Himmels-Mechanik – Ein historischer Abriss? – Lit-Split

„Ist es noch weit?“
Der etwas Untersetzte hatte mich das nun schon seit Tagen gefragt, dabei, so wie auch nun wieder, meine Antworten nicht abwarten wollend.
„Ja, ich weiss, nur noch ein Paar Tagereisen.“ So die nun seinige Antwort auf die auch seinigen Fragen.
Seine Stimme schien dann zum Ende hin immer zu erlöschen. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Anstelle meiner, erhob sich nun die Stimme des Stämmigen.
„Jetzt höre er doch bloß auf, wir sind zumindest immer noch auf dem rechten Wege! Unser Himmel wird uns schon nicht in die Irre führen, uns hier im unendlichen Meere der Sanddünen nicht vor Durst und Hunger sterben lassen.“
Der Stämmige war mir ein sehr aufrechter Weggenosse, so die sich mir immer mehr vefestigende Überzeugung. Ja, dieser Weggefährte war es, der mich über die Ungedult des Untersetzten gnädig hinwegsehen ließ. Seinen Blick erheischend versuchte ich mich darin, ihm meine Dankbarkeit zu versichern.
„Ein paar Tagereisen, womöglich noch eine Woche, aber seht besser selber!“

Dieses Funkelnde, hell leuchtende Etwas am Horizont war es das mich zur Zuversicht brachte, nicht mit den Gefährten weitab vom Wege im Treibsand zu enden. Ja dieser Teil der Wüste war der Friedhof so mancher Karawanen-Kadaver geworden, die nicht vom Glitzern am Horizont sicher geleitet worden war.
„Das Zeichen, sehet her, hat immer noch die selbige hohe Stelle am Firmament, sodass kein Grund besteht in tausenden von Zweifeln zu versinken!“
So war nun auch wieder der Stämmige zu vernehmen. Doch klang da nicht auch ein nicht geringer Zweifel mit?
Ja, was war es wohl, das nun meine Weggenossen zu Zweifeln anregte?

Wir hatten uns vor genau einem Jahr zu dieser Reise verabredet. Der Untersetzte hatte mich in der großen Bibliothek in Alexandria aufgesucht und während einem kleinen Schwätzchen mit gesüßtem Salbeitee war er sofort zur Sache gekommen.
„Ihr, oh wohledler Herr, seid doch mit der Himmelsmechanik und dem Lauf der Gestirne so sehr vertraut, dass es sogar die großen Heerführer vermeiden euch zu entzürnen , wenn sie nicht eures weisen Ratschlags verlustig werden wollen!“
Ja, doch dem war wohl so. Nicht geringe Fragen wollten von mir beantwortet werden. Und somit war genügend Tagewerk mit Problemen erfolgreicher Kriegsführung vertan, wie ich mir dann aber auch nur selber einzugestehen hatte.
„Himmelsmechanik, ja sehr wohl! Das Universum folgt einer sehr technischen Gesetzgebung und unser Bestreben muss es sein, diese Gesetze in unsere Realität einzubeziehen. Nun, mit was darf ich Ihnen zu Diensten sein werter Herr?“
Ich hatte diesen Menschen noch nie zuvor gesehen, geschweige dass ich ihn nun namentlich benennen konnte.
„Es gibt ihn nun, den großen Zeiger! Ich selber habe ihn schon vor Jahren am fernen Firmament erspähen können. Ihr müsst wissen, auch ich versuche mich in der Entschlüssellung der Mechanik der Gestirne. Euer, weit über die Grenzen eures Landes bekannter scharfer Vestand war es, der mich den Beruf des Sternenguckers erlernen ließ!“
Bei dem Sternengucker, einem nicht gut gelittenen Begriff in unserer Gemeinschaft der Forschenden, hatte er sich selber als Grieche entpuppt und er brauchte sich mir auch nicht mehr namentlich vorzustellen. Der niemals wirklich erklärte Wettbewerb zwischen den Forschenden in Alexandria und denen in Athen hatte schon seit Jahrzehnten zu nicht seltenen Beschimpfungen gegenseitiger Natur geführt. Sternengucker wurden unsererseits die Leute in Athen genannt. Und es war beinahe ein Wunder, dass bislang noch keinerlei Glaubenskrieg wegen der vorherrschenden Uneinigkeit geführt wurde.
„Der Große Zeiger, Ihr meint dieses gezackte Gebilde, erst sehr spät am Abend am östlichen Himmel zu sehen?“
Ja, doch er musste es wohl sein, der, von dem meine Studenten stets mit Hochachtung sprachen. Zumindest die Griechen unter ihnen waren es, die seinen Namen in den höchsten Tönen priesen. Waren sie zwar nur Sklaven, die von ihren Herren gezwungenermaßen in meine Obhut gegeben, sobald derer Horoskope zu erstellen hatten, kannten sie doch dessen Geschichte.
Dieser Herr, ebenfalls einst Sklave, hatte sich vor Jahren bei seinem Herrn als sehr zuverläßig erwiesen, ihm soviel Zutreffendes geweissagt, dass der nicht mehr umhin kam ihm schlussendlich die Freiheit zu schenken. Und dieser Grieche trank nun im meiner Gesellschaft gesüßten Tee!

