Die nächste Geschichte ist eigentlich eine meiner unangenehmsten beim Samenverkauf überhaupt. Zu allem Überdruss ereignete sich parallel die 2. schlimmste Erfahrung, die ich jedoch beim nächsten Mal berichten werde.
Es begann harmlos im Hochsommer (eigentlich nicht die optimale Zeit für Aussaaten) mit dem Verkauf eines Samenpäckchens von einem 1-jährigen spinatähnlichen Gemüse, rotlaubige Gartenmelde genannt. Vorab – hätte ich gewusst, wohin das führt, hätte ich, alleine um mir diesen Nervenkrieg zu ersparen, die 2 Euro für Samen und Versand zurücküberwiesen. Aber als Sturschädel, der glaubt, Recht muss Recht bleiben, dachte ich, der Kunde würde seinen Irrtum noch einsehen, und wo kämen wir auch hin, wenn jeder Käufer sein Geld zurückfordert, wenn sich der gewünschte Erfolg nicht einstellt – wobei man nie sagen kann, ob dieser die Samen auch richtig behandelt hat. Und alles wäre auch nicht so eskaliert, wenn der Kunde nicht so unverschämt gewesen wäre – mit Höflichkeit erreicht man immer mehr!
Also Zahlung und Versand gingen sehr schnell vonstatten. Die Samentüte füllte ich besonders großzügig, da etwa 2 Monate später schon die frischen Samen dieser Pflanze reif sein würden. Nun kam 9 Tage nach des Kunden Angabe über die Aussaat seine E-Mail mit der Info, die Samen würden nicht keimen! Nirgends hatte ich ihm Keimung nach 1 Woche versprochen, und selbst die Angaben im Internet sprachen von einer Keimung nach etwa 2 – 3 Wochen. Ich entgegnete freundlich, er möge der Saat noch Zeit geben, die Dauer könne je nach den gegebenen Umständen variieren. Ich vermerkte noch einen Satz, der vielleicht ein Fehler war, da ich mich möglicherweise nicht ganz klar ausgedrückt hatte und der womöglich falsch aufgefasst worden war, was mir erst später auffiel:
Ich erwähnte noch, dass ich keine genaue Keimdauer angeben könnte, da bei mir die Samen über den Winter liegen, was dann wieder ganz anders läuft (meinend, dass ich im Garten Samen abfallen lasse, wo sie gefrieren und im Frühling bei passendem Wetter keimen). Womöglich wurde das als Schlamperei bei der Samenlagerung aufgefasst. Denn 3 Tage später erfuhr ich per E-Mail von ebay, dass der Kunde einen Fall aufgemacht und gemeldet hatte, der ‚Artikel würde erheblich von der Beschreibung abweichen‘!
Mein Ärger war riesengroß ob dieser dreisten Vorgehensweise! Gleichzeitig wurde mir mit dem ebay-Sicherheitsteam gedroht, wenn ich nicht rechtzeitig reagieren, spricht antworten, mich rechtfertigen, den Kunden zufriedenstellen, würde. Denn mein Kontakt war freundlich gewesen, man könne Samen nicht an einem bestimmten Zeitpunkt zum Keimen zwingen, und vor allem: der Artikel WICH NICHT VON DER BESCHREIBUNG AB – in der Beschreibung hatte nichts von der Keimdauer gestanden (die ohnehin von viel zu vielen Faktoren abhängt, als dass man sich festlegen könne). Er ging auch gleich frech von unsachgemäßer Lagerung oder zu hohem Alter der Samen aus.
Also entgegnete ich über den geöffneten Fall in ebay Folgendes:
Nach Ihren eigenen Angaben 9 Tage nach Aussaat haben Sie bei mir reklamiert. Ich habe höflich und umgehend reagiert. 3 Tage später einen Fall zu öffnen, lässt die Samen nicht schneller keimen. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis, sonst soll sich ebay darum kümmern. Jedenfalls
stimmt es nicht, dass der Artikel von der Beschreibung abweicht, es steht nämlich nirgends, dass Samen innerhalb 1 Woche keimen müssen.
Doch so behandelt verlegte sich der Kunde aufs Polemisieren, zumal er ja nichts zu verlieren hatte:
Es sind bereits 2 Wochen vergangen, von 29 Juni bis heute 13 Juli sind es genau 14 Tagen. Ich habe auch sehr höflich reagiert und gemeldet dass etwas mit Ihrer Lieferung nicht stimmt! Ah so, die Wahrheit tut so weh! Haben Sie andere Maßstäbe wo es sich nur eine Woche rechnen lässt?
