Gelinkt!

Superstar Robbie Williams beehrt im August im Zuge seiner großen Tournee auch Österreich – das Ernst-Happel-Stadion hat der britische Superstar und Entertainer zweimal zum Bersten gefüllt. Offiziell sind beide Konzerte ausverkauft, nur die eine oder andere Organisation konnte sich Restkarten sichern. So fiel mir letzte Woche – ich war im Urlaub – die Werbung für eine neue, geplante österreichische Tageszeitung in die Hände, die allen Probeabonnenten mit einem besonderen Zuckerl winkt: bis zu zwei Eintrittskarten für Robbies Konzerte kann man zum normalen Ticketpreis mitbestellen – solange der Vorrat reicht, halt – in einem beiläufigen Nebensatz erwähnt.

Bohneleser wissen es: auch Ihre © Vivienne hält viel auf Robbie und die Werbung für die Tageszeitung, die unter den Fittichen des versierten Rennbahnexpresserfinders Wolfgang Fellner entstehen soll, ließ mich nicht mehr los. Letztlich kam ich zu dem Schluss, dass ich es wenigstens versuchen müsste, auf diese Weise zu einem Ticket zu kommen. In Absprache mit einer Kollegin, die Robbie noch vielmehr verehrt als ich, bestellte ich neben dem Probeabo, das ich wohlgemerkt nach einem Monat um 9,90 € ohne weitere Verpflichtung wieder kündigen kann, zwei Tickets für Robbie auf der Internetseite. Die Bestätigung für das Probeabo kam sofort, auf die Tickets warten wir allerdings noch und sie werden wohl auch nicht kommen.

Wie ich mir fast schon gedacht hatte: Wolfgang Fellner möchte ausziehen in den Kampf gegen die Markt beherrschende Kronenzeitung und um einen guten Start hinlegen zu können, hat er zweifellos auch viele junge Leute (oder solche, die sich dafür halten, wie mich) mit Robbie Williams geködert, um einmal beim Ersterscheinen einen guten Start hinlegen zu können. Ein paar Tickets von Robbie werden für die Ticketaktion wohl tatsächlich zur Verfügung gestanden haben, aber die Nachfrage dürfte den tatsächlichen Bestand um einiges überschritten haben. Macht nichts, die Enttäuschung sowohl bei mir als auch bei der Kollegin hält sich in Grenzen und ich werde mich noch im Juni mit einem Entertainer der ganz anderen Sorte, nämlich Billy Joel, trösten können.

Allerdings hat mir diese Geschichte wieder Anlass geliefert, darüber nachzudenken, wie oft man sich eigentlich gewissermaßen „linken“ lässt und auf den „Schein“ hereinfällt. Es gibt unzählige Beispiele dafür, die gevieftesten Werbestrategen bringen ihre kleinen grauen Zellen zum Rauchen, um uns zu betören oder im schlimmsten Fall um uns sogar ein X für ein U vorzumachen. Im Normalfall, wie bei Fellners neuer Tageszeitung, soll halt ein Stück trocken Brot verkauft werden. Von dem herrlichen Schinken, den man uns dabei zum Ködern verführerisch duftend vor die Nase setzt, gibt es allerdings nur ein paar Scheiben – die meisten Leute, so wie ich, müssen jetzt mit dem trockenen Brot vorlieb nehmen, obwohl sie eigentlich vom Schinken träumten…

Betrug möchte ich diesen „Trick“ natürlich nicht nennen. Die Vorgangsweise ist sorgfältig abgesichert und mir war schon bewusst, dass ich keine allzu großen realistischen Chancen auf die Tickets hatte. Ich hätte mich sogar sicher über mich geärgert, wenn ich den Vorstoß nicht gewagt hätte. Auf der anderen Seite ist es schon beachtlich, dass ich sofort zu rotieren begann, weil der Name von Robbie Williams im Spiel war. Und so hat jeder von uns seine Reizwörter, bei deren Nennung oder Gebrauch er Vorsicht oder zumindest Logik vermissen lässt. Und in der Werbung werden wir dann vorgeführt, der eine beim Spot mit jenem Sportler, der andere bei den Worten von jenem Schauspieler. Der Mensch lässt sich bereitwillig linken, oft viel zu bereitwillig, und er merkt dabei nicht, wie er sich dadurch in eine Abhängigkeit verstricken könnte, die absolut nicht wünschenswert wäre.

In meinem Fall bin ich mit dem einmonatigen Probeabo recht billig davon gekommen. Ich werde jede weitere Verpflichtung noch Ende dieser Woche kündigen. Ich frage mich nur bisweilen, wie das bei Leuten aussieht, die für ein teures wie oft nutzloses Schlankheitsmittel oder die Kosmetika, die von einer bekannten Schauspielerin beworben werden, Schein um Schein hinlegen, um eine Schönheit zu erreichen, die quasi unerreichbar ist? Die duften möchten wie ein Superstar, und Geld ausgeben, um sich gewissermaßen seinen Status zu erkaufen, der doch unerreichbar ist? Nur ein wenig sein wie er oder sie… ihm oder ihr dadurch ein wenig nahe zu sein, in dem man ein Produkt käuflich erwirbt, für das ein berühmter Name steht? Immer und immer wieder? Die Werbeagenturen machen sich dieses Verhalten zunutze, sie arbeiten mit unseren Gefühlen, die aber real dabei auf der Strecke bleiben müssen…

© Vivienne

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