„Wie auf Kommando konnte ich ihn erspähen. Ich hatte, in meine Arbeit die Positionen der Planeten zu berechnen vertieft, beinahe vergessen mich dem Osten zuzuwenden. Und als ich meine Revision machte, die Berechnungen mit den tatsächlichen Bewegungen zu vergleichen, glitt mir der Blick ab in östlichere Gefilde. Und zunächst erst klein wuchs er dann in nur wenigen Monaten zu ganz beachtlicher Größe heran.“
Ja, auch mir war dieser zunächst nur Punkt am Ätherhimmel aufgefallen. Seine endgültige Form und das Gleißende in seiner Anschauung war da zunächst nur zu erahnen.
Ja, dieses Objekt war es wert, mit Interesse verfolgt zu werden. Und auch genau darin war wohl unser gemeinsamer Entschluss gefestigt, für eine Reise die Kamele zu beladen.
Doch bis es dann soweit war, musste erst noch ein bemerkenswerter Zufall unsere Gemeinschaft zusammen führen.

Der Stämmige, mir sofort bei einem abendlichen Fußgang zum nun der Jahreszeit gemäß geschrumpften Nil aufgefallen, stand inmitten wild gestrikulierender Fellachen. Seine Worte waren es die mich an seiner Person Interesse entwickeln ließen. Was rief er da eigentlich?
Gewissermaßen einer geheimen Kraft folgend, ließ mich nahe an ihn heran treten.
War es sonst nicht meine Art, die Tageshitze aus der Kleidung zu schütteln wegen, den Strom aufzusuchen, muss es wohl an diesem Abend irgendeinem Gott eingefallen sein, mich zu diesem Treffen zu bewegen!
„Dieses Zeichen am abendlichen Himmel bedeutet für uns alle hier jahrhundertelange Pein! Und ich sage es euch, ihr hirnlosen Gesellen, euer Ende wird qualvoll sein!“
Jahrhunderte, hatte er jahrhundertelange Pein gerufen?
„Und höret mich an! Die Winde werden, einer großen Mauer gleich, die Sande gegen eure bescheidenen Behausungen im Delta drücken und euch hernach mit klebrigem Senf einer neuerlichen Tortur zuführen!“
Klebriger Senf? Was hatte dieser Hühne von einem Mann wohl mit Senf gemeint? Ja doch, der Kerl interessierte mich.
„Und schon alleine dieses leuchtende Feuer über dem abendlichen Horizont sollte euch zur Ehrfurcht gemahnen, euren Geiz besänftigen und euch dem rechten Weg zuzuleiten!“
Der rechte Weg, was war das wohl? Dieser Mann sprach wahrlich in Rätseln. Aber Geiz besänftigen?
„Ihr werdet heulen und mit den Zähnen klappern. Die Zukunft wird nicht rosig sein.“
Sein Singsang wurde nun gemildeter als das Klingeln römischer Zechinen in einem metallenen Töpfchen erklang.
„Aber es gibt sie die Rettung. Gebet acht auf das was ich nun den Freigiebigen gelobe.“

Ja doch, die Freigiebigen waren von dem Hühnen von einem Mann bestimmt schon erspäht und nun sollten wohl die Säumigen zur Brust genommen werden. Seine Ebenholzhaut stand im ganzen Gegensatz zu seinen strahlend weissen Zähnen und wies mir sofort die Richtung zu der Gegend, in der ich wohl seine Heimat zu vergegenwärtigen hätte.
„Ihr gebt nur um zu nehmen. Eure Großzügigkeit wird euch zur Ehre gebühren. Gebt von Herzen und seid erfreut!“
Sein verschmitztes Gesicht bekam durch das Strahlen in seinen Augen eine sehr originelle Anschauung.
Auch ich fühlte mich bemüßigt zu geben!

