Nordische Schi-Weltmeisterschaft in Seefeld – und wieder erschüttert ein Dopingskandal die heimische Langlaufszene. Geändert hat sich nicht viel seit 2006 bei der Olympiade in Turin die österreichischen Langläufer bei einer Razzia ausgeforscht wurden. Wieder ist man um Schadensbegrenzung bemüht und verweist darauf, dass Österreich ein kleines, unbedeutendes Land ist und es im Grunde nur ein paar schwarze Schafe gibt, die sich der verbotenen Hilfsmittel bedienen… Höchstleistungen sind im Sport das Um und Auf, wenn man auch gut davon leben und die Sponsoren zufrieden stellen will. Geht es etwa im internationalen Leistungssport gar nicht mehr ohne Doping?
Diese Frage stellt sich mir immer öfter und ich bin versucht, mit Ja zu antworten. Meine Meinung ist, dass gerade Sportarten wie Langlauf oder Gewichtheben ohne Doping gar nicht mehr möglich sind. Die großen Nationen stellen sich einfach nur sehr viel klüger und professioneller an als die Österreicher… Natürlich kann ich das nicht beweisen und ich muss an dieser Stelle auch festhalten, dass es sich bei dieser These nur um meine persönliche Meinung handelt, ohne Beweise. Ich habe weder Einblick in die Langlaufszene noch kenne ich jemanden dort, aber gerade mir als Außenstehender drängt sich diese Annahme zuletzt verstärkt auf…
Eigentlich gehe ich sogar davon aus, dass sich in einigen Jahren Doping schleichend durchsetzen wird im Spitzensport. Denn sonst geht es einfach nicht mehr immer schneller, immer besser, immer stärker – wie denn auch? Dem menschlichen Körper sind klarerweise natürliche Grenzen gesetzt, die man nur mit Zuhilfenahme von Chemie ausweiten kann. Zur Zeit wehrt man sich offiziell noch dagegen, und ich weiß auch nicht, ob ich selber es erleben werde, doch ich denke: richtig faire Wettkämpfe wird es erst geben, wenn all diese Mittel und Methoden allen gleichermaßen zur Verfügung stehen… Und ein Profi-Sportler weiß auch genau, worauf er sich einlässt und welche gesundheitlichen Risiken auf ihn warten – in letzter Konsequenz…
Mehr als fragwürdig erscheint es mir hingegen, wenn auch immer mehr Hobbysportler diese Richtung einschlagen wollen – auch wenn es genaugenommen in ihrem Fall um „gar nichts geht“. Erst neulich sah ich einen Bericht im Fernsehen, dass Sportmediziner beobachten, wie die verbotenen Mittel auch bei sogenannten Amateuren immer mehr en vogue werden. Selber bin ich, wie alle die mich kennen wissen, bestimmt keine Sportskanone, aber über diese Entwicklung kann ich nur den Kopf schütteln. Hobbysportler haben überhaupt keine Ahnung, was sie da ihrem Körper antun und der schon krankhafte Ehrgeiz lässt kein klares, überlegtes Denken mehr zu. Sport um des
Sport willen ist einfach nicht mehr modern…
Auch im „normalen“ Berufsleben werden immer mehr Höchstleistungen vorausgesetzt. Immer weniger schlafen, mehr Flexibilität, immer mehr erledigen in der Arbeitszeit, Druck und Konkurrenz in der Firma lassen auch Angestellte gerade in höheren Positionen vermehrt zu Mitteln greifen, die im Grunde verboten sind. Ob es sich dabei nur um den „Seelentröster“ Alkohol dreht, oder ob jemand ohne Schlafmittel oder Beruhigungstabletten gar nicht mehr abschalten kann in der kargen Freizeit spielt dabei keine Rolle: eine ernsthafte Sucht ist sehr oft die Folge, der Zusammenbruch ist nur eine logische Konsequenz. Sehr viele Arbeitnehmer haben einfach nicht mehr den Mut zu sagen: Mehr geht nicht! Weil sie fürchten, dass sie diese Aussage den Job oder die angepeilte Karriere kostet. Weit sind wir gekommen im Arbeitsleben des 21. Jahrhunderts…
Unser Arbeitsleben hat sich in den letzten Jahrzehnten durch die neuen Technologien massiv verändert. Wegen dieser ständigen neuen Innovationen wird es immer schwieriger für den Einzelnen, mit digitalen Entwicklungen Schritt zu halten. Wer nicht mitlernt und mitmacht, ist nicht mehr wettbewerbsfähig und bleibt bei der Arbeitssuche auf der Strecke. Das führt im Extremfall dazu, dass verschiedene verschreibungspflichtige Medikamente aber auch handfeste Drogen für immer mehr Leute unverzichtbar werden. Doping der anderen Art – aber im Grunde nichts anderes. Die Einführung des 12-Stunden-Tages durch unsere türkisblaue Regierung fordert solche Entwicklungen geradezu heraus– geht es für die meisten doch um die eigene Existenz!
Medikamente und Drogen um zu funktionieren – das ist ganz bestimmt der falsche Weg, eine Einbahnstraße die etwa ins Burnout oder auch in den Suizid führen kann. Wirklich schlimm ist, wenn der Staat als Gesetzgeber solche fragwürdige Tendenzen auch noch begünstigt – unter dem Deckmantel, man mache nur legal, was unter der Hand ohnedies schon immer Usus war. Der Mensch ist nur begrenzt leistungsfähig, und diese natürlichen Barrieren sollen auch respektiert werden. Sonst wird die Zahl der psychisch Kranken und Süchtigen in den nächsten Jahren noch explodieren, frei nach dem Motto: Wer nicht mitkann, hat in der Arbeitswelt nichts zu suchen…
Vivienne/In eigener Sache
Das was du hier ausdrückst kann ich nur bestätigen! Ich selber, noch zu Unizeiten, hatte Einlass in die „Dopingszene“ in Form eines Radrennteams gefunden und sogar, wohl aus überborderndem Leichtsinn (nenn es ruhig Ergeiz) selber „konsumiert“! Ja, ich stand kurz vor dem Profi-Vertrag, als mich eine böse Nierenerkrankung bremste! Ein tiefes und überaus ernüchterndes Gespräch mit dem behandelnden Arzt, machte mir dann klar, dass ich für mein weiteres Leben nur zwei echte Alternativen haben würde: „Früher Ruhm und früher Tod oder im Radsport eine Null im hinteren Mittelfeld und ein weiteres Leben ohne ernste Lebensbedrohung!“ Ja, aller Ergeiz war hernach verpufft! Allerdings war auch meine Karriere futsch. Ich wage zu behaupten, Ulrich und Lance A. sind nur Beispiele für diese ganze, dem Mehrtwert geschuldete Betrugsmasche an den wenigen, ehrlichen Sportlern! Und, das hat nichts nur mit Östereich oder einem kleinen Ländle zutun!
Danke, dass du deine persönlichen Erlebnisse hier offenbarst.
Überrascht mich ehrlich gesagt nicht – ich will gar nicht wissen, was sich im sportbereich alles abspielt…
Scheint eine Welt voller Abgründe zu sein!