Mein Output

Mitte Mai werden es acht Jahre, dass ich für die Bohne schreibe – und ein Ende ist nicht abzusehen. Ich schreibe für mein Leben gerne – und habe in der Bohnenzeitung die literarische Heimat gefunden, in der ich mich wohl und geborgen fühle. Ohne dabei die ersten Jahre besonders in das Geschehen rund um die Bohne involviert gewesen zu sein. Webmaster Peter fragte mich zwar schon nach einem guten Jahr, ob ich nicht die Chefredaktion übernehmen wolle, aber zu diesem Zeitpunkt lehnte ich ab. Für mich war damals noch nicht absehbar, wie lange ich diesem Hobby überhaupt nachgehen wollte – mit einem Wort: ich hatte keine Lust mich zu binden. So bin ich nun mal. Erst noch ein paar Jahre später kam ich selber auf Peter zu und bat ihn von mir aus um diese Position: die Zeit und auch ich selbst waren reif für die Verantwortung geworden… Der Rest ist Geschichte.

Meine Kreativität ist nach wie vor ungebrochen. Wie Ihnen Webmaster Peter versichern kann, lasse ich mich weder vom Bootsektorenviren, von Fruchtsaft auf dem Laptop noch von massiven Drohungen Anonymer oder von kaputten Modems abhalten, meiner liebsten Tätigkeit nachzugehen. Blitzschnell entstehen oft in meinem Kopf Geschichten, inspiriert bisweilen nur von einem Spruch, einer Aussage im Fernsehen oder einer Meldung in der Zeitung. Ich schreibe, ich muss, was ich fühle und denke, in eine Geschichte, in Worte verpacken. Bisweilen bin ich aber doch mit Leuten konfrontiert, die nicht an meinen enormen Output glauben. Manches scheint dabei dagegen zu sprechen, dass ich wirklich immer selber am Laptop sitze und meinen Gedanken freien Lauf lasse. Oder ob ich nicht zumindest auch in meiner normalen Arbeit Gelegenheit haben müsste, meine Gedichte zu Papier zu bringen. Aber ich bin kein Tachinierer, ich habe großen Druck im Job und dürfte mir Derartiges gar nicht leisten. Ich gebe schon gerne zu, dass ich im Maschinschreiben eher eine Null bin – ganz sicher nicht zur Chefsekretärin oder zur Schreibkraft berufen. Eine motorische Behinderung der rechten Hand ist dafür verantwortlich – was mich aber nicht davon abhält, seitenlang zu philosophieren, zu erzählen oder mich in andere Welten zu vertiefen.

Mein Chef etwa erhielt von mir vor einiger Zeit zum Vierziger ein knapp eine DinA4-Seite langes Geburtstagsgedicht: geschrieben in nicht einmal 20 Minuten, trotz meiner Einschränkung. Diese Behinderung hält mich also nicht wirklich davon ab, quasi das zu tun, was ich tun muss: schreiben. Auch wenn mancher Zweifler meint, die Fülle meiner Beiträge scheint selbst dann kaum erklärlich, wenn ich in einem normalen Tempo Maschine schreiben könnte. Ich fordere jeden, der meint, ich würde mich mit fremden Federn schmücken, auf, mir das Gegenteil zu beweisen. Copyright-Verletzungen meinerseits in all den Jahren wären im Fall des Falles überdies längst zur Anzeige gekommen, darum werden auch alle Bemühungen nichts in der Richtung belegen. Man wird nur den einen oder anderen Dieb von geistigem Eigentum von mir ausfindig machen…

Wie kommt es nun, dass ich so viele Ideen habe? Genau weiß ich es selber nicht, aber ich hatte schon immer das Bedürfnis, mir eigene Gedanken zu den verschiedensten Ereignissen zu machen. Vor vielen Jahren dachte ich mir schon Geschichten aus, deren Grundaussage mir ein Anliegen war. Immer wieder „schrieb“ ich diese im Kopf dann auch um obwohl ich damals noch keinen Überlegungen daran verschwendete, diese auch einmal zu veröffentlichen. Was musste man schon vom Internet, als ich noch eine junge Frau war? Manchmal scheint es mir eine Ewigkeit her zu sein, dass ich meine ersten Geschichten im Kopf zu „realisieren“ begann. Ich bin froh, in einer Zeit zu leben, in der ich nicht eines Verlags bedarf, um meine Message, meine Gedanken und meine Visionen an andere weitergeben zu können. Und in der keine Idee und keine Träumerei von mir verloren geht – denn ich habe viel zu sagen und viel zu geben… Und mancher kriegt auch sein Fett ab, dem ich auf normale Weise nicht beizukommen vermag.

Trotzdem, wird sich so mancher nach wie vor zurückhaltend geben: wie soll man neben Beruf und Privatem so viel Zeit für so viele Beiträge finden? Die Wahrheit liegt in mir selbst: kaum jemand, kaum eine Frau, lebt wie ich. Unabhängig, eigenwillig und vor allem auf meine Weise. Übliche Standards sind auf mich nicht anwendbar. Gedanken an eine eigene Familie und eigene Kinder musste ich schnell aufgeben, als bindungsschwacher Mensch brauche ich viel Freiheit und meine Ruhe, dann, wenn mir danach ist. Am allerwenigsten brauche ich jemanden, der mich durchs Leben „geleitet“ und mir sagt, was ich privat zu tun und zu lassen habe. Dann ist es schnell aus mit der Liebe! Und eine eigene Familie erheiraten wie weiland in der alten wie realitätsfremden Unterhaltungsserie in den 80ern reizte mich nie: ich habe meine echte Familie, groß und vielfältig, und die genügt mir. Mein Herz ist vergeben und mehr verlange ich nicht vom Leben: nur Kuchen backend und Unkraut jätend wäre mein Leben für mich wohl nicht auszuhalten! Ich wurde zu etwas anderem geboren: zum Schreiben… Vielleicht ein wenig einsam manchmal, aber sicher nicht ohne Sinn! Dafür lebe ich – und mir das wegzunehmen, hieße mich zu brechen…

© Vivienne

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