Meine Füße im gelb gefärbten Wasser des Stromes gekühlt, kamen mir wieder seine Worte in den Sinn. Er schien wohl einen ganz Gewitzten im Heer der Lumpen und Betrüger auf dem Pfad zur Selbstertüchtigung mit fremdem Gelde dazustellen. Eine gewisse Sympathie konnte ihm dennoch nicht abgesprochen werden. Solche seines Stammes hatten es immer schon sehr schwer in unseren Kreisen im fruchtbaren Tal des lebenspendenden Stromes. Ja, den alten Geschichten nach zu urteilen waren die Nubier oder Südsudanesen nie mit Rosen gebettet, sosehr sie es auch vermochten, die Welt mit ihren Tricks zu verblüffen. Blasser Natur zu sein war immerhin ein ganz besonderer Vorteil, den es auch noch als Sklave zu nutzen galt!
Ich muss dann doch noch eingenickt sein.

Lautes Geschrei, und irres Gezetere eines Weibes ließ mich auffahren. Das Bild was sich mir bot war wahrlich zum Schreien. Doch nicht ich war es, der grobe Flüche und Beleidigungen ausstieß. Man stelle es sich vor, ein Pärchen, Beide gepflegter Gestalt als auch Kleidung, hängen kopfunter an zwei ausgestrecken Armen eines Riesen. Beide, nicht einmal in der Lage mit ihren Armen den Boden zu berühren, machten einen völlig zerknirschten Eindruck als ein wahrer Geldsegen aus ihren rücklings angeschnallten Säcken auf die sandige Erde Ägyptens kullerten.
Diese Szenerie, trotz aller humorischer Überspitzungen, machte auf mich den Eindruck des Abschlusses einer wahrhaft griechischer Tragödie. Ja, womöglich sind nur diese Nordvölker am Ende der zivilisieten Welt dazu in der Lage, ihre Zuschauer in nicht geringen Maße zu irritieren.
Das für mich Größte an dieser wahrhaftig dramatischen Handlung vor meinen Augen, war der Umstand, dass es meinNubier von vorhin noch am Ufer des Stromes war, der dieses Pärchen in die Luft hiefte.
„Herr, sie wollten euch bestehlen, euer Geld! Schaut in euren Beutel! Dieser hier und sein unzüchtiges Weib verfolge ich schon lange, seitdem es auch sie waren die mir die Börse stibitzten!“
Wie auf ein geheimes Kommando hin ließ der Südsudanese, wie ich ihn in Gedanken für mich nannte, die Beiden auf den Boden plumpsen!

Dieses Himmelslicht, weitaus strahlender als die Sichel des Mondes, schien sich nächtlich aus der Umklammerung der Sande befreiend, uns zuzuwenden. Die übermäßige Tageshitze meidend, zogen wir es vor, des Nachts unsere Forschungsreise zu betreiben. Großer Vorteil dieser Idee bestand doch mehrheitlich darin, dass uns diese Himmelslaterne in stockdunkler Nacht die Richtung wies.
Der Nubier aus dem Südsudan hatte sich dem Griechen und meinerselbst angeschlossen, als ich ihm von den Vorbereitungen zu dieser Erkundung berichtete.
Dass es womöglich unser Ende in den Weiten des Sandmeeres bedeuten könne, wenn der Himmeslstrahler uns in die Irre führen könnte, war mir dabei keinerlei Worte wert. Schon in Hinsicht auf räuberische Araberstämme war mir seine körperliche Präsenz sehr willkommen gewesen. Wurden in den Lagern der Nilbauern böse Geschichten an den abendlichen Zusammenkünften rumgereicht, waren diese auch mir in meiner Studierkammer immer wieder mal zuteil. Ja, die Wüste kannte immer nur ein Gesetz und das war das des Stärkeren!

