Endlich sitz ich mal wieder im Park.
Es hat so viel geregnet heuer.
Sonnentage sind selten.
Es ist so schön hier!
Ich döse mit geschlossenen Augen.
Das Buch ist aufgeschlagen, aber ich lese nicht.
Ich lasse mich nur von der Sonne küssen.
Umschmeicheln.
Und geschlafen habe ich auch wenig zuletzt.
Unversehens sinkt mein Kopf auf die Schulter…
Eine Stimme holt mich aus dem Schlaf.
Deine Stimme.
Ich bin sofort hellwach.
Hast du nun etwas Zeit für mich?
Der Klang deiner Worte ist leicht bitter.
Was zum Teufel ist los mit dir?
Ich bin unfähig zu reden.
Mein Buch rutscht auf den Boden.
Ich spring auf um es aufzuheben.
Aber du bist mir schon zuvor gekommen.
Und drückst es mir in die Hand.
Dein Gesicht drückt unterdrückten Ärger aus.
Doch auch Müdigkeit.
Blässe.
Jetzt läufst du mir nicht davon!
Ich will wissen, was los ist!
Du nimmst meine Hand.
Ich ziehe sie wieder weg.
Und blicke hinter kurz mich.
Auf die Schulter.
Wo die Spinne sitzt…
Eine Viertelstunde später heule ich wie ein Schoßhund.
Zweimal hast du versucht mich in den Arm zu nehmen.
Um mich zu trösten.
Aber ich ließ es nicht zu.
So sitzen wir nebeneinander.
Auf der Bank.
Unbeholfen.
Wie zwei Fremde.
Deine Worte vorhin hab ich noch im Ohr.
Ich wusste nicht, dass du mich so sehr liebst…
Versteh doch…
Du bist mir wichtig wie kaum jemand.
Ich liebe dein Lachen.
Deine Aufmerksamkeit.
Deine Nähe.
Ich fühl mich so gut mit dir.
Aber ich liebe dich nun mal nicht…
Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen…?
Ich antworte nicht gleich.
Trockne meine Tränen.
Es hätte nichts geändert.
Was hättest du denn gesagt?
Wir können doch Freunde bleiben…!
Wieder fließen Tränen.
Ich kann nicht mehr, verstehst du?
Ich musste eine Entscheidung treffen.
Für mich…
Wir schweigen uns wieder an.
Nach einer halben Ewigkeit deine Stimme.
Ich hab dich so vermisst…
Leise.
Und sehr zärtlich.
Du hast mich also vermisst.
Und in deinen Nächten träumst du von ihr…
Von ihr, die sich gelegenheitshalber bei dir blicken lässt.
Sie benutzt dich.
Du benutzt mich.
Meine Gedanken sind hart.
Aber ich merke genau.
Du denkst im Grunde nur an dich.
Wie es mir geht, ist dir egal.
Solange ich nur bei dir bin.
Ich stehe auf.
Packe mein Buch.
Du siehst mich überrascht an.
Kleines…
Willst du jetzt wieder so einfach gehen?
Ich sage kein Wort.
Dann spüre ich deine Hände auf meiner Schulter.
Dein Blick ist ungläubig.
Müssen wir denn unbedingt beide leiden?
Unwillkürlich muss ich lächeln.
Bitter und zynisch.
Nein.
Natürlich nicht.
Es reicht ja, wenn ich leide, oder?
Ich löse mich aus deinen Armen.
Du schüttelst nur den Kopf.
Und siehst mich unverwandt an.
Ich gehe weiter.
Langsam.
Wie eine alte Frau.
Und fühle mich so leer.
Tränenlos leer.
Kann man sich noch schlimmer fühlen?
Aber als ich mich nach einer Weile umdrehe, fällt mir etwas auf.
Die Spinne ist weg…
© Vivienne