Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Februar 2004



Lustig ist das Beamtenleben…!?!

Ja, als Beamter ist man oft fein heraus. Auch wenn die Pragmatisierung vielerorts der Anstellung als Vertragsbedienstete/r gewichen ist – normalerweise braucht man sich um seine Zukunft keine Sorgen mehr machen, wenn man in einem Amt, einer Behörde oder einem Magistrat untergekommen ist. Immer vorausgesetzt, man kennt die richtigen Leute – im Fachjargon „Vitamin B“ genannt – und macht nicht den Fehler, es sich mit jenen, die einen auf diese aussichtsreiche Position gehievt haben, zu verscherzen. Dann sitzt man auch bombenfest, wie etwa mein Beispiel mit dem Amtsarzt in unserer Bezirkshauptstadt (Ich schrieb erst neulich darüber!), dessen „Lüsternheit“ ich wie tausende andere Mädchen und Frauen am eigenen Leibe verspürt habe, zeigt.

Erinnern Sie sich? Trotz etlicher Beschwerden wegen seiner dreisten Geilheit – jede Frau unter 35 musste sich selbst bei lächerlich kleinen Untersuchungen bei ihm bis auf die Unterhose ausziehen – und negativer Presse verlief seine Karriere wie ein Boomerang – er kam wieder zurück… Mag das noch als ein extremes Beispiel von Ihnen,  liebe Leser, nicht unbedingt als repräsentativ erachtet werden, hab ich doch immer wieder in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass zumindest für so manchen Beamten die Uhren anders gehen als für Normalsterbliche wie wir.

Erst im letzten Jahr – ich war noch in meiner alten Firma – stieß ein ehemaliger Finanzbeamter aus dem Bezirk Linz-Land in unser Call Center. Fritz war ein netter Kerl, frisch gebackener Vater und hatte neben seiner Beamtentätigkeit das Jus-Studium nachgeholt. Den neuen Job – no na – bei der Oberösterreichischen Landesregierung hatte er schon zugesagt bekommen, aber es fehlten ein paar Monate zur Überbrückung, die der Mittdreißiger nicht mit Müßiggang verschwenden wollte. Vor allem auch, weil durch den nicht ganz geplanten Nachwuchs und die dadurch notwendig gewordenen Anschaffungen das Geld nicht zu knapp werden sollte.

Fritz erzählte viel von seinem früheren Job am Finanzamt seiner Heimatstadt. Kurios klang manche Episode, vor allem als er erzählte, dass es am Amt an manchen Tagen so fad war, dass es nach 9:00 Uhr, wenn der letzte Kollege Österreichs beliebtestes Kleinformat durchgelesen hatte, ziemlich schwierig wurde, die Zeit tot zu schlagen. Da blies ihm fraglos in dem besagten Call Center ein anderer Wind entgegen, denn dort wurde jede Tätigkeit vom der Call Dauer bis zum WC Besuch minutiös dokumentiert. Fritz hat auch diese Phase überstanden – mit der Vorfreude auf seinen neuen Job am Land…

Wie sehr es bei Interesse auf einen Job auf einem Amt darauf ankommt, dass man die richtigen Leute kennt, durfte ich in meiner bisherigen Berufslaufbahn immer wieder erfahren. Vor Jahren, als ich für ein Linzer Meinungsforschungsinstitut tät war, fielen einige KollegInnen im Spätherbst einer Einsparungsmaßnahme zum Opfer. Darunter auch Sybilla, ein Mädel aus der Nähe von Rohrbach im Mühlviertel. Sie war Hilfskraft in der Buchhaltung gewesen und hatte die Buchhalterin, Frau Podzeit,  vertreten, wenn diese nicht da war. Sybilla stand allerdings nicht lange ohne Beschäftigung da – ihre Schwester, die bei der Landesregierung arbeitete, konnte so viel Einfluss geltend machen, dass Sybilla mit dem Neuen Jahr eintreten hätte können.