„Seht Ihr was ich sehe?“
Ich muss wohl auf den Rücken des Kamels eingeschlafen sein. Der Untersetzte sprang neben meinem Trampeltier, einem Verrückten gleich herum.
Ich sah nichts, nur Sand über den Horizont aufgetürmt.
„Schaut genau hin, Herr ich bitte dich!“
Da war nichts. Sosehr ich mich anstrengte dem ausgestreckten Finger des Griechen mit den Augen zu folgen, war enfach nichts Ungewöhnliches zu erspähen.
„Ein Pärchen, sie wohl eine werdende Mutter, er bepackt wie ein Muli, war soeben noch dort zu sehen. Ihr habt recht, nun ist nichts mehr von ihnen zu sehen.“

Ich versuchte mich darin, mir des Griechen Erleben bildlich vorszustellen. Jedoch, voll des wissenschaftlichen Anspruchs an mich selber zog ich es vor, mir von meinem untersetzten Begleiter sein Erleben schildern zu lassen.
„Dieses Paar war womöglich auf unseren Spuren im Sand, demselbigen Ziel zu unterwegs. Ich hatte schon am gestrigen Abend das unbestätigte Verlangen, mich von Verfolgern zu überzeugen. Nur, als wir des Morgens unser Feuer entfachten, ihr wisst doch auf dem Kamm der großen Düne, wurde mir nichts wirklich gewahr.“
Ja, meinerm treuen Begleiter war seine Überzeugung etwas Ungewöhnliches gesehen zu haben, an der Nasenspitze anzusehen. Und dennoch, auch ich selber hatte in meinen Träumen auf dem Rücken meines treuen Trampeltieres Seltsames über der heissen Wüste schweben besehen. Wehende Schleier, leises Gesäusel in mir unbekannter Sprache und nicht zuletzt ein Blinken fernab am Horizont!
„Ein Paar, sagst du? Eine werdende Mutter? Wie konntest du eine werdende Mutter in der Ferne erblicken?“
Ja, die Wüste steckte schon immer voller Geheimnisse. Und diese alle aufzuklären brauchte es wohl sehr viel mehr als nur ein Menschenleben. Ich würde mit meinen Fragen nicht weiter in meinen Begleiter eindringen, obwohl, er hatte mich mit seiner Schilderung ein wenig neugierig werden lassen.
„Bitte fragt nicht, ich weiss es eben!“

Später, im aufgehenden Morgenlicht, wandte ich mich doch noch an den Griechen.
„Sagt mal, Ihr erinnert euch, was war mit dieser Schwangeren in Begleitung eines Vollbepackten?“

„Als ich dieses Paar erblickte war mir sofort, als dass ich sie kennen müsste!“
Seltsam, dieser Astrologe kann auf hunderte von Fuß eine Jungfrau von einer Schwangeren unterscheiden, schoss es mir durch den Kopf. Weiter kam ich nicht mit meiner fragenden Betrachtung da der Nubier sich nun in unseren Dialog einmischte.

„Auch ich weiss, dass dieses Weib ein Ungeborenes in sich trägt, glaubt ihm ruhig, oh edler Herr.“
Fragend wandte ich mich ihm zu.
„Ihr sagt, auch euch ist dieses Paar nicht ganz unbekannt, edler Freund?“
„Ja, so ist es. Doch ich bitte euch, zügelt eure Neugierde.“

War da etwas was unsere Einigkeit, die uns nun so weit die Wüste queren lies, zunichte machte, etwas was ich wissen musste?

„Habt Ihr euch noch nicht gefragt, oh Großer unter den Vermessern des Universums, was uns tief im Herzen bewegte uns aller dieser Strapatzen auszusetzen, nur um das Wesen des Lebendigwerdens und seiner Folgerungen daraus, in der Nähe ansichtig zu werden?“

Da hatte der Nubier mich tatsächlich an der empfindlichsten Stelle meiner selbst getroffen. Ja, ich gehörte ohne jeden Zweifel der Gruppe von Menschen an, die immer nur versuchte die Art und Wesen aller Dinge dem Grunde nach zu studieren. Und auch so wurde ich in den Strudel der Geheimnisse dieser Himmelserscheinung hineingerissen, die sich im Grunde immer wieder meinen Berechnungen der Himmelsarithmetik entzogen hatte. Ja, der Wunsch diesem Irrwitz zu folgen hatte sich von Tag zu Tag mehr verfestigt.

