Freiheit

Seit Bestehen der Menschheit existiert das Streben nach Freiheit.
Was aber ist Freiheit ?
Im Lexikon steht: Freiheit bedeutet Unabhängigkeit von Zwang und Bevormundung und das eines der Grundrechte jeden Menschen auf dieser Erde ist.
Freiheit ist die Selbstbestimmung des Menschen, indem er sich unabhängig von äußeren und inneren Zwängen macht und selbst auch Ursprung seines Wollens ist.

Das Erlangen von Freiheit wurde – und wird leider immer noch – hart erkämpft.
Es gibt viele Länder, in denen keine politische Freiheit herrscht.
In unserem Land ist die bürgerliche Freiheit zur Selbstverständlichkeit geworden. Wir haben z.B. Glaubensfreiheit, Rede- und Meinungsfreiheit, die Pressefreiheit, Versammlungs- und Vereinsfreiheit und vieles mehr.

Trotz all dieser Errungenschaften im Bestreben nach Freiheit, stellt sich mir die Frage:
Gibt es vollkommene Freiheit ?
Ich glaube, man muss dies mit Bedauern verneinen.
Wir leben in einer zivilisierten Konsumgesellschaft und dürften uns nicht beklagen.
Doch die Kehrseite der Medaille ist, dass hier jeder einzelne seinen Beitrag leisten muss, damit es einem gut geht. Somit entsteht Zwang – der wenig mit Freiheit zu tun hat.
Das Motto lautet: Arbeite (für diese Konsumgesellschaft) – dann geh es dir auch gut.
Wenn man keine Arbeit findet wird man Außenseiter. Unmut und Wut entstehen.

Aber selbst wenn man Arbeit hat und gut verdient … ist man deswegen freier ?
Sicherlich kann sich ein arbeitender Mensch unserer Konsumgesellschaft, dann auch sein vermeintliches Stückchen Freiheit wie z.B. ein Haus mit Garten oder ein Auto erkaufen.
Der eine erlebt „seine“ Freiheit im Urlaub, der andere wenn er sich Unmengen an Zigaretten kaufen kann. Freiheit ist in dieser Hinsicht individuell verschieden und ein sehr dehnbarer Begriff. Aber Geld oder Materielles – hat das etwas mit wirklicher Freiheit zu tun ?

Müssen wir erst aus unserer Konsumgesellschaft ausbrechen – aussteigen – unser Dasein als Landstreicher und Außenseiter der Gesellschaft fristen, um wirkliche Freiheit empfinden zu können ?
Die Wunschvorstellung frei zu sein wie ein Vogel, werden doch immer mehr zur Utopie.
Realistischer werden Begriffe wie „vogelfrei“ oder „frei zum Abschuss“.

Wahrscheinlich können wir in unserer Gesellschaft nur mehr bedingt und in unseren Gedanken zeitweise wirklich frei sein.
Wirkliche Freiheit wird man kaum von außen erleben können, sondern es ist wohl eher eine innere Einstellung, die man sich selbst erarbeiten muss.
Ein „Freidenker“ überwindet seine Trägheit, packt seine Ängste am Schopf – wird aktiv.
Nicht, indem er ständig nur über sie redet, diskutiert oder sich träge mit ihnen arrangiert, sondern indem er sie positiv angeht, um sie für eine neue Freiheit zu überwinden.
Vor allem aber wird man bescheidener werden müssen.
In Ansprüchen, seinem Leben und seinem Konsumverhalten.

Denn Freiheit ist bestimmt nicht das große Geld, dass man sich erarbeitet oder das einem geschenkt wird. Das beweist die „rätselhafte“ innere Leere, die Lottogewinnern oder finanziell reichen Menschen unausweichlich eines Tages ereilt.

Letztlich möchte ich diesen Beitrag aber mit den Worten Albert Schweitzers, eines großen „Freidenkers“, der sich aktiv für Freiheit, Frieden und Menschenrechte eingesetzt hat beenden.

„Ich will unter keinen Umständen ein Allerweltsmensch sein.
Ich habe ein Recht darauf, aus dem Rahmen zu fallen, wenn ich es kann.
Ich wünsche mir Chancen, nicht Sicherheiten.
Ich will kein ausgehaltener Bürger sein,
gedemütigt und abgestumpft, weil der Staat für mich sorgt.
Ich will dem Risiko begegnen, mich nach etwas sehnen und es verwirklichen,
Schiffbruch erleiden und Erfolg haben.
Ich lehne es ab, mir den eigenen Antrieb mit einem Trinkgeld abkaufen zu lassen.
Lieber will ich in den Schwierigkeiten des Lebens entgegentreten, als ein gesichertes Dasein zu führen, lieber die gespannte Erregung des eigenen Erfolgs, als die dumpfe Ruhe Utopiens.
Ich will weder meine Freiheit gegen Wohltaten hergeben, noch meine Menschwürde gegen milde Gaben.
Ich habe gelernt, selbst für mich zu denken und zu handeln, der Welt gerade ins Gesicht zu sehen und zu bekennen: Dies ist mein Werk.
Das alles ist gemeint, wenn wir sagen: Ich bin ein freier Mensch !“

Albert Schweitzer (1875-1965), deutsch-französischer Arzt, Theologe, Musiker und Kulturphilosoph, 1952 Friedensnobelpreis

(C) Wolf

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