Liebeskrank – Teil 37

Gaby weicht vor mir zurück.
Abwehrend streckt sie mir ihre Hände entgegen.
Komm wieder herunter.
Ich versteh nicht, dass du dich so aufregst.
Gabriel hat sich Sorgen gemacht um dich.
Um euch.
Bitte.
Niemand wollte euch zu Nahe treten.
Ihr habt das total missverstanden!
Hörst du mir überhaupt zu?
Mir ist schlecht.
Und ich bin wütend.
Wütend wie nie zu vor.
Ich möchte euch länger nicht mehr sehen.
Was sag ich?
Sehr lange nicht.
Keine Anrufe.
Keine unerwünschten Besuche.
Wirst du das alles Gabriel ausrichten?

Gaby atmet schwer.
Du schießt mit Kanonen auf Spatzen.
Aber ja…
Ich werde es ihm sagen.
Verlässlich.
Und wenn du nicht schwanger wärst, würde ich dir auch ein paar Dinge sagen…
Gaby will sich umdrehen.
Ich packe sie am Arm.
Hör zu.
Ich habe das Recht, mein Handy abzudrehen.
Ich muss nicht immer erreichbar sein.
Außer für meinen Mann.
Ich muss nicht jeden Anruf von irgendjemandem annehmen.
Wenn ich nicht will.
Und ich muss nicht immer Nachrichten hinterlassen, wo ich gerade bin.
Mein Mann weiß es ohnedies.
Niemand muss ein Mietshaus in Aufruhr bringen um herauszufinden wo ich bin.
Ich entscheide ohnedies, wer es weiß.
Und wer es nicht weiß, muss es auch nicht wissen!
Mein Gesicht ist ganz weiß.
Ich zittere.
Mein Kreislauf ist angeschlagen.
Ich weiß, dass ich mich gleich setzen muss.
Ich bin an meine körperlichen Grenzen gegangen.

Gaby sieht mich mit großen Augen an.
Dann reißt sie sich los.
Wortlos geht sie zur Tür.
Als sie endlich weg ist, fange ich an zu weinen.
Ich setze mich auf die Couch.
Weine Minuten lang.
Schließlich fühle ich mich besser.
Ich schenke mir aus einem Krug Wasser ein.
Dreimal.
So durstig bin ich.
Schließlich stehe ich auf.
Brühe Tee auf.
Das Aroma weckt meine Lebensgeister.
Aber ich weiß, ich muss mich schonen.
An einem Tag wie heute könnte ich wieder kollabieren.
So wie schon zwei mal.
Wie sagte der Arzt neulich im Spital zu mir?
Trinken Sie.
So viel es geht.
Wasser.
Tees.
Und wenn es Ihnen trotzdem nicht besser geht: sofort zum Arzt!
Ich schlafe ein mit diesen Gedanken.
Trinken Sie!

Frank kommt heute ein wenig früher nach Hause.
Er bringt mir Blumen mit.
Rosen.
Nimmt mich in den Arm.
Und sagt nichts.
Hält mich nur fest.
Schließlich essen wir.
Frank schenkt mir Tee ein.
Habt ihr sehr gestritten?
Ich seufze.
Nein.
Eigentlich nicht.
Aber ich habe geschrieben.
Fast die ganze Zeit.
Ich dachte schon, ich breche wieder zusammen.
Aber es geht mir wieder besser.
Morgen habe ich ohnedies den Termin beim Arzt.
Der soll mir dann den Blutdruck überprüfen.

Frank blickt schweigend in seinen Teller.
Hat Gaby denn kapiert, worum es uns geht?
Ich schüttle energisch den Kopf.
Nicht im Geringsten.
Sie meint, ich reagiere überzogen.
Gabriel hat es ja nur so gut gemeint.
Ich lege das Besteck nieder.
Mein Ton wird zynisch.
Ich bin ein furchtbares Weib, nicht wahr?
Gabriel ist so ein fürsorglicher Mensch.
Und ich jage ihn zum Teufel!
Du solltest acht geben.
Sonst passiert dir noch dasselbe!
Frank lacht.
Mir geht es wieder besser.
Die frische Luft.
Der Tee.
Das warme Essen.
Und trotzdem?
Ein nagender Gedanke sitzt in meinem Hinterkopf.
Was ist…
…wenn Gabriel trotzdem nicht kapieren will?
Frank nimmt meine Hand.
Der Gedanke verschwindet wieder irgendwo in meinem Kopf.

© Vivienne

Schreibe einen Kommentar