Es mögen noch eine Woche oder derer zweie vergangen sein. Die Wüste mit ihren weichen Hürden der Fortbewegung trotzend, war gerölligem Grund gewichen. Einzelne Bäumchen geringen Wuchses sprenkelten die noch sandige Erde, und sogar ein gemauerter Brunnen hatte uns zur Freude reines Wasser gespendet, als uns ein Hirte mit seiner Herde Auskunft über ein nahes Dörflein geben konnte. Froh darüber, endlich mit ein paar Leuten des Landes sprechen zu können, folgten wir seinem Rat und gingen in die Richtung die er uns geraten hatte.

„Sucht nur, aber es wird für euch keinerle Beherbergung geben. Die Dörfler haben sogar schon ihre Ställe und Speicher dem fahrenden Volke vermietet, das dem Befehl des Kaisers in Rom die Folge leistet.“
So noch die knappe Verabschiedung des Hirten, als er seiner Herde folgte.
Keine Herberge? Nun gut, der Sand der Wüste hatte uns nun über Monate beherbergt sodass wir auch hier in dem unwirtlichen Lande schon noch ein gemütliches Plätzchen finden dürften.

Das Dorf hatte uns nicht gerade freundlich begrüßt. Diese Dörfler schienen ein besonders geschäftlich denkendes Volk zu sein. Freundlich, jedoch nicht am Verhandeln interessiert hatten sie schon bei der ersten Kritik an der Preisgestaltung unsererseits, ihre Säcke und Körbe wieder geschlossen ohne uns auch nur noch eines Blickes zu würdigen.
Nun gut, Israeliten waren immer schon für ihre Taktiken im Handel bis hin nach Alexandria berühmt.
Nach kurzer Beratschlagung verständigten wir drei Durchquerer der Wüste uns darauf, zum Abend hin unsere Reise fortzusetzen.
Meine vornächtlichen Berechnungen hatten mir bestätigt, dass unser Ziel nicht mehr allzuweit sein konnte!
Der Grieche als auch der Nubier hatten sich ohne große Widerrede meinem Ansinnen gebeugt.
Mit nicht geringer Neugierde sah ich der nächsten Nacht entgegen.
Würden wir drei Reisenden das Geheimnis hinter diesem Blinken am Himmel lüften, unsere Erkenntnisse aus Forschungen der Jahre endlich bestätigt finden?

Die Sandwirbel in der Wüstenluft hatten mich schon immer an die Silhuetten der Weiber erinnert und nicht selten glaubte ich, dass mir leise Stimmen unverstänliche Befehle gaben. Nur, diese Erscheinung im Übergang zwischen Abend und Nacht waren wahrlich von anderer Gestalt.
Ich hatte mich nie sehr um Religionen oder Hochgeistliches geschert. Jetzt dagegen übermannte mich die Erkenntnis, dass nicht alles was uns erschreckt oder ermutigt unbedingt vom Materiellen her kommen muss.

„Gehet weiter in diese Richtung, oh edle Könige der gerechten Wissenschaft. Und lasst euch nicht beirren! Er erwartet euch schon sehnsüchtig!“
Eine Stimme war es, die mir leise ins Ohr drang. Hatte ich bislang niemals solche Einflüsterungen verstehen können, gab es nun am Inhalt dieser Worte keinerlei Zweifel zu vermelden, so klar und rein war der Befehl.
Wie zur Abrundung der Worte war eine Erscheinung zu sehen die einer ausgestreckten Hand eines Riesen nicht unähnlich war. Und diese Hand war direkt auf unseren Wegweiser am Himmel hin gerichtet.

„Wer,…, so stotterte ich verwirrt, „… und wo ist er,…“ „… der uns erwartet…?“
„Gehet, und Ihr werdet sehen! Es ist eine himmlische Verbindung!“
Die Hand war verschwunden und auch die Stimme war verstummt als ich mich wieder gefangen hatte.

