Die verpatzte Hochzeit – Ansichtssache

Im sonst berüchtigten Sommerloch sorgte dieses Jahr Mitte August die Schlagzeile für Aufregung, die Telekom Austria solle an die schweizerische Swisscom verkauft werden. Das sich die Zweitauflage der schwarz-blauen Regierung die Privatisierung der im Staatseigentum befindlichen Unternehmen auf die Fahnen geheftet hat wird allgemein bekannt sein, auch das Regierungsprogramm sieht solches vor. Neu war hingegen, dass man unter Privatisierung den Verkauf von staatlichen Unternehmen an andere staatliche Unternehmen – wie es die Swisscom ist – verstehen darf.

Der ehemalige Monopolist Telekom Austria ist ein hochprofitables Unternehmen, dass derzeit noch zu 42,2 Prozent im Besitz der Republik Österreich ist. Schon ein vorhergegangener Börsengang hat versucht die Aktie der Telekom Austria zur „Volksaktie“ zu machen, was auch 2001 mit einer entsprechend großen Werbekampagne verbunden war. Es war eine Überlegung weitere 17 Prozent über die Börse zu privatisieren, wonach sich der Staatsanteil auf 25 Prozent reduziert hätte.

Natürlich ist es sinnvoll im Zusammenhang mit einer Privatisierung auch über strategische Partnerschaften nachzudenken, da ein allzu großer Streubesitz wohl auch nicht das Wahre ist. Eine Partnerschaft, wie sie etwa die Swisscom mit Vodafone pflegt, welche an dem Schweizer Telekomanbieter beteiligt ist.

Was mir an dem Deal, der mittlerweile Geschichte ist, aber nicht wirklich gefiel, war die Absicht der Schweizer, nicht nur die Telekom Austria komplett zu übernehmen sondern die beiden Unternehmen auch zur „Swisscom Telekom Austria Holding“ zu fusionieren. In diesem Fall musste ich ausnahmsweise auch dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider beipflichten, der in diesem Zusammenhang von einem „Bank Austria-Schicksal“ sprach. Nachdem ich selbst in einem Tochterunternehmen der größten Bank Österreichs arbeite, kann ich den Vergleich mit dem Zusammenschluss mit der HVB gut nachvollziehen. Hier wurde tatsächlich ein österreichisches Kernunternehmen im Zuge eines Aktientausches praktisch nach Bayern verschenkt.

Die politischen Hintergründe warum der Deal zwischen Telekom Austria und Swisscom letztendlich doch nicht zustande kam sind mir auch nicht restlos klar, der offiziellen Version nach hätte die österreichische Regierung die Verhandlungen abgebrochen – was nach der bekannten Mentalität von Schüssel & Co. sogar ein wenig überrascht. Ich selbst habe wahrlich tief durchgeatmet, als ich hörte, dass der Deal nicht zustande kommen würde, wenngleich ich weder als Kunde noch als Mitarbeiter betroffen gewesen wäre – aber jedenfalls als Österreicher. Ein fusioniertes Telekomunternehmen im mehrheitlichen Besitz des Schweizer Staates hätte wohl – berechtigt – die Interessen der Schweiz vertreten müssen. Auch die Gewinne der Telekom Austria wären natürlich in das Schweizer Budget geflossen – zugunsten eines Einmalertrag den der schönster Finanzminister der Zweiten Republik verbuchen hätte dürfen. Es ist mir klar, dass das Thema Privatisierung der Telekom Austria nicht ausgestanden ist, ich erwarte mir aber intelligentere Lösungen als jene mit der Swisscom. Des weiteren bin ich der Meinung, dass die Republik Österreich an einem Kernunternehmen wie es die Telekom Austria ist, zumindest eine Beteiligung von 25% halten sollte – im Sinne der Infrastruktur, im Sinne der Arbeitsplätze, im Sinne des Landes und im Sinne der Menschen.

Die Befürworter des Schweiz-Österreichischen Deals hatten stets betont, dass die Swisscom vom Ostmarkt der Telekom Austria profitieren würde, letztere wiederum könnte das massiv vorhandenen Kapital ihrer Konzernmutter in spe zur Expansion nutzen. Tatsächlich steht die Swisscom nun vor dem tragischen Fall, für ihre massiv vorhandenen Gewinne keinen Verwendungszweck zu finden. In einem Interview meinte der Vorstandsvorsitzende, man werde eben die Dividenden erhöhen.

Pedro

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