Parallel bat ich ebay um Hilfe, hervorhebend, dass die Behauptung, der Artikel entspräche nicht der Beschreibung, nicht zutreffend wäre, wenn Samen nach vom Kunden festgelegter Zeit nicht keimen, dass es auch nicht im Sinne von ebay sein könne, wenn jeder Samenkäufer bis zur Keimung einen Fall aufmacht, und dass der Zustand, deshalb ständig in Zugzwang zu sein, weil sonst ebay dem Kunden das Geld von meinem Konto erstattet, untragbar wäre – doch so herb war ich noch nie zuvor von ebay enttäuscht worden: Der Rat lautete, ich soll den Kunden anrufen, und telefonisch versuchen zu einer Lösung zu kommen!
Also antwortete ich dem Kunden in ebay dasselbe wie beim ersten Mal, bevor er den Fall geöffnet hatte, hoffend, dass eine baldige Keimung die Sache endlich beenden würde. Wütend hakte ich wieder beim ebay-Kundendienst nach – mit dem Ergebnis, ich solle genauere Daten zum Fall bekanntgeben – was ich auch tat.
Nun setzte mir der Kunde im geöffneten Fall eine Frist, in der die Keimung zu erfolgen hatte, zumal für ihn eine Keimdauer von 3 – 5 Wochen inakzeptabel wäre (!!!). Dann teilte er mir noch mit, dass er parallel von einem anderen Verkäufer in ebay zum Vergleich solche Samen gekauft hatte. Quasi, sollten diese schneller keimen, wäre meine ‚Schuld‘ bewiesen und er wolle sein Geld zurück.
Indessen antwortete ebay, ich könne oder solle, um zu einer Lösung zu kommen, mit dem Kunden Kontakt aufnehmen und ihm den Kaufpreis, eventuell teilweise, erstatten, ihm eine Ersatzlieferung anbieten, oder die Sache ebay zum Entscheid übergeben. Da ich die ersten Möglichkeiten aus Prinzip nicht nutzen wollte (einen Teilbetrag erstatten bei 1 Euro plus 1 Euro Versand haha), weil der Kunde so dreist vorgegangen und ich der Keimfähigkeit meiner Samen sicher war, wollte ich die Sache ebay zur Entscheidung übergeben – doch diese Option hatte ich gar nicht, denn sie steht, je nach Begründung der Fall-Öffnung, nicht immer zur Verfügung! Wieder erkannte ich, wie schlecht teilweise die Kundendienstmitarbeiter selbst informiert sind. Dass praktisch nur mit Textbausteinen gearbeitet wird, störte mich schon gar nicht mehr. Aber ich wandte mich erneut an ebay.
Nun versuchte ich vom Käufer herauszubekommen, wie er die Samen behandelt hatte, zumal im Haus andere Bedingungen als im Freien herrschen würden. Ich schlug vor, dass eine eventuelle kurzfristige Lagerung der hoffentlich übrigen Samen im Kühlschrank Erfolg bringen könnte – eine Methode, die mir jeder in dem Bereich Versierte bestätigen kann. Und ich brachte zum Ausdruck, dass Juli eigentlich nicht die richtige Aussaatzeit wäre, während trotzdem das ganze Jahr über in ebay zwischen 13.000 und 15.000 Samen eingestellt wären. Weiters wies ich auf meine unglückliche Ausdrucksweise bei meiner ersten Reaktion hin, die ihn zu der Annahme einer schlampigen Lagerung bei mir veranlassen hätte können, und klärte den möglichen Irrtum auf.
Derweil hielt mich der Kunde hin mit Links zu einer Homepage über Info zur Gartenmelde (???), er redete NICHT aus, wie er die Samen behandelt hatte, und versuchte meine Tipps als unbrauchbar darzustellen. Von ebay erfuhr ich weiter nur allgemeine Textbausteine mit Links über Rechte und Pflichten des Verkäufers.
Als nächstes wurde ich informiert, dass der Käufer den Fall geschlossen hatte. Er meinte noch, die neu gekauften Samen wären gekeimt, der Tipp vom Kühlschrank wäre nur erfundener Unsinn von mir, meine Samen wären sicher uralt, und er wolle sein Geld zurück.
Parallel bekam ich von ihm eine negative Bewertung mit dem Text, ich hätte schlechte Samen geliefert. Und von ebay wurde ich darüber informiert, dass sich nun das Sicherheitsteam darum kümmern würde!
