Heinrich Degenhardt genannt Henry

Nachfolgend Beiträge entstanden anlässlich eines Projektes, bei dem etwa 20 Autoren versucht hatten, eine Fortsetzungs-Weihnachtsgeschichte gemeinsam zu entwickeln.

Der Plot sollte auf folgenden Vorgaben basieren:

Heinrich Degenhardt genannt „Henry“, Stiefsohn von Helmut Oberste Ufer. Wurde von Ursula in die Ehe mitgebracht, neben seinem zehn Jahre älteren Bruder Rudolf, der schon vor sieben Jahren verstorben ist.

Wohnt zur Zeit in einem kleinen Kaff in der Nähe von Goslar im Harz. War Fahrlehrer beim „Bund“ und hatte nach seiner Entlassung nach zwölf Jahren, eine Fahrschule betrieben.

Trinker und dadurch Pleite mit „Negativ-Vermögen“.

Hatte eine Zeitlang in einem kleinen Goslarer Kino als Filmvorführer gearbeitet, bis vor etwa fünf Jahren das Programmkino zumachte weil das neue Multiplex-Kino die Zuschauer gänzlich abfischte. Beim Multiplex wurden jüngere Leute bevorzugt eingestellt.

Henry ist verheiratet mit einer Lehrerin, die aufgrund einer starken Kinderallergie in den vorzeitigen Ruhestand geschickt wurde.

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Henry
Er hatte immer das gleiche Problem. Erst in der letzten Tasche steckte das Schlüsselbund.
Als Henry die Schlüssel ertastete, verdrehte er die Augen gen Himmel und knurrte, scheinbar zu sich selber :“ Mist, immer der gleiche Mist, na ja, da isser ja !“ Henry lehnte sein Fahrrad im Hausflur an die Wand und suchte nach dem Schlüssel um das Kettenschloss aufzuschließen, welches um seinen Sattel geschlungen war.

„Henry bring bitte die Post mit, der Postmann hat dreimal gebimmelt und ich war gerade im Keller beim Trockner, Danke“

„Keller, Trockner ! Du hast wieder vor der Glotze gehockt, meine Liebe und wolltest wieder die ganzen Zombies auf SAT 1 begucken, die vor sich hinbrabbeln und stolz sind, dass Millionen Arbeitsloser zuschauen.“ Henry hatte leise vor sich hin geflüstert. Christina hatte es nicht gerne, von Henry auf ihre Leidenschaft angesprochen zu werden.

„Hier ist ein Brief aus Essen, bestimmt ein früher Weihnachtsgruß weil die beiden Alten Angst haben an Weihnachten allein zu Hause rumzusitzen. Ich hab mir vorgenommen, dieses Jahr nicht hinzufahren, Wenn Du willst, fahr hin. Der alte Geldsack wird ja schließlich neunundneunzig.“ Henry war nicht sehr gut auf den Mann seiner Mutter zu sprechen. Der Kerl war fast Hundert, absolut fit und immer noch genau so geizig wie vor fünfzig Jahren, als seine Mutter ihn heiratete. Es war Mutters dritte Ehe. Der erste Mann war mit nem Granatsplitter aus Russland zurückgekommen, Granatsplitter im Kopf und die Operation nur um fünf Tage überlebt.

Der zweite Versuch entpuppte sich als Riesenflopp und Bruder Heinz musste sich zunächst mit seinem Stiefvater auf der Treppe herumprügeln, als er seine Mutter vor dem prügelnden Ehemann in Schutz nahm. Henry war zu dem Zeitpunkt gerade zehn Jahre alt.

Der dritte erwies sich als Volltreffer. Er war recht wohlhabend und sorgte sehr fürsorglich für Mutter, obwohl er so geizig, wie vermögend war.

„Kannst Du doch nicht machen, Henry. Dein Vater wird neunundneunzig und wer weiß, wie lange er noch so gut zusammen ist. Klar fahren wir hin.“ Christina hatte den Kasten tatsächlich aus, wie Henry erstaunt feststellte.
„Mensch, Helmut ist nicht mein Vater. Mein Vater ist schon lange tot und Gott sei Dank bin ich mit dem Knickersack nicht verwandt und nicht verschwägert.“ Henry hatte es immer noch nicht verwunden, dass sich sein Stiefvater damals vor X- Jahren nicht erweichen ließ um die Pleite abzuwenden. Er verstand sich so gesehen gar nicht mal so schlecht mit Helmut, aber dessen Geiz kotzte ihn an.

Geiz war Henry einzige Erklärung für Helmuts damalige Entscheidung, ihm nicht unter die Arme zu greifen.

„Ist schon gut Henry, natürlich fahren wir hin, das gehört sich so und außerdem kommt wohl auch die ganze Familie endlich mal zusammen, soll ich Dir mal vorlesen, was Deine Mutter schreibt?“ Christina hatte den Brief geöffnet und ihre Lesebrille aufgesetzt und sah Henry fragend an.

„Wenn die ganze Familie kommt bleib ich lieber hier im Harz und kein Mensch schleppt mich in den Kohlenpott, hier ist es doch viel schöner als beim Familientreff. Außerdem kommen doch am zweiten Weihnachtstag die Kinder zu uns.“

„Irrtum, Klaus und Angelika fahren auch nach Essen und Conni und Sven sind natürlich auch bei Opa und Oma. Die beiden haben schon heute früh angerufen, Angelika und Conni.“

Henry musste lächeln, als er an Klaus und Conni dachte, ihre beiden Kinder, die jetzt in Hannover wohnten mit ihren Ehepartnern.

„Auf keinen Fall fahre ich hin, Du kannst sagen was Du willst, sag einfach ich wäre krank. Du kannst ja hinfahren, ich bleibe hier.“

„Na gut mein Lieber, das werden wir ja sehen.“ Christina hatte ganz leise gesprochen und Henry war es vorgekommen, als hätte sie nur tief durchgeatmet.

Werde ich in lockerer Folge fortsetzen! chefschlumpf

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