Henry, Teil 2

„Wenn ich noch mal mit Dingo um die Häuser ziehe, hätte ich ein wenig Zeit um Besorgungen zu machen, Schatz ! Was genau brauchst du, Christie? Ich meine so für Weihnachten wenn du nach Essen fährst? Wir müssen doch irgendetwas für den alten Knickersack einkaufen. Irgendwas Unsinniges, was dann im Haus herumliegt und trotzdem Eindruck macht auf den Rest der verfressenen Truppe und die versammelte Riege der Erbschleicher.“

Henry saß im Badezimmer auf dem Badewannenrand und hörte dass Christina im Schlafzimmer gegenüber des Badezimmers, die Schiebetüre des Spiegelschrankes geöffnet hatte.

„Wir nach Essen fahren, Henry. Wir, nicht ich. Sondern du und ich, Henry und Christina! Und Deine Bemerkung über Deine Familie habe ich gerne überhört, du Zyniker oder soll ich besser sagen, Du Übelkrähe?“

„Ist mir eigentlich Schnurz, was du sagst, wenn ich bloß nicht mit muss, du Hexe! Aber du gibst ja eh keine Ruhe, du Lehrerin, du!

„Oberstudiendirektorin, wenn schon, denn schon!“

„Na klar und ich bin Hauptfeld außer Diensten und du bist eine aussortierte Studienrätin im vorgezogenen Ruhestand, meine Liebe!“

„Eine, die uns über die Jahre ganz gut versorgt hat, mein Lieber und dass ich nach Jahren des Stresses mit verwöhnten Mittelschichtkindern eine Auszeit genommen habe ist nicht meine Schuld und du solltest nicht immer wieder so tun, als ob ich versagt habe.“

Christina war in das Bad getreten und sah zu, wie Henry seine Fußnägel schnitt und sie sah nicht sehr glücklich aus, dass nun eine kleine Bemerkung wieder zu einem kleinen Disput führen sollte.
Henry, der sich ein Handtuch um die Hüften geschlungen hatte putzte sich die Hände ab und versuchte Christina in den Arm zu nehmen, was von dieser aber abgewehrt wurde.

„Lass das, Henry. Wenn du mir einen echten Liebesdienst erweisen möchtest, dann sag jetzt zu, dass du mitfährst und ich nicht alleine reisen muss.“
Christina sah Henry mit sehr großen, fordernden Augen an und sie erinnerte ihn wieder an die kleine zarte Person in die er sich damals sofort verliebte, nicht nur weil sie seinem alten Schwarm aus „Krieg und Frieden“ einem Hollywoodschinken aus den „fifties“, bis aufs Haar glich.

„Gut Audrey, lass uns Frieden schließen und den Krieg aufs nächste Jahr verschieben. Wenn ich mitkomme gibt’s halt nichts zu Weihnachten und obendrauf gebe ich noch eine Woche Wohlverhalten in Essen und das große Ehrenwort mit dem „Alten“ keine Diskussion anzufangen.“

„Audrey hast du mich früher immer genannt. Warum eigentlich, Henry? Mit der Hepburn hatte ich doch wirklich noch nie eine Ähnlichkeit. Aber wenn du mir versprichst keinen Krieg anzufangen in Essen, kannst du mich meinetwegen Elisabeth nennen. Und auf Weihnachts-Überraschungen habe ich doch schon immer sehr gerne verzichtet, bei deinem Geschmack! Ich weiß auch schon was wir deinem Vater schenken.“

„Was denn Elisabeth? Los spucks aus!“

„Lass Dich überraschen Henry“ Christina sah ihn an und ihr fiel wieder dessen Ähnlichkeit mit Fonda auf und die Tatsache, dass sie beide sich damals nach dem Besuch besagten Filmes „näher gekommen“ waren und „ihr Henry“ seit dem Tage auch nur noch „Henry“ war.

Hollywood war damals über die ganze Welt gekommen. Auch über den kleinen BW-Standort in Niedersachsen in dem sie „ihrem“ Henry über den Weg gelaufen war.

Wird fortgesetzt !

(C) Chefschlumpf

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