Liebeskrank – Teil 7

Ich bin nach Salzburg gefahren.
Allein.
Das erste Wochenende seit einiger Zeit ohne ihn.
Ohne Frank.
Ganz bewusst.
Das Bedürfnis nach Distanz wurde übergroß.
Vielleicht auch die Angst vor Nähe.
So schlendere ich verträumt durch die Altstadt.
Komme in der Getreidegasse nicht aus dem Staunen heraus.
So viele Geschäfte!
Hier in diesem Geschäft hab ich vor Jahren ein Geschenk gekauft.
Für meine Mutter.
Ich urlaubte damals über Weihnachten hier.
Mit meinem Freund.
Meinem ersten Freund.
Und so jung war ich damals.
Jetzt fühle ich mich alt.
Und muss wieder an dich denken.
Es ist vorbei.
Das denke ich.
Und trotzdem bist du in meinem Denken ständig präsent.
Immerzu da.
Der Platz für dich in meinem Innersten ist leer.
Ich selbst hab dich rausgeworfen.
Aber ich lasse auch niemanden an mich heran.
Niemand soll diesen Platz einnehmen.
Noch nicht… (?)

Und Frank…?
Ich weiß nicht.
Liebe ich ihn wirklich nicht?
Oder will ich ihn einfach nicht lieben?
Deinetwegen?
Sitzt du mir einfach nur wie eine Klette am Pelz?
Eine Klette, die ich nicht loswerde?
Franks Gesicht taucht vor mir auf.
Ich bin mir nicht mehr sicher.
Ob in mir nicht alles nur Abwehr ist.
Abwehr gegen jeden Mann, der mich lieben könnte.
Beinahe wäre ich in Gedanken in eine ältere Frau gelaufen.
Sie sieht mich ärgerlich an.
Und murmelt etwas in sich hinein.
Ich zucke die Achseln.
Das nahe Glockenspiel schlägt 17:00 Uhr.
Richtig.
Ich wollte mich mit Stefan treffen.
Einem alten Freund.
Den ich einmal kannte, als ich noch lachen konnte.
Und das ist lange her…

Stefan ist braungebrannt.
Er strahlt Vitalität und Lebensfreude aus.
Und dennoch ist er schwerkrank.
Man sieht es ihm nicht an.
Doch vielleicht wird er nicht mehr lange leben.
Aber darüber will er gar nicht reden.
Was ist, Mädel?
Im Grunde möchte ich nicht darüber sprechen.
Über meinen Kummer.
Was sind meine Probleme schon im Vergleich zu seinen?
Doch Stefan sieht das anders.
Mit meiner Krankheit muss ich mich jeden Tag auseinandersetzen.
Auch das kostet Kraft.
Sehr viel mehr, als mich einmal mit deiner Geschichte abzulenken…
Meine Stimme ist leise.
Ich verzettle mich in Einzelheiten.
Aber Stefan unterbricht mich nicht.
Es tut dir noch sehr weh…
Aber ich denke, du hast das Richtige getan.
Seine Stimme wird interessiert.
Wer ist dieser Frank?
Wäre das nicht jemand für dich?

Ich weiß es nicht.
Ich ringe nach Worten.
Woher soll ich es wissen?
Wenn die Wunden noch so frisch sind?
Selbst wenn er der Mann meines Lebens wäre…
Ich spüre es nicht.
Nicht im Moment.
Stefan lächelt leise.
Du musst nichts übereilen.
Vielleicht geht es ihm ja ähnlich wie dir.
Eine unglückliche Liebe wurde beendet.
Ihr müsst euch noch beschnuppern.
Dann legt er die Hand auf meinen Arm.
Aber…
Wenn er einmal mehr möchte.
Irgendwann.
Sag ihm, dass du einfach noch Zeit brauchst.
Wirf nicht gleich die Tür zu.
Auch wenn du dich nicht bereit fühlst.
Gib’ ihm eine Chance!
Versprich mir das, ja?
Stefans Blick ist ernst.
Und fast scheint es mir, als würde ich den Tod spüren.
Der ihn umgibt.
Vielleicht sehe ich ihn heute das letzte Mal.
In diesem Moment wird mir das richtig bewusst.
Mechanisch lege ich meine Hand auf seine und drücke sie.
Möchte den Augenblick festhalten.
Und Stefans Worte.
Vielleicht hat er Recht.

Oder ich bin einfach überspannt.

In den späten Nachtstunden fahr ich zurück in meine Pension am Stadtrand.
Auf meinem Zimmer hole ich das Handy aus der Schublade.
Ich hatte es den ganzen Tag nicht bei mir.
Stefans Worte scheinen mir nun fast kryptisch.

Frank hat dreimal angerufen…

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