Es war heuer zu Ostern. Im Grunde lief es fast wie immer ab. Die Katze von wegen Osterhase war endgültig aus dem Sack, daher auch etwas die Luft aus diesem Fest. Am Vorabend versteckte ich dennoch die Nester und 10 Eier im Freien. Am Nachmittag wollten wir zu meiner Schwiegermutter, die im selben Ort wohnt, fahren. Dort drehten wir nach dem Kaffee eine Gartenrunde. Das Wetter war schön. Den Mädchen wurde es irgendwann zu langweilig, und sie sagten zu mir, sie würden zum nahe gelegenen Bach gehen. Ich ermahnte sie noch, sie wären aber schön angezogen. Sie entgegneten, sie würden nicht hineingehen.
Plötzlich kamen die Zwei wieder zu uns her. Irgend etwas stimmte nicht. Da sah ich Tina, pudelnass von oben bis unten. Wut kochte in mir hoch. So, jetzt mussten wir extra wegen ihr wieder heim fahren zum Umziehen. Mein Mann würde dann wohl nicht noch einmal zu seiner Mutter fahren. Das war wieder wichtig, dass sie im Bach umfällt. Typisch, wie immer! Alles vermasseln… Diese Gedanken schossen mir binnen weniger Sekunden durch den Kopf. Moment mal, von wegen oben bis unten, was war das, unten???
Auf ihrem rechten Schienbein klaffte quer eine 10 cm lange Wunde sicher einen Zentimeter auseinander! Der Anblick des ‚Fleisches‘ ließ es mir eiskalt über den Rücken laufen. Ich schnappte Tina und zog sie schnell zu meinem Mann. Gleichzeitig hatte ich Angst, es noch schlimmer zu machen, wenn ich sie mit der Wunde schnell gehen lasse. Ich war fast unfähig zu sprechen, Tina bekam langsam Panik und wollte wissen, was los war. Sie war zwar im Bach gestürzt, was sie ganz schön geschockt hatte, aber von der Wunde selber und vor allem ihrem Ausmaß hatte sie wenig bemerkt. Die Reaktion der Erwachsenen ließ sie jedoch zunehmend in Panik geraten. Schnell packten wir unsere Sachen, mein Mann verband die Wunde noch kurz, dann fuhren wir nach Hause.
Während ich Tina grob wusch und umzog, telefonierte mein Mann mit dem nahegelegenen diensthabenden Praktischen Arzt. Der meinte zuerst, wir sollten kommen, entschied aber plötzlich doch, dass wir besser ins Krankenhaus fahren sollten, weil er größere Wunden ohnehin nicht unbedingt selber nähen wollte. Also machten wir uns auf den Weg dort hin, mit dem Auto eine Fahrt von ungefähr 15 Minuten. Bei der Aufnahme standen wir erst einmal eine Viertelstunde und beantworteten Routinefragen (nur mit der Ruhe, keine Panik, halb so schlimm, stehen kann das Mädchen ja…). Dann mussten wir vorab zum Röntgen, was ich ziemlich unnötig fand. Eine Schwester holte uns relativ schnell, doch zu meinem Erstaunen durften wir nicht mit hinein (das würde die Kleine doch nur beruhigen…). Auch wenn Tina schon 9 ist und für ihr Alter auch noch sehr kräftig gebaut, kann sie mit einer Wunde, die wahrscheinlich genäht werden muss, sicher nicht so umgehen, wie ein Erwachsener!
5 Minuten später aber war sie schon wieder zurück, mit der Info, die Wunde sehe nicht so aus, als ob auch ein Knochen verletzt wäre, deshalb würde man das Röntgen erst mal sein lassen. Wenn der Arzt etwas Anderes entscheiden sollte, können wir noch immer röntgen, hieß es. Sodann wurden wir in den Wartebereich für die Frischverletzten geschickt (ich hatte ein Glück, dass mein Mann als ehemaliger Sanitäter das Krankenhaus kannte, sonst hätte ich mich mit Tina auch noch verlaufen). Dann war mindestens eine ¾ Stunde zu warten, obwohl der Bereich leer war. Erst nach uns kam eine ältere Dame mit Mann, die aufs Knie gefallen war und nicht mehr auftreten konnte. Sie wurde sogar noch vor uns hineingerufen. Als wir schließlich drankamen, hieß es gleich, es darf nur ein Erwachsener mit (?), weshalb mein Mann draußen wartete.
Wie zu erwarten, musste Tina genäht werden. Eine Schwester redete ihr immerhin gut zu, eine andere stand nur neugierig herum, ein Arzt nähte sehr konzentriert (8 Haft), ohne sich viel um uns zu kümmern, nachdem er Tina eine schmerzhafte Spritze verabreicht hatte. Erst als ein älterer Arzt hereinkam, die Arbeit des jungen inspizierte und dieser ein paar Fragen stellte, wurde mir klar, dass es sich um einen Neuling mit wenig Erfahrung handeln musste. Nichts desto trotz schien er seine Arbeit gut zu machen, obwohl er die klaffende Wunde trotz aller Mühe nicht zu bekam, also dass diese fast einen halben cm breit weiter offen blieb. Es kam ein Verband drauf, und wir wurden heim geschickt, mit einer Turnbefreiung für 2 Wochen und einem Termin für 2 Tage später zur Kontrolle. In 14 Tagen sollten die Fäden raus. In 5 Tagen sollte die Wunde so weit zu sein, dass man keine Infektion mehr befürchten müsse, und sie dürfe keinesfalls nass werden. Schonung sei angesagt.
Eigentlich waren wir danach alle wieder heilfroh. Doch ausgestanden war noch nicht alles. Obwohl wir am selben Abend sogar noch einmal zur Schwiegermutter fuhren, und am nächsten Tag noch zu meiner Mutter und meiner Schwester – wir wollten Tina ja nicht auch noch bestrafen, sondern so normal wie möglich leben, damit sie sich nicht auch noch selber so leid tut – ging es ihr ausgesprochen gut. Sie hatte wenig Schmerzen und eigentlich gar keinen Willen, sich zu schonen. Im Endeffekt dachte ich dann, ein Kind weiß schon, wie weit es gehen kann, und der Schmerz würde sie schon daran hindern, sich zu viel zuzumuten.
ES FOLGT TEIL 2 am 07.08.09!