„Dort, sehet nur!“
Der Untersetzte zeigte auf den Dachfirst einer kleinen Hütte.
Nicht der Umstand, hier in dieser unwirtlichen Gegend eine solche Behausung zu finden hatte ihn erregt. Nein, es war das Nachtlicht welches nun genau über dieser Bude zu stehen schien.
Würde unsere Reise nun zu Ende gehen, uns über das Geheimnis der Himmels-Mechanik endlich Klarheit verschaffen?
Ja doch, ich empfand beinahe Ungedult die mich erregte.
Und was hatte es mit dem Volk auf sich, das sich um dieser nächtlichen Szenerie die Fülle zu geben, dort versammelt hatte? Tiere und Menschen hielten sich dort auf, wo gerade diese Sternenerscheinung gewissermaßen eine heilige Bedeutung zu geben schien.
Ja, in der Nachsicht wurde meine Neugierde befriedigt. Und das was uns dort erwartete hatte nicht geringe Wirkungen auf uns drei Wissenwollende und darüber hinaus die ganze Welt!

Aber, das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte!

© chefschlumpf 2020

Allen auf Erden eine gesegnete Weihnacht!

3 Gedanken zu „Himmels-Mechanik – Ein historischer Abriss? – Lit-Split“

  1. Warum vergeht die Zeit und nicht die Energie, die ja laut Einstein immer nur relativ sein soll? Und wenn die Zeit nun vergeht, wohin verflüchtigt sie sich eigentlich? Ist Zeit denn wirklich unendlich, und nur der Menschen Zeit endet? Und kann es sein, dass nur Zeit uns wirklich existent sein lässt? Raum und Zeit, nach Einstein die Einheit die uns werden und vergehen lässt? Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, nur ein frommer Wunsch?

    Allen hier, ein frohes 2021,
    und vertrödelt sie nicht
    die Zeit die uns noch bleibt!

    Antworten
    • Philosophische Gedanken lieber Toni. Geeignet für einen Abend am Kaminfeuer in launiger Runde wenn Corona überstanden ist… 🙂
      Bis dahin auch dir ein gutes neues Jahr und bleib gesund mit den Deinen!

      Liebe Grüße von uns

      Antworten
  2. Ein paar Verse zu den Rätseln des Universums,
    Über Raum und Zeit, nicht frei von Heiterkeit.☺️

    Wir blicken zu den funkelnden Sternen
    In des Weltalls unendlichen Fernen.
    Dabei fragen wir uns so manche Nacht,
    Wie wohl entstanden ist all diese Pracht.

    DUNKLES UNIVERSUM

    Am Anfang war der Urknall,
    Um uns herum der Nachhall.
    Das Weltall in Expansion
    Milliarden Jahre nun schon.

    Es sind dabei die Galaxien
    Einander rasant zu entflie’n.
    Da ist keine Wende in Sicht,
    Irgendwann geht aus das Licht.

    Dunkle Materie ist rätselhaft,
    Dunkle Energie nicht minder.
    Das Wissen ist noch lückenhaft,
    Man kommt nicht recht dahinter.

    Es braucht wohl wieder ein Genie,
    Gar eine neue Theorie.
    Den Kosmos ganz zu versteh’n,
    Wird noch etwas Zeit vergeh’n.

    EINSTEIN RELATIV LYRISCH

    Zeit ist relativ,
    Man hat sie leider nie.
    Einstein forschte intensiv,
    Offenbarte sein Genie:
    Konstant das Tempo von Licht,
    Schneller geht es nunmal nicht.
    Ein weiteres Resultat: E = m c ²
    Er brachte die Raumzeit ins Spiel,
    Eine Feldgleichung war das Ziel.
    Masse krümmt umgebenden Raum –
    Revolutionäres war gedacht,
    Wissenschaft vorangebracht.

    DAS SCHWARZE LOCH

    Ein kosmisches Schwergewicht,
    Zu keiner Diät bereit;
    Sternenstaub das Hauptgericht,
    Verschmäht wird keine Mahlzeit.
    Die Materie superdicht,
    Stark verbogen die Raumzeit;
    Dem Monster entkommt kein Licht,
    Gefängnis für die Ewigkeit.
    Der Ereignishorizont ist Grenze,
    Dahinter ist einfach Sense.

    MONSTERCRASH 🌚⚔️🌚 😉

    Zwei Schwarze Löcher im Streit,
    Das kommt vor von Zeit zu Zeit.
    Auch einen Neutronenstern
    Rempeln diese Monster gern.

    Die gewaltige Kollision
    Bringt das Weltall zur Vibration,
    In die Raumzeit ein paar Dellen,
    Dazu Gravitationswellen.