Noch mitten in der Kündigungsfrist drang das Mädel aber in unseren ehrwürdigen Chef, sich einvernehmlich von ihr zu trennen, worauf sich dieser logischerweise auch einließ. Sybilla trat noch am Ende ihres Kündigungsmonats in ihre neue Abteilung am Land als Bürokraft ein. Die Eile hatte einen eindeutigen Grund: Sybilla war unbedacht von ihrem Freund schwanger geworden, und wollte nun den neuen Job, bevor sie offiziell von ihrer bevorstehenden Mutterschaft gewusst hätten haben müssen. Dem Vernehmen nach – das weiß ich jetzt nur vom Hörensagen, aber aus best informierter Quelle – soll Sybilla die halbe Schwangerschaft in der Arbeit mit Stricken und Häkeln für ihr Baby verbracht haben. Schreibkräfte gab es genug in der Abteilung, und deshalb fiel die „Fremdarbeit“ auch nicht wirklich auf.

Wie gesagt: wenn man einmal den richtigen Schubs in eine Amtsposition bekommen hat, hält man sich normalerweise mit dem nötigen Sitzfleisch gut. Außer, man passt den lieben Kollegen nicht in den Kram. In unregelmäßigen Abständen kann man in der Presse immer wieder von Mobbingaktionen etwa am Linzer Magistrat lesen, die so manchen hoffnungsfrohen Aspiranten in seelische Krankheiten getrieben haben – wodurch er dann für dieses Amt untragbar wurde. Auch ich selbst, die ich vor mehr als 15 Jahren einmal ein dreiviertel Jahr am Linzer Arbeitsamt in der Kursabteilung über einen „Sonderpassus“ gearbeitet habe, durfte diese abstruse Form der „Kollegialität“ am eigenen Leib verspüren.

Zuallererst rief man mich immer wieder an und schaltet mir nur die „Platte des Tages“ auf, was eigentlich nur größte Heiterkeit in mir weckte. Es war ziemlich offensichtlich, dass da die Dame von der Telefonzentrale dahinter stecken musste. Als das also nichts fruchtete, entblödete sich ein pragmatisierter Kollege nicht, mir Angst zu machen mit der Behauptung, er sei ein Fleischer und  ich hätte Wurtwaren für 200 Personen bei ihm bestellt. Ich gebe zu, dass ich angesichts dieser Aktion im ersten Moment schon ziemlich verdattert war, doch den nächsten Versuch erstickte ich im Keim: ich legte auf, und damit war Ruhe. Ein Beamtenleben muss schon sehr trist sein, wenn man nichts anderes zu tun hat, als sich auf diese fragwürdige Art und Weise die Zeit zu vertreiben.

Ich bin mir selbstverständlich darüber im Klaren, dass Beamter nicht Beamter ist. Mein Freund Chris etwa, selber seit letztem Jahr in seiner Heimatgemeinde tätig, sitzt nicht herum und dreht Däumchen, weil er eine wirklich verantwortungsvolle Tätigkeit innehat, die oft ganz schön stressig sein kann. Es kommt eben auch auf den Menschen selber an, der – im schlimmsten Fall – ein System mit zu wenig Controlling ausnutzt und es sich gut gehen lässt. Trotzdem sind die genannten Beispiele von mir längst nicht alle, mit denen ich konfrontiert worden bin – zum Abschluss noch ein besonders krasses Beispiel, weil fast „MA 2412“-verdächtig.

Einige Zeit lebte ich ja in Salzburg, wie nunmehr hinreichend bekannt sein dürfte, und darum war es nötig, mich bei der Behörde umzumelden, was nicht leicht war, denn die zuständige Abteilung schloss immer um 12:30 Uhr. Nach fast einer Woche hatte ich endlich einen früheren Bus erwischt und lief den Gang entlang zu dem Schalter, wo ich meinen neuen Meldezettel erhalten sollte. Es war drei Minuten vor halb eins, aber als mich die Beamtin wenige Meter vor ihrem Schalter auftauchen sah, schloss sie ihn und sperrte ab. Ging doch nicht an, dass sie meinetwegen „Überminuten“ machen musste!

No Comment!

Vivienne

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