Es gibt keine Toleranz im Glauben

(Erwiderung zu „Die Debatte um eine Parallelgesellschaft des Islam“)

Es gibt keine Toleranz im Glauben! Schon Voltaire hatte festgestellt, dass Glaube Ausschließlichkeit der eigenen Überzeugung voraussetzt. Wie sollte ich als Protestant die Katholische Amtskirche akzeptieren, nachdem, was seit Luther in Europa geschehen ist!

Toleranz ist die Kunst, etwas zu akzeptieren, was man selber als absolut falsch erkennt. Also die Fähigkeit, zumindest besserwisserisch über Überzeugungen anderer hinwegzusehen. Nur was soll dahinter stehen, wenn jemand sich erdreistet, eine völlig unsinnige, bar jeder Realität, einfach so geglaubte „Wahrheit“, einer ebenso unlogischen Überlieferung voranzustellen, ohne in irgendeiner Art und Weise einen Beweis der eigenen Rechtschaffenheit vorzulegen.

Religion als neurologisches Phänomen, eine Krankheit also?

Könnte man so sehen, wenn da nicht die humanistische Komponente ins Spiel käme.
Seit Jesu Bergpredigt zehrt der am Weitesten verbreitete Glaube auf Erden, das Christentum, von der Menschlichkeit.
Ist es beim Judentum, dem Buddhismus, dem Islam, der Mensch der sich der Religion, besser einer mal mehr mal weniger uralten Überlieferung unterordnet, soll es seit der Aufklärung die Religion sein, die sich dem Menschen unterordnet.

Jesu sei Dank, können sich auch aufgeklärtesten Zeitgenossen damit abfinden. Allerdings kann auch solch „Aufklärerisches“ nicht darüber hinwegtäuschen, dass Glaube zuallererst Unterwerfung bedeutet!

Der jetzige Papst macht solch Gründlerisches zum Inhalt seiner Theologischen Berufung. Und genau eine solche Entwicklung wurde schon lange, in reaktionären katholischen Kreisen gefordert.
Der Islam als Feindbild empfunden, musste solche Empfindungen rechtschaffener Katholiken nur beflügeln. Angst war schon immer ein sehr unzuverlässiger Ratgeber.

Nur, wir sollten endlich den Clash of Civilisations, wie von Huntington geweissagt, ins Reich der Fabeln verbannen, wenn es noch nicht einmal zum Clash of Religions reicht. Das was wir zur Zeit mit dem Islam erleben, reicht nicht in die Ursprünge irgendeiner Religion, schon aber in das Denken von Verdrängung und Machtgewinn hinein.

Religion ist ständiger Veränderung unterworfen, es sei denn, es gibt Bestrebungen natürliche Entwicklungen zu verhindern.
Der jetzige Papst dürfte einer der Verfechter des Ewiggestrigen sein. Nicht nur der Ewiggestrigen, derer wohl auch, aber in erster Linie fühlt er sich der Überlieferung verpflichtet.

Wenn man sich mal die Entwicklungsgeschichte der Menschheit ansieht und hierzu parallel die Geschichte der Religionen, fallen einem nicht nur zufällig sofort Gemeinsamkeiten zu Darwins Lehre auf.
Nach Darwin folgt die Natur bei der Entwicklung der Arten lediglich einem ganz starren Prinzip. Der Fiteste setzt sich durch.
Hier könnte man konstatieren, dass sich alle Religionen auf eine einzige zurückführen lassen und sich aus dieser, auf der freien Wildbahn, die unterschiedlichsten Abspaltungen ergeben haben.

Der Brite Thomas Maltus sagte Ende des 18 Jahrhunderts der Natur voraus „bellum omnium contra omnes“, der Krieg aller gegen alle!

Hierin liegt wohl auch die Motivation Papst Benedikts blank.
Nur die fiteste Religion dürfte seiner Meinung nach wohl überleben. Ich schätze mal, ein wenig großspurig, wenn man mal bedenkt, dass das Christentum bis jetzt lediglich 2 Jahrtausende besteht und seine Mutter, das Judentum, auch erst schlappe 4 Jahrtausende andauert.

Wenn ich jetzt in der Zeitung lese, dass Papst Benedikt einen ausgewiesenen Rechtsradikalen in den Schoß der Heiligen Katholischen Kirche zurückholen wollte und ernste Stimmen aus dem Vatikan zu vernehmen sind, der Papst hätte das alles gar nicht gewusst, so mit Holocaust-Leugnung und so und ich mir dann überlege, dass der Papst als religiöse Autorität unfehlbar ist, komme ich nicht umhin, mich zu wundern.

Für mich erhebt sich dann nämlich die Frage: „Betet dieser Papst schon heute den Abgesang einer nicht fit genugen Kirche, oder weiß er etwa, dass nur ein erneuter Glaubenskrieg, ein Kreuzzug etwa, die Katholen überleben lässt?“

Wie dem auch sei, dank der Aufklärung können wir solche Irrungen und Wirrungen eines Papstes schon im Anfang erkennen und erst dieses versetzt uns in die Lage, die Katholische Kirche vor sich selber zu bewahren.

Antoine Susini im Febraur 09

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