Ein Eintrag ins Tagebuch – Teil 8

Urlaub!
Ein Wort, das auf der Zunge zergeht.
So wie köstliches Schokolade-Eis…
Ich atme befreiter.
Es tut gut, die Füße von mir zustecken.
Und mir Zeit lassen zu können.
Ohne Druck frühstücken…
Ewig lange im Pyjama herumlaufen.
Ein Wochenende reicht oft nicht aus.
Wieder genügend Luft zu bekommen.
Mich zu erholen.
Von einer anstrengenden Woche.
Und von den Gedanken.
Die mich quälen.
Selbstvorwürfen.
Selbstgeißelung.
Verzweifeln an meiner Unzulänglichkeit…
Heute nicht.
Heute öffne ich das Fenster und sehe hinaus.
Halte meine viel zu kurzen Haare in den Wind.
Der mit den Blättern der Bäume spielt.
Die Haare werden wieder nachwachsen…

Wieder kämpfe ich mit der großen Baumschere.
Ein Sommerflieder wird gestutzt.
Von mir.
Er nimmt einem Palmkätzchen die Sonne zum Leben.
Ich kämpfe für ihn.
Fast wie für mich.
Am Ende ist der große Strauch nur mehr halb so groß.
Und der kleine Busch blinzelt vorsichtig in die Sonne.
Die er schon fast nicht mehr zu kennen schien.
Ich gieße ihn tüchtig.
Das wird ihm gut tun.
Zusätzlich.
Hoffentlich treibt er jetzt ordentlich aus!
Ich strecke meine Arme.
Das war ein Kampf!
Aber jetzt fühle ich mich gut.
Und stark.
Ich fürchte fast.
Schwach wird man nur ohne körperliche Anstrengung.
Oder wenn man nur vor dem PC sitzt!
So wie ich.
Ein wenig Betätigung tut immer gut.
Da schmeckt der Kaffee gleich viel besser.
Den ich mit Genuss trinke.
Ich habe ihn mir verdient!

Am Nachmittag mache ich mich auf zu einem Spaziergang.
Bizarre Wolkenfetzen am Himmel.
Die sich kein Maler einfallen lassen könnte.
Ich trinke den Anblick der Natur.
Gierig.
Es gibt so viel zu sehen!
Einmal mehr möchte ich Maler sein.
Und alles festhalten.
Auf unzähligen Staffeleien.
Mit gezielten kurzen Strichen.
Möchte ich wie van Gogh die Bilder festhalten.
Die sich mir bieten.
Atemberaubend schön.
Ich liebe die Malerei.
Es schmerzt manchmal.
Keinerlei Begabung dafür zu haben.
Ich sehe genau vor mir.
Was ich wie malen würde.
Aber ich kann es nicht umsetzen.
Seltsam.
Als würde die Vorstellung im Kopf nicht bis zu den Fingern vordringen…

Mein Handy läutet…
Wieso habe ich es überhaupt mitgenommen?
Mein erster Gedanke.
Aber dann Staunen.
Wer hätte das gedacht…!
So lange habe nichts von ihm gehört.
Fast, als wäre er abgetaucht.
Wie ein U-Boot.
In neue Welten…
Ich nehme Platz auf einer Bank unter Bäumen.
Wo die Blätter im Takt des Windes rauschen.
Eine sanfte Melodie.
Wie ein Konzert von Streichern…
Seine Stimme schmeichelt meiner Seele.
Man sollte wohl niemanden abschreiben.
Gar niemanden…
Ich weiß nicht wie lange ich hier gesessen bin.
Wir haben geplaudert.
Und die Zeit vergessen.
Und heute Abend werden wir uns sehen…
In einem Linzer Lokal.
Ich träume ein wenig.
Es ist nicht falsch, dass ich mich freue.
Unverhofft schneite er wieder in mein Leben…
Von sich aus sogar.

Herz, was begehrst du mehr?

Vivienne

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