von Vivienne – Juli 2004
(T)raumschiff Surprise, Periode 1
Mit Der Schuh des Manitu hat Bully Herbig Filmgeschichte geschrieben. Über 12 Millionen Deutsche pilgerten ins Kino und in Österreich war kein Film vor oder nach dem 2. Weltkrieg je so erfolgreich. Dadurch war absehbar, dass der Komödiant, der seit langem im deutschen (Privat)-Fernsehen eine eigenen Show, die Bully-Parade, abzieht, sich erneut an berühmten Vorbildern versuchen würde um einen adäquaten Nachfolgehit zu produzieren. Ende letzter Woche kam der Streifen in die Kinos und Vivienne war unter den begeisterten Zuschauern
Ein Film mit Tiefgang ist nicht daraus geworden, aber das war auch nicht zu erwarten. Wer die Winnetou-Parodie gesehen hat (und wer hat das eigentlich nicht?), weiß ja auch, dass es bei Bully nur um Unterhaltung pur geht, und das auf nicht allzu hohem Niveau. Anspruchsvolle Dialoge sind aber auch nicht der Sinn der Sache, sondern Unterhaltung, Spaß und Freude. Und all das konnte Bully wieder originell vermitteln, wobei Parodien oder Seitenhiebe auf Klassiker wie Raumschiff Enterprise, Krieg der Sterne bis hin zu Shrek durchaus gewollt sind. Die Handlung ist bei Bully üblicherweise nebensächlich, sollte aber zum allgemeinen Gaudium – nicht unerwähnt bleiben.
Wir schreiben das Jahr 2304. Die Erde wird von Marsianern attackiert und Widerstand scheint zwecklos. Der Regulator Rogul dem Darth Vader aus Krieg der Sterne nachempfunden – verlangt die bedingungslose Kapitulation von Königin Metapha. Doch einer ihrer Berater hat einen letzten, rettenden Einfall. Irgendwo im Weltall weilen das Raumschiff Surprise und seine Besatzung, die heranbeordert werden und in einer Zeitreise ins Jahr 2004 durch die Beseitigung eines Marsmenschen, der im Ufo die Erde besuchte, die spätere Besiedlung des Mars verhindern sollen. Und damit auch die bevorstehende Invasion. Die Kontaktaufnahme mit Käptn Kork (Sternzeichen Steinbock), Vulcanette Spucki (eine echte Galapagosschildkröte) und Schutti (alles in allem ein sehr warmer Verein) gestaltet sich schwierig. Die Truppe bereitet sich nämlich gerade auf die Wahl zur Miss Waikiki vor und reagiert erst auf ein Fax von der Erde.
Notgedrungen weicht das Trio bei der Anreise auf ein Weltraum-Taxi aus, denn die Economy Class will man sich nicht antun. Ein tougher und geschiedener Taxifahrer, Rock, Sternzeichen Jungfrau, schafft das Unmögliche und bringt Kork und Co wieder auf die Erde mitten durch den Geschoßhagel der Marsianer. Allerdings wird sein Taxi dabei zerstört und er besteht auf Wiedergutmachung. Somit wird er, Rock, ungewollt mitten in den Auftrag an die drei Surprisianer einbezogen, die mit einer Zeitmaschine drei Jahrhunderte zurückfahren sollen um die Erde von der Vergangenheit aus zu retten. Durch die letzte Offensive von Roguls Truppen gerät dieser Plan allerdings etwas durcheinander.
Schutti, der dritte im Bunde, muss zurückbleiben, dafür befinden sich neben Spucki und Kork auch noch Metapha und Rock auf der Zeitmaschine, die etwas außerplanmäßig im Mittelalter bei den Mannen von William dem Letzten landet. Das schwule Paar von der Surprise soll verbrannt werden, Metapha ist als neue Gattin von William vorgesehen und Rock soll den alten Mann bei einem Ritterturnier vertreten um sein Leben zu retten. Die Nacht vor dem Turnier ist nicht leicht für alle Beteiligten, denn Spucki hat ein Auge auf Rock geworfen, der seinerseits für Metapha entbrannt ist. Kork rotiert vor Eifersucht. Gefühlskonfusion wohin man sieht.
Noch dazu ist Rocks Gegner Jens Maul, der Sohn von Rogul, der mit einer nachgebauten Zeitmaschine, einem Motorrad, dem Quartett gefolgt ist, jener schwarze Ritter, der William gefordert hat. Rock schlägt sich wacker, hat aber gegen den geübten Jens keine Chance. Trotzdem gelingt die Flucht durch eine Idee von Metapha, die einer Ehe mit William entgehen möchte ist sie doch ihrerseits längst sehr empfänglich für den heldenhaften Rock geworden. Leider Gottes ist auch die nächste Station der Zeitmaschine nicht die richtige, der Wilde Westen bietet dafür andere Gefahren, etwa erneut durch Jens, der nicht locker lässt. Ironie am Rande: es taucht in dieser Episode auch Santa Maria aus Der Schuh des Manitu auf, kurz bevor er sich mit den Apachen treffen wollte
Erst im dritten Anlauf landen die Helden im Jahr 2004 und nicht nur Jens wird (scheinbar) endlich besiegt. Auch der Marsianer, der gerade landet, wird in die ewigen Jagdgründe befördert. Die Erde ist gerettet, aber bei der Rückreise bahnt sich noch einmal Dramatisches an. Spucki muss zurückbleiben, denn die Zeitmaschine ist überbeladen. Tränenreich der Abschied, vor allem zwischen Kork und Spucki, dem Traumpaar. Aber so grausam endet der Film dann doch nicht: bei ihrer Rückkehr erwartet Spucki die drei nämlich schon dank seiner Schildkrötengene hat er drei Jahrhunderte auf seinen Korki warten können. Und in der Zwischenzeit die Welt etwas modifiziert, in Pink und Kitsch. Der Wahl zur Miss Waikiki steht damit nichts mehr im Wege .
Sie sehen, die Handlung ist abstrus wie grotesk und gerade deshalb sehr unterhaltsam. Das bewährte Team aus und um dem Schuh allen voran Bully selber, Christian Tramitz und Sky Dumont – hat lange gekreist und wieder eindrucksvoll auf die Lachmuskeln zugeschlagen. Stefan Raab sorgte zudem für die Filmmusik, die sich wie sollte man es besser formulieren? dem allgemeinen Niveau kongenial anpasst. Ihre Vivienne geriet dabei vor lauter Lachen mehrmals in Atemnot und wurde wegen der Lautstärke ihres Gelächters einmal beinahe aus dem Saal geworfen Aber Spaß beiseite: ein herrlich kindisches Kinovergnügen mit der Crew aus dem Kult-Schuh, ideal für den Sommer um einen heißen Tag zu beenden. Wer Anspruch sucht, ist hier fehl am Platz, ganz klar, aber man muss ja das Leben nicht immer so todernst nehmen, oder…?
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