Es gibt Leute, die jammern über alles und jedes, das ihnen passiert. Jedes Hindernis und jede Schwierigkeit stellt sie vor ein großes Problem und vor die scheinbare Tatsache, dass das Schicksal ihnen immer die schwersten Steine in den Weg legt. Auf der anderen Seite gibt es aber auch regelrechte Lebenskünstler, die es schaffen, das Optimum aus jeder Situation herauszuholen, mehr noch, die sich selber kluge Strategien zurechtlegen, wie man seine Lebensziele verwirklicht und immer auf die Butterseite fällt – man muss es nur klug und richtig anstellen!
Resi Bachinger, eine Bekannte aus der Nachbarsiedlung, ist so eine Lebenskünstlerin und wenn man sieht, wie die mittlerweile vierzigjährige Alleinerzieherin von fünf Kindern (übrigens von eben so vielen unterschiedlichen Vätern) ihr Leben meistert, ringt das nicht nur mir Respekt ab. Wenn man aber die Lebenssituation der immer noch attraktiven und interessanten Frau im Detail betrachtet, kann man wohl ein Schmunzeln nicht unterdrücken – vielleicht auch nicht ein breites Grinsen… Resi bekam ihr erstes Kind schon mit zwanzig, und bei der Wahl ihrer Väter war sie immer sehr darauf bedacht, anständige wie wohl situierte Männer zu wählen. Männer, die sie liebten und anbeteten, die sie aber allesamt nicht heiratete. Nein, der Typ Frau ist die Resi einfach nicht. Das Leben ist zu kurz für einen einzigen Mann! ist, so kommt mir vor, die Devise dieser begehrten Frau. Und das Vorrangige, an dem sie wirklich interessiert zu sein schien, war, rasch Mutter zu werden, wenn sie wieder ein Kind wollte. So entstand bald das geflügelte Wort von der schnellen Mama…
Resi Bachinger bekam also im Verlauf von fast fünfzehn Jahren jeweils im Abstand von ein paar Jahren fünf Kinder und trotz all ihrer Liaisonen und Affären – Resi ließ nie etwas anbrennen. Und trotzdem hätte sie jeder der Väter ihrer Kinder jederzeit geheiratet, trotz der anderen Männer in ihrem Leben und trotz der Kinder von eben diesen Männern. Resi bewies nämlich immer wieder ihr einzigartiges Talent, die richtigen Männer zu verführen, wenn ihre biologische Uhr gerade wieder zu ticken anfing. Oder anders formuliert: Wenn wieder ein Eisprung anstand und Resi ein Geschwisterchen für ihre Kinder wollte, wusste sie fast traumwandlerisch, wer am besten dafür geeignet war. Wer zu dem Kind stehen würde, wer seinen Vaterpflichten liebevoll nachkommen und seine Alimente regelmäßig zahlen würde. Resi irrte nie…
Die beiden älteren Kinder sind längst aus dem Gröbsten heraußen und außerdem schaffte es Resi, die zwischen ihren Schwangerschaften immer wieder auch arbeiten ging und sich auch heute einen Teilzeitjob „leisten“ kann, ein schmuckes Einfamilienhaus zu kaufen. Ihre Kinder hat sie immer wie eine Glucke umsorgt und ließ es dem hoffnungsvollen Nachwuchs nie an irgendetwas mangeln. Trotz wechselnder Vaterfiguren aber im Besonderen auch deshalb, weil die Kindesväter regelmäßig zahlten und der „schnellen Mama“ auch zwischendurch immer wieder großzügig Geld zusteckten. Die Rivalität der Väter untereinander war und ist nämlich groß und der eine oder andere hat die Hoffnung nie ganz aufgegeben, Resi doch einmal vor den Traualtar zu schleppen. Außerdem wollte keiner vor den anderen neidig oder unverantwortlich dastehen…
Die Resi ist tatsächlich das, was ich eine echte Supermama nennen würde. Und sie hat ausgesorgt. Das Häuschen ist längst abbezahlt, dank der jüngeren Kinder wird der Geldstrom noch lange regelmäßig fließen und danach wird sich zeigen, ob sie nicht doch noch ein paar Jahre vor der Pension Vollzeit arbeiten geht, zum Auffetten der Rente… Wenn ich aber ehrlich bin, könnte ich mir in dem Bereich noch eine weitere Variante vorstellen. Nämlich, dass Resi auf ihre alten Tage doch einmal etwas solider wird und sich einen Dauergefährten anschafft, mit dem sie alt werden kann und will. Und mit dessen sicher üppigeren Pension einen angenehmen Lebensstil pflegen kann. Ob sie dabei aber auf einen ihr Kindsväter zurückgreifen würde oder ein ganz anderes Exemplar Mann auswählen könnte, vermag ich nicht sicher zu sagen. Offensichtlich ist nur eines: an Kandidaten würde es bestimmt nicht mangeln, Resi ist noch immer eine rassige Person und über ihre Talente im horizontalen Bereich wurden unter der Hand Details erzählt, die manch biederes Menschenkind wohl erröten hätten lassen. Und solche Fähigkeiten verlernt frau bekannterweise nicht…
Ich bin schon gespannt wie es bei Resi weitergehen wird. Eine vielschichtige Persönlichkeit, mit ihrer Familie bekannt wie ein bunter Hund und doch nicht wirklich verschrien – keiner hier bei uns hätte es je gewagt auf Resis Kinder mit den Fingern zu zeigen! Sie wäre wie eine Furie über ihn hinweggebraust. Fast ist Resis Leben unsere ureigenste Seifenoper, immer tut sich was Neues und Aufregendes bei ihr. Fad wird es im Leben der schnellen Mama jedenfalls nie…
Nach einer wahren Begebenheit
© Vivienne