Kaltschnäuzig – Reflexion

Ein guter Freund ist erkrankt.
Ich erinnere mich noch gut daran.
Als uns die Botschaft überbracht wurde.
Du wirktest irgendwie teilnahmslos.
Aber schon am darauffolgenden Tag.
Wolltest du den Freund besuchen.
So fuhren wir beide ins Krankenhaus.
Trotz der zweifellos ernsten Diagnose.
Interessierten dich vorrangig die Befunde.
Und wie man damit umgehen könne.
Nicht aber die Gefühle des Freundes.
Meinten die Anderen.

An einem langen Abend in der Stadt.
Erzählte uns ein Bekannter davon.
Dass sein Job akut in Gefahr sei.
Eine Kündigungswelle stünde bevor.
Die Situation würde ihm belasten.
Er wisse nicht wie es weitergehen solle.
Er hätte finanzielle Verpflichtungen.
Du hast ihm sehr genau zugehört.
Und dich nach Details erkundigt.
Um ihm letztlich Tipps geben zu können.
Zu manchen beruflichen Chancen.
Diese waren auch zweifellos hilfreich.
Aber dennoch wirktest du kalt.
Meinten die Anderen.

Es ist dir bestimmt nicht egal.
Wie die Menschen über dich denken.
Dazu kenne ich dich nur allzu gut.
Wenn dir vereinzelt nachgesagt wird.
Du seist schlichtweg kaltschnäuzig.
Dann negierst du es aber dennoch.
Denn du kannst nicht aus deiner Haut.
Du bist dir aber auch dessen bewusst.
Einen sehr pragmatischen Zugang.
Zu Problemlösungen zu haben.
Und du bekennst dich auch dazu.

Es könne aber doch nicht sein.
Dass dich persönliche Dinge kalt lassen.
Meinen die Anderen.
Nein, kalt lassen sie dich bestimmt nicht.
Das aktive Ausleben von Gefühlen.
Hat bei dir denselben Stellenwert.
Wie bei den Anderen.
Sieht aber doch ein wenig anders aus.
Als bei den Anderen.

Wir beide haben schon oft.
Über dieses Thema philosophiert.
Probleme sind da, um gelöst zu werden.
Lautet deine vermeintliche Zauberformel.
Das lässt sich schwerlich bestreiten.
Wenngleich manche Menschen dazu neigen.
Auch Problem zerreden zu wollen.
Einen Einblick in deine Gefühlswelt.
Gewährst du nur wenigen Menschen.
Was Missverständnisse begünstigt.
Aber wer dich mal durchschaut hat.
Wird dich verstehen.

Pedro

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