Dienstschluss.
Gedanken verloren schlendere ich aus der Firma.
Vor einer Stunde hat mich Frank angerufen.
Wie so oft die letzten Tage.
Sehen wir uns um halb sechs in unserem Café?
In unserem Café…
Also hab ich genug Zeit.
Ich gehe mal zu Fuß, statt mit dem Bus zu fahren.
Vor einem Blumengeschäft bleibe ich stehen.
Diese wunderbaren Rosen…
Und sie duften wie der Sommer.
Süß und voller Sonne.
Ich stelle den Strauß wieder hin.
Eben möchte ich das Geschäft wieder verlassen.
Da höre ich deine Stimme.
Es gibt keinen Zweifel.
Ich drehe mich um.
Etwas überrascht.
Ich hatte dich zuerst im Geschäft gar nicht gesehen.
Aber ich war wohl mit den Gedanken woanders.
Ganz woanders…
Wie geht’s dir?
Dein Lächeln ist warm.
Du hast jetzt einen … Freund?
Eigentlich müsste ich dir sagen, dass Frank und ich genau genommen noch nicht so weit sind.
Aber ich lasse die Frage im Raum stehen.
Warum soll ich mich in Details verzetteln?
Frank ist mir lieb und teuer geworden in den letzen Wochen.
Ich möchte ihn nicht missen.
Frank versucht in meinem Gesicht zu lesen.
Ich habe euch neulich gesehen.
In einem Lokal.
Spätabends.
Ihr seid ein hübsches Paar…
Das höre ich immer wieder.
Ich könnte Bände darüber schreiben.
Aber ich habe keine Ahnung, warum du jetzt Small Talk mit mir machst.
In Gedanken sehe ich etwas gestresst auf die Uhr.
Ob Frank schon wartet?
Du bemerkst den Blick.
Und mir wird in diesem Moment erst klar, wie sehr meine Gefühle für dich abgekühlt sind.
Frank hat deinen Platz eingenommen.
Und noch viel mehr.
Ich wende mich zum Gehen…
Du, ich muss weg.
Man sieht sich.
Ich hab mich schon halb umgedreht, als ich deinen Arm spüre.
Etwas verärgert blicke ich mich um zu dir.
Du bemerkst, dass ich ungehalten bin.
Ich spüre deinen Unmut darüber deutlich.
Ich dachte nur, dass wir uns jetzt ja wieder sehen könnten…
So läuft also der Hase.
Ich atme laut ein.
Gabriel.
Dein Name kommt mir fast fremd über die Lippen.
Das mit uns wird nicht mehr so sein, wie es war.
Das ist vorbei.
Ich werde nie wieder so viel Zeit haben für dich.
Wir können mal versuchen, eine neue Freundschaft aufzubauen.
Irgendwann.
Aber wir brauchen Abstand.
Und ich habe es jetzt wirklich eilig…
Ich steuere zielsicher auf den Ausgang zu.
Und meine deinen stechenden Blick auf meinem Rücken zu spüren.
Zumindest bilde ich es mir ein.
Als ich draußen bin, verliert sich die leichte Unsicherheit.
Du hast Sehnsucht nach mir.
Gern hast du mich ja.
Daran gab es nie einen Zweifel.
Aber ich will mir das nicht mehr anfangen.
Du hast mich zu viel Kraft gekostet.
Vielleicht habe ich auch Angst mich wieder in dich zu verlieben.
Obwohl…
Ich muss an Frank denken.
Und das warme Gefühl, das in mir aufsteigt, straft den anderen Gedanken Lügen.
Nicht leicht.
Sicher nicht leicht.
Mein Handy läutet.
Meine Freundin ist dran.
Gabriele.
Na?
Fährst du mit ihm weg?
Hast du dich entschieden?
Ich seufze.
Sie ist oft furchtbar.
Und so neugierig.
Manchmal möchte ich mein Handy für sie sperren.
Aber an anderen Tagen ist sie unbezahlbar.
Ich weiß was ich an ihr habe.
Nein, ich habe mich noch nicht entschieden.
Stimmt das überhaupt?
Möchte ich nicht eigentlich schon?
Unbedingt?
Während ich mit meiner Freundin noch rede, betrete ich das Lokal.
Ich sehe mich um nach Frank.
Es ist ziemlich voll und es dauert, bis ich ihn sehe.
Als ich in seine strahlenden blauen Augen blicke, wird mir fast schwindlig.
Du, ich muss Schluss machen.
Ich würge Gabriele ab und stecke das Handy wieder ein.
Es ist schon seltsam wie viel Zeit ich immer wieder in Caféhäusern verbringe.
Mein halbes Leben fast.
Wir küssen uns zur Begrüßung.
Du lachst mich an.
Und dann diese Frage von dir, der mich völlig aus dem Konzept bringt.
Möchtest du heute Nacht bei mir verbringen?
© Vivienne