    Diese gehen auf die Reise,
    Zieh’n im Kosmos ihre Kreise.
    So erfährt auch unser Planet,
    Was da draußen vor sich geht.

    TEILCHENPHYSIK

    Ewig bleibt stehn keine Mauer,
    Nichts im Weltall ist von Dauer.
    So zerfällt nach einem Weilchen
    Auch noch das kleinste Teilchen.

    Nukleonen winzig klein,
    Der größte Galaxienverein;
    Was am Himmel sehen wir,
    Der Mensch und alles Getier –
    So schön auch der Bibelbericht,
    Einen Gott brauchte es hier nicht.

    STERNENBETRACHTUNG

    Deklination und Rektaszension
    Bestimmen die Sternposition.
    Die Parallaxe indessen
    Hilft beim Entfernung messen.

    Wir sehen Sterne Blau und Rot,
    Neugeboren, auch kurz vorm Tod;
    Oder uns’rer Sonne ähnlich,
    Mittelalt und leuchtend gelblich.

    Da gibt es Riesen und Zwerge
    Verschiedenster Leuchtstärke;
    Solisten und Mehrfachsterne,
    Recht nah und in weiter Ferne.

    Sternenheimat sind Galaxien,
    Die mit ihnen durchs All zieh’n.
    Meist von Planeten umgeben,
    Gibt’s ohne Sterne kein Leben.

    STERNENSCHICKSAL

    Wasserstoff zu Helium
    Ist der Sterne Tonikum;
    Im Innern die Kernfusion
    Ist der Sterne Profession.
    Eruption und Protuberanz
    Sind nur oberflächlicher Tanz.

    Sterne sind bis zum Ende
    Geburtsort der Elemente.
    Nach dem Eisen letzter Gruß,
    Machen Sterne damit Schluss.
    Für Elemente superschwer
    Muss eine Supernova her.

    Sterne entsteh’n und vergeh’n,
    Das ist im All Normalgescheh’n.
    Der Mensch, ein Kind der Sterne,
    Betrachtet’s aus der Ferne.

    DER ROTE PLANET

    Wenn man so auf Mars schaut,
    Rostrot schimmert seine Haut.
    Der äußere Nachbar der Erde
    Ist ein ziemlich kalter Gefährte.
    Halb so groß, von ähnlicher Gestalt,
    Der Mensch will ihn besuchen bald.

    Der Planet ist mal nah, mal fern,
    Zieht exzentrisch um uns’ren Stern.
    Dünn ist seine Atmosphäre,
    Früher gab’s wohl sogar Meere.
    Vieles wird man noch ergründen,
    Vielleicht Lebensspuren finden.

    MERKUR

    Der Merkur auf der Innenbahn,
    Sprintet mit unheimlichen Zahn
    Um die Sonne Stunde um Stunde,
    Achtundachtzig Tage die Runde.

    Er ist der Kleinste der Planeten,
    Nahes Ziel für uns’re Raketen.
    Am Morgen blicken wir auf ihn,
    Auch abends sehen wir ihn zieh’n.

    Brütend heiß sind dort die Tage,
    Die Nächte dafür grimmig kalt.
    Lebensfeindlich ohne Frage,
    Wir würden da nicht allzu alt.

    UNSER MOND

    Der Mond ist aufgegangen,
    Zeigt seine narbigen Wangen.
    Er erhellt uns die finst’re Nacht,
    Bis der neue Morgen erwacht.

    Der Erde treuer Begleiter
    Stimmt uns mal traurig, mal heiter;
    Berührt das menschliche Gemüt,
    Gebannt man ihm ins Antlitz sieht.

    Verliebte mögen den Mondschein,
    Sind mit sich und dem Mond allein.
    Mondsüchtige treibt er aufs Dach,
    Auch Tiere bleiben länger wach.

    Der Mond besitzt enorme Kraft,
    Womit er die Gezeiten schafft.
    Doch er zieht sich langsam zurück,
    Entfernt sich leider Stück um Stück.

    Ohne Mond kämen wir in Not,
    Er hält die Erdachse im Lot.
    Wir woll’n vor dem zu Bette geh’n,
    Nochmal hoch zu Frau Luna seh’n.

