Auch wenn ich mich selbst in den letzten Wochen im „Cafe Steiner“ etwas rar gemacht hatte war der Besuch am vergangenen Freitag für mich schon fast so etwas wie ein Pflichttermin. Josef hatte mich sogar extra angerufen um mir mitzuteilen, daß das „Steiner“ einen Austropop-Abend veranstalten möchte. Da in dem Lokal wohl nicht ganz unbekannt sein dürfte, dass ich ein Austropop-Fan bin wollte er mich dies unbedingt wissen lassen und ich bin ihm durchaus dankbar dafür.
Der Begriff Austropop entstand ab Mitte der 60er Jahre als Bezeichnung für österreichischen zumeist deutschsprachigen Pop und Rock. Die ersten landesweit erfolgreichen Titeln kamen Anfang der 70er Jahre von Marianne Mendt („Wie a Glock’n“), Wolfgang Ambros („Da Hofa“) und Georg Danzer („Jö schau“). Ausgehend vom Erfolg dieser Lieder etablierte sich der Dialekt erst wirklich in der heimischen Popmusik. Zugleich wurde mit Ende der 70er Jahre aber auch die englische Sprache in der Musik populärer. Die Neue Deutsche Welle der 80er Jahre war aber auch für viele österreichische Bands ein willkommener Wegbereiter.
Verzeiht mir wenn in meiner heutigen Geschichte nicht alle Austropoper eine gebührende Erwähnung finden werden. Ich möchte euch heute ein wenig von meinen Eindrücken des Austropop-Abend im „Cafe Steiner“ erzählen. Kellner Martin hatte auf dem Laptop hinter der Schank eine Playlist zusammengestellt, die ein möglichst breit gefechtertes Spektrum aus der Welt des Austropop zum Besten geben sollte. Die Idee einen Austropop-Abend zu veranstalten kam von Kellnerin Monika, die an dem Abend auch als Gast anwesend war. Wenngleich nicht alle Stammgäste eine besondere Vorliebe für den Astropop zeigten fand sich doch die eine oder andere Anekdote aus der Welt der heimischen Popstars.
Auch wenn mir allgemein eine besondere Affinität zur Musik von Wolfgang Ambros nachgesagt wird kenne ich doch nicht alle Titeln, die der „Wolferl“ im Laufe seiner mittlerweile schon 40jährigen Laufbahn herausgebracht hat. Dieser Umstand sollte sich auch am Austropop-Abend zeigen, als der erst vor wenigen Jahren erschiene Titel „Oid wuan“ aus den Lautsprecherboxen ertönte. Wolfgang Ambros, Jahrgang 1952, zieht in diesen Titel auf seine für ihm typische Art eine Reminiszenz über sein Leben, wobei dabei auch die Formulierung „Ein Prost aufs letzte Quartal“ enthalten ist. Auch wenn diese Betrachtung ungewöhnlich wirken mag bringt Ambros hier einfach unverblümt zum Ausdruck, dass er sich eben in der vierten Lebensdekade sieht. Manch einer könnte diese Auslegung negativ interpretieren, doch wird wohl jeder echte Ambros Fan wissen, wie es gemeint ist.
Vielmehr könnte man darüber nachdenken, wieweit sich der Begriff Austropop nicht im Allgemeinen schon im „letzten Quartal“ befinden würde. Die Austropop Garde der 70er- und 80er Jahre ist heute in etwa um die sechzig Jahre alt, einer der größten Austropoper Georg Danzer ist nicht mehr unter uns. Neue österreichische Pop Stars, die ohnehin sehr rar sind vermeiden ziemlich deutlich mit dem Begriff Austropop assoziiert zu werden – man denke in diesem Zusammenhang als Beispiel an Christl Stürmer. Ihr dürft mich bitte nicht falsch verstehen, ich habe keine Sorge um den Begriff des Austropop, dazu ist mir zu sehr bewusst wie kurzlebig in der heutigen Zeit eine künstlerische Ära sein kann. Und in diesem Zusammenhang hat der Austropop wohl eine vergleichsweise lange und schöne Zeit gehabt und wird mit den bestehenden Werken auch weiterhin für seine Fans einen angemessen Wert darstellen können.
Pedro