Jetzt bereute ich, nicht früher eine Keimprobe gemacht zu haben und holte es sofort nach. Obwohl das zu dem Zeitpunkt nicht mehr von Bedeutung war, keimte meine Saat nach 2 – 3 Wochen, obwohl ich keine prozentuelle Angabe zur Keimfähigkeit hätte machen können und im Internet recherchiert hatte, dass diese nach einem Jahr, das inzwischen fast abgelaufen war, stark nachlassen würde. Ich hätte tolle Lust gehabt, dem Käufer ein Foto meiner Keimlinge zu mailen, jedoch hätte dieser bestimmt gemeint, das Bild könne von irgendwo her sein, und nutzen würde es auch nichts mehr. Jedenfalls steht seitdem unter jedem meiner eingestellten Artikel Folgendes: A N M E R K U N G : Für die meisten Samen ist die Hauptaussaatzeit Frühling. Weitere Informationen zur Aussaat, insbesondere wenn Sie außerhalb dieser Zeit kaufen, finden Sie im Google oder erfragen Sie bei mir.
Nun nahm ich jedenfalls wieder mit ebay Kontakt auf in der Hoffnung, sie würden die negative Bewertung entfernen. Und da meine Hoffnung sehr gering war, beging ich den Fehler, den Käufer zu bewerten, zwar positiv, da nicht anders möglich, was auch einen Bewertungspunkt mit sich brachte, jedoch mit den Worten ‚Negativ‘, und dass der Kunde nach 14 Tagen ohne Keimung einfach einen Fall geöffnet hatte, und dass man mit Höflichkeit mehr erreicht. Gleichzeitig kommentierte ich meine erhaltene negative Bewertung (1 Punkt Abzug beim Bewertungspunktestand) in ähnlicher Weise.
Doch die Antwort war ein ordentlicher Schlag ins Gesicht: Nach viel Gerede mit Textbausteinen um den Brei hieß es, man wäre nicht imstande, meine negative Bewertung zu löschen, da das laut ihren Grundsätzen nur in sehr wenigen Fällen möglich ist und diese nicht zutreffen. JEDOCH hätten sie meine abgegebene Bewertung entfernen müssen, da es seit einiger Zeit verboten ist, Käufer negativ zu bewerten, was also auch im Text nicht sein darf. – Nur, mein negativer Text war gelöscht worden, doch die positive Bewertung samt Punkt war dem Mitglied geblieben!
Das ärgerte mich dermaßen, dass ich noch einmal Kontakt aufnahm und mich beschwerte: Sehr viele Verkäufer würden das machen, weil sie sonst keine Möglichkeit mehr hätten, ihren Unmut über einen Käufer kundzutun, ohne dass ebay einschreitet. Diese verärgerten Verkäufer würden alle für ihre Unmutsäußerung den Bewertungspluspunkt für den Kunden sogar in Kauf nehmen. Und nun würde, weil ICH um Hilfe bitte, DEM KUNDEN geholfen? Und warum würde, wenn schon der Bewertungstext gelöscht wurde, nicht auch der Bewertungspunkt entfernt?
Die einfache Antwort: Der Text wurde gelöscht, da er den ebay-Grundsatz untergräbt, dass Verkäufer nicht negativ bewerten dürfen, und damit indirekt gegen den Grundsatz verstößt. Der Bewertungspunkt dagegen verstößt ja gegen keinen Grundsatz und wurde daher gelassen, da ebay das Bewertungssystem nicht beeinflussen möchte!
Hat man da noch Worte??? Zumindest wurde mir nicht der Geldbetrag abgebucht und dem Kunden erstattet, und vom ebay-Sicherheitsteam hörte ich auch nichts mehr. Wenn man hinterher (wenn es zu spät ist) die abgegebenen Bewertungen eines Käufers, mit dem man Probleme hatte, durchforstet, stößt man immer, wie auch hier, auf viele ähnliche Geschichten, sprich, negative abgegebene Bewertungen, die darauf schließen lassen, dass es sich beim Käufer um eine Person handelt, die nur darauf ‚wartet‘, dass Fehler passieren, darauf, sich beschweren zu können, sein Geld zurückzubekommen; Menschen, die stur und unnachgiebig vom eigenen Recht überzeugt sind und sofort beleidigend dieses vermeintliche Recht einfordern. Gewerbliche Verkäufer ‚schlucken‘ so etwas gewöhnlich aus Zeitgründen, nach dem Motto, ‚der Kunde ist König‘. Private Verkäufer wie ich, die ohnehin sehr wenig verdienen, für die viele Arbeit, die sie leisten müssen, müssten aber sehr schnell die ganze Sache aufgeben, wenn sie immer nachgeben würden.
Sarkastika