trennende über das Gemeinsame stellt. Und wie wenig man eigentlich noch im Zweifel oder in der Krise um die Liebe zum anderen kämpft, statt zu erkennen: ein Lebenspartner ist nicht so einfach austauschbar, ersetzbar oder eben ausradierbar. Gemeinsame Erinnerungen prägen uns, bewusst wie unbewusst und viel zu viel ist irreversibel, das man durch die Liebe eines Menschen erfährt.
Vergiss mein nicht ein Plädoyer auch für die Liebe an sich
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