Den Ausschlag dafür, einen Weihwasserbehälter kaufen zu wollen, gab, trotz meines relativ tiefen Glaubens, eigentlich eine Messe in der Kirche, wo die Erstkommunionkinder vorgestellt wurden, und beim Ausgang verzierte (Jägermeister)Fläschchen, befüllt mit Weihwasser, ausgeteilt wurden. Angeblich sind Weihwasserbehälter sehr teuer, und es gibt nicht viele Geschäfte, die diese führen. Ich wusste nur eines mitten in einer 17 km entfernten Stadt, wo mein Mann und ich so gut wie nie hin kommen. So kam mir der Gedanke, in ebay zu schauen.
Nach einer Weile Beobachtung solcher Artikel, wo man schaut, was es so gibt und wie hoch die Preise gehen, sah ich einen aus einem weißen gipsähnlichen Material, ca. 20 cm hoch, auf 2 Drittel ein Marienabbild mit Jesukind (nur Form, ohne Farbe), der Behälter selbst relativ klein, mit einer Zierspitze noch unten dran. Alles in allem sehr schön. Als einziges Minus wurden Kalkrückstände im Behälter genannt, die sicher zu entfernen sein müssten. Aber gebraucht ist gebraucht und dafür günstiger. Wenn man es weiß, ist es kein großes Problem. Ich bot also mit und fragte noch, ob auch ein unversicherter Versand möglich wäre, 5 Euro versichert waren angegeben. Ein versicherter Versand würde ohnehin nichts bringen, wenn schlecht eingepackt ist, da zahlt die Post nicht, sondern nur bei Verlust. Und man kann auch Ware in einem Brief gut einpacken – wozu gibt es schließlich Luftpolsterkuverts. Der Verkäufer bejahte, das Porto würde somit etwa 3 Euro ausmachen.
Tatsächlich ersteigerte ich den Behälter um ca. 6 Euro. Meiner Meinung nach wegen der Kalkablagerungen, sonst wäre höchst wahrscheinlich mehr geboten worden. Als das ersehnte Teil endlich ankam gab es für mich, wie schon so oft, einen Schock: Der Behälter war in einem normalen Briefkuvert, 1,25 Euro tatsächliches Porto war geklebt worden, das Kuvert war zerrissen. Beim Öffnen sah ich sofort, dass der Behälter zwar in einer Noppenfolie steckte, aber es war eine Art Säckchen aus Noppenfolie, die zu klein für den Behälter war. Er war aber trotzdem reingequetscht worden, dabei war die Noppenfolie zerrissen: oben durch das Hangerl zum Aufhängen – dieses war ganz nach hinten verbogen, zum Glück aber nicht abgebrochen – aber auch unten. So schaute also der untere Teil des Behälters aus der Noppenfolie raus. Die Zierspitze – und Gott sei Dank nur diese – war abgebrochen, was mich ziemlich ärgerte.
Aber die Freude mit dem Teil überwiegte, und man konnte ihn relativ leicht und ohne wesentliche sichtbare Spuren wieder ankleben. So schrieb ich eine freundliche E-Mail an den Verkäufer, diese Fakten, die ich beim Auspacken gesehen hatte, zusammenfassend, um ihm die Möglichkeit zur Stellungnahme zu geben. Davon, dass die Kalkablagerungen so stark waren, dass sie nicht einmal mit den schärfsten Industriereinigern abgingen, und der Behälter innen völlig grau verfärbt ist – vielleicht vom Salz zur Haltbarmachung im Weihwasser, jedenfalls nicht abwaschbar – erwähnte ich noch gar nichts. Eine einfache Entschuldigung hätte mein Gemüt schon wieder etwas beruhigt, aber es kam gar nichts. Ich hätte große Lust gehabt – und sicher auch das Recht, wenn nicht gar die Pflicht – negativ zu bewerten. Der Verkäufer bewertete natürlich nicht, obwohl er nur zu schreiben bräuchte: Zahlung erhalten. Mehr habe ich ja nicht falsch machen können. Und meine E-Mail war in Anbetracht meines berechtigten Ärgers mehr als nett gewesen.
So hatte ich – wieder einmal – Angst, wenn ich negativ bewerte, meinerseits aus Rache auch negativ bewertet zu werden, das kenne ich ja alles schon, und da schafft es ebay nicht, einen Riegel vorzuschieben. So gab ich mir einen Ruck und bewertete positiv mit Worten wie: schneller Versand, etc., aber dem Nachsatz: Leider wegen Verpackung kleiner Transportschaden (so ungefähr). Was war die Reaktion? Es kam keine Bewertung zurück! Ich wartete und wartete, und der Verkäufer bewertete immer alle seine Transaktionen umgehend, sodass bald klar wurde, dass er aus Rache wegen meiner Kritik nicht bewertete. Anstatt die Sache zu vergessen und Trotteln Trotteln sein zu lassen, wurde ich sehr zornig. Ich konnte mich nicht anfreunden damit, eine schlecht verpackte und damit beschädigt erhaltene Ware aus Angst positiv bewertet zu haben, während ich, die nichts falsch gemacht und umgehend bezahlt hatte, aus Rache NICHT bewertet wurde.
So schrieb ich nach langem trotzig eine E-Mail, dass ich um eine Bewertung bitte. Keine Reaktion. Nach einer Weile schrieb ich noch eine E-Mail, bat wieder um eine Bewertung und fügte noch hinzu, dass es so aussieht, als ob er aus Rache wegen meinen Hinweis auf den Transportschaden nicht bewertet, was ich überhaupt nicht fair finde und nicht verstehen kann. Das umschrieb ich noch freundlich, hoffend, ihn zu überzeugen, fragte, wie er sich fühlen würde, wenn er schlecht verpackte und deswegen kaputte Ware bekommt, die er schon bezahlt hat, dann auch noch positiv bewertet, aus Angst vor einer Rachebewertung, und dann zur Strafe auch noch NICHT bewertet wird, weil man die freundliche Kritik nicht verträgt. Hier sieht man wieder meinen Drang, Leute von ihrer falschen Meinung abzubringen, was meist absolut sinnlos ist, denn wenn nur der geringste Ansatz an Verständnis da wäre, wäre es gar nicht so gelaufen. Wieder geschah lange nichts, keine Bewertung, keine Antwort. Mein Ärger wuchs noch.
Parallel kontaktierte ich auch ebay, fragte um Rat, aber da kam natürlich wie immer keine Hilfe, lediglich der Rat, ehrlich zu bewerten (und nicht aus Angst positiv), auch im Hinblick auf weitere Käufer, die gewarnt sein sollen. Negativbewertungen aus Rache wird es immer geben, das soll mich aber nicht abschrecken, denn für andere potentielle Käufer zählt noch immer die überwiegende Anzahl an positiven Bewertungen. Dem kann ich aber überhaupt nicht zustimmen, denn selbst fast alle jene Leute, mit denen ich in ebay Ärger hatte, haben auch überwiegend positive Bewertungen. Wenn von beiden Seiten alles glatt läuft, dann finden selbst die miesesten Leute kaum einen Grund negativ zu bewerten, und sie werden auch nicht negativ bewertet. Und der wahre Charakter offenbart sich erst, wenn etwas außertourlich, anders oder schief läuft, was niemandem jedes Mal passieren kann. Kurzum, ich folgte dem Rat von ebay und fügte also, um nach dem ganzen Ärger immerhin eine kleine Rache zu haben, zu meiner abgegebenen positiven Bewertung hinzu: Bewertet nicht aus Rache wegen freundlichem Hinweis auf Transportschaden!
Doch das erwies sich als fataler Fehler: schneller als ich schauen konnte, hatte ich eine negative Bewertung (ein Minuspunkt im Punktesystem) mit den Worten: Beispiellose Nörglerin vom ersten Gebot bis zum Versand. Nie wieder! – So nebenbei, es gab keine Nörgeleien zwischen Gebot und Versand, lediglich wie erwähnt die kurze Frage, ob ein unversicherter Versand möglich ist, aber ich glaube, die stellte ich sogar noch vor dem ersten Gebot. Was den Verkäufer gestört hat, waren mit Sicherheit die beiden Nachfragen bzw. Bitten um Bewertung und zuletzt der Kommentar im Bewertungsportal ‚Keine Bewertung aus Rache…usw.’ Es lief dann aber so, dass er in seiner und in meiner Bewertung das letzte Kommentar-Wort hatte, denn ich antwortete auf die erhaltene negative Bewertung mit den Worten: Das ist krank! Rache wegen freundlichem Hinweis auf Transportschaden! Psychiater! – Er ergänzte seine Bewertung aber so: Das ist keine Rache sondern meine ehrliche Meinung über sie. Psychiater brauchen sie. – Wem es auffällt, kein Wort zur Sache selbst, kein Kommentar, keine Erklärung, nur Beleidigungen. In ähnlicher Weise antwortete er auch auf meine Bewertung, und damit waren alle Möglichkeiten zur Kommentarabgabe ausgeschöpft.
Kurzum, irgendwo hatte ich die Eskalation selber provoziert, nur um es mir nicht gefallen zu lassen, ungerecht behandelt zu werden, während ich wissen hätte müssen, dass es nichts bringt – was ja jetzt eindeutig bewiesen ist – und dass es alles nur noch schlimmer macht. Lange Zeit konnte ich mich nicht einmal an dem Weihwasser-Behälter erfreuen und musste mich jedes Mal furchtbar ärgern, wenn ich ihn sah, was ja mehrmals täglich ist, zumal er im Wohnzimmer neben der Türe zum Vorhaus hängt. Was geht in so einem Menschen vor? Das frage ich mich wirklich! Er verpackt Ware schlecht, hört, dass sie kaputt angekommen ist, aber sich der Ärger doch in Grenzen hält. Wird er ärgerlich, weil er überzeugt ist, dass er die Ware gut verpackt hat? Wenn er die Post für schuldig hält, warum gibt er nicht wenigstens eine entsprechende Antwort? Zumindest im Bewertungsportal? Warum straft er mich mit ‚Bewertungsentzug’, wo ich nichts falsch gemacht habe? Wieso reagiert er nicht auf 2 Bitten um Bewertung? Fühlt er sich durch sie weiter angegriffen? Warum dann nicht die kleinste Reaktion? Da steckt für mich schon was Abnormes drin. Habe ich keine Bewertung verdient, wo ich sofort bezahlt und relativ bald positiv bewertet habe, weil ich in der Bewertung ehrlich erwähnt habe, dass die Ware zerbrochen angekommen ist? Hätte ich das verschweigen sollen? Ist das nur mein Problem, das niemanden etwas angeht? Hätte er sich bei mir in irgend einer Form per E-Mail entschuldigt und etwa versichert, dass er sich sehr wohl beim Verpacken bemüht hat, hätte ich in der Bewertung sogar auf den Hinweis verzichtet. Wo habe ich genörgelt? Diese und andere Fragen beschäftigten mich lange, und machten mir wieder einmal bewusst, welch kranke Gehirne, die sich dessen in keinster Weise bewusst sind und auch noch die meisten anderen für krank halten, durch die Gegend wandeln. Man muss ja glatt froh sein, dass es die meisten ohne Pistole tun!