    MONDFINSTERNIS

    Großes Schauspiel am Himmelszelt,
    Auf den roten Mond blickt die Welt.
    Frau Luna schaut sehr finster drein,
    Im Erdschatten so ganz allein.

    Nun abgeschirmt vom Sonnenlicht,
    Verdüstert sich das Mondgesicht.
    Das ist nicht allzu oft der Fall,
    Zu sehen auch nicht überall.

    Nur bei Vollmond zu verfolgen,
    Wenn denn mitspielen die Wolken.
    Der Eklipse Faszination
    Erlagen Menschen immer schon.

    Es bringt die Himmelsmechanik
    Uns das Mondlicht bald zurück.
    Der Erde treuer Begleiter
    Kann blicken wieder heiter.

    SUPERMOND

    Der Mond über Haus und Wiese
    Zeigt sich heut‘ als wahrer Riese,
    Als ob er uns in der Krise
    Hier unten nicht allein ließe.

    Lang genug hat man ihn verschont,
    Nun will man wieder hin zum Mond.
    Höchste Zeit, dass ein Astronaut
    Mal wieder nach Frau Luna schaut.

    ERDAUFGANG

    Die Erde ist aufgegangen,
    Zeigt ihre bläulichen Wangen.
    Diesen Anblick, sehr ungewohnt,
    Genießen Menschen auf dem Mond.
    Ein solch grandioses Bild zu seh’n,
    Es würde uns das Herz aufgeh’n.

    Bald werden sie wieder landen
    Auf uns’rem treuen Trabanten.
    Man wird gebannt zurückschauen
    Auf den Planeten, den Blauen.
    Beschützen wir uns’re Erde,
    Dass sie lang noch aufgeh’n werde.

    DAS SCHWARZE LOCH – Maxiversion

    Es ist weder schwarz, noch ist es ein Loch,
    Man sieht das obskure Objekt einfach nicht;
    Der dichten Materie entkommt kein Licht.
    Über Einzelheiten rätselt man noch.

    Es hat zugelegt seit seinem Entsteh’n,
    Wird auch demnächst nicht auf Diät geh’n.
    Es will sich alles einverleiben,
    Wir sollten dem Monster fernbleiben.

    Im Zentrum der Galaxie zu Hause,
    Saugt es Material auf ohne Pause.
    Man nennt dieses hier supermassiv,
    Es ist trotz seiner Fülle recht aktiv.

    Es wird von Sternen rasant umkreist,
    Was uns seine Existenz beweist.
    Eine Strahlung, nach Hawking benannt,
    Beobachtet man an Loches Rand.

    Der Ereignishorizont ist Grenze,
    Dahinter ist einfach Sense.
    Verrinnen will dort keine Zeit,
    Gefängnis für die Ewigkeit.

    WELTALL – ERDE – MENSCH

    Am Anfang war der Urknall,
    Um uns herum der Nachhall.

    Eine Singularität macht Karriere,
    Die Materie in einem Punkt vereint.
    Ein großer Knall beendet die Leere,
    Das Duo Raum und Zeit erscheint.

    Der Materie Vielfalt fächert sich auf,
    Es bilden sich die Elemente.
    Sterne und Planeten entsteh’n zuhauf,
    Alles in Ausdehnung ohne Ende.

    Uns’re Galaxie ist eine von Milliarden,
    Ein Spiralsystem, keine Besonderheit.
    Die Erde hatte die besten Karten,
    Hier fand das Leben Geborgenheit.

    Aus toter Materie ging es hervor,
    Strebte hin zu höchster Komplexität.
    Die Evolution wirkt als ein Motor,
    Der einfach niemals ins Stocken gerät.

    Zahllose Arten entsteh’n und vergeh’n,
    Bevor der Mensch betritt die Szenerie.
    Auch ihn wird man nicht ewig hier seh’n,
    Das ist die kosmische Dramaturgie.

    STERNENGUCKER 🌟🌠🌜 🔭

    Sie blicken zu Mond und Sternen,
    Sind den Planeten auf der Spur;
    Reisen zu des Weltalls Fernen,
    Wenn auch mit Teleskopen nur.

    Unterwegs in finsterer Nacht,
    Im Banne der himmlischen Pracht.
    Licht aus, Sterne an, klare Sicht –
    Viel mehr brauchen sie dazu nicht.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